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Lorenzo 2020 zurück zu Ducati: Alles nur ein Märchen?

Von Günther Wiesinger
Jack Miller und Jorge Lorenzo: In Misano 2018 gemeinsam auf dem Podest

Jack Miller und Jorge Lorenzo: In Misano 2018 gemeinsam auf dem Podest

In Italien werden merkwürdige Gerüchte verbreitet. Jorge Lorenzo soll zu Pramac Ducati wechseln, Jack Miller ins Ducati-Superbike-Team. Alles frei erfunden?

So wie vor mehr als einem Jahr am Donnerstag beim Mugello-GP die Nachricht in die Welt gesetzt wurde, Jorge Lorenzo werde von Ducati Corse zu Petronas-Yamaha wechseln und Petronas werde die Plätze von Marc VDS Honda übernehmen, was sich alles als Märchen erwies, denn die Plätze kamen von Jorge Martinez und Lorenzo unterschrieb bei Repsol-Honda, so wurden auch heute beim GP von Österreich wieder ein paar überraschende Gerüchte in die Welt gesetzt.

Offenbar ließ ein einfallsreicher Kollege von SKY Italien nach einem Gespräch mit Lorenzo-Manager Alberto Valera den Ballon steigen, wonach Lorenzo nächstes Jahr zu Ducati zurückkehren könnte und dort im Pramac-Team geparkt werde.

Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung ist sehr, sehr überschaubar. Jack Miller, in Texas und in Brünn auf dem Podest stand, soll gemäß dieses wirren Konzepts in die Superbike-WM abgeschoben werden.

Die Spekulation in Italien: Jack Miller soll den SBK-Job von Álvaro Bautista übernehmen, der ein Angebot von Honda hat.

Doch Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti erklärte gegenüber SPEEDWEEK.com klipp und klar: «Wir werden 2020 bei Pramac mit Miller und Bagnaia fahren. Mit Pecco haben wir einen Vertrag für 2020, mit Jack sind wir uns einig, es geht gar nicht um seine Fahrergage, sondern um den Preis der Leasingraten für Pramac, weil wir dort nächstes Jahr erstmals zwei aktuelle Werksmaschinen für beide Fahrer ausliefern wollen.»

Bisher hatte zum Beispiel immer Petrucci und jetzt Miller ein aktuelles Bike, der zweite Fahrer ein Vorjahresmodell. 2018 fuhr also Petrucci die GP18, Miller eine GP17. Jetzt hat Miller eine GP19, Bagnaia eine GP18.

Also muss Pramac künftig tiefer in die Tasche greifen, denn der maximale Preis für ein Leasingpaket pro Fahrer ist mit 2,2 Millionen Euro gedeckelt. «Der Preisunterscheid zwischen einem Werksmotorrad und einer Vorjahresmaschine liegt bei 20 Prozent», erzählte Ciabatti.

Auch Jack Miller bestätigte am Donnerstag in Spielberg: «Ich habe heute mit Paolo Ciabatti ein Facetime-Telefongespräch geführt. Er hat mir bestätigt, dass ich zu 100 Prozent wieder im Pramac-Team eingeplant bin. Es gibt auch keinen anderen MotoGP-Platz für mich und keine andere Offerte.»

Dann ergänzte Miller schmunzelnd: «Ich weiß, dass Jorge einen HRC-Vertrag für die Saison 2020 hat. Jetzt hält er sich auf den Malediven oder sonstwo auf. Irgendwann werden wir erfahren, welche Pläne er hat.»

Jetzt kommen wir zum wichtigsten Teil dieses Märchens. Jorge Lorenzo verdiente bei Ducati 12,5 Millionen Euro im Jahr, bei Honda wird er vielleicht 6 Millionen kassieren. Petrucci bekam bei Pramac 2017 noch 200.000 Euro. Redding erhielt dort sogar nur 80.000 Euro Jahresgage. Jack Miller wird vielleicht momentan 400.000 Euro Gage kassieren.

Wie soll die Lorenzo-Gage in dieses Konzept passen, wenn Parmac-Chef Paolo Campinoti schon bei den Leasinggebühren bei Ducati knausert, da wird seit Monaten um 200.000 oder 300.000 Euro diskutiert.

Mit einem Satz: Lorenzo passt absolut nicht ins das Gehaltsschema von Pramac Ducati. Und außerdem hat man sich 2018 nicht gerade im besten Einvernehmen getrennt.

Ganz unangenehm ist Miller die verzögerte Entscheidung von Pramac und Ducati trotzdem nicht. Falls Lorenzo wirklich bei HRC die Flinte ins Korn wirft, könnte Miller bei Repsol-Honda ein Thema werden. Oder bei LCR-Honda, wenn Nakagami von HRC zu Repsol transferiert werden sollte. Aber diese Aussichten sind gering.

Außerdem ist Miller vor zwei Jahren bei HRC nach drei Aufbaujahren auf recht unsanfte Weise abserviert worden.

Marc Márquez: «Ich weiß nur, dass Jorge noch für ein Jahr einen Vertrag mit Honda hat. Aber Jorge ist Jorge – und er sagt, er ist kein großartiger Fahrer, sondern ein Champion. Er hat ein Ego und Ambitionen. Wenn er ein Champion ist, hat er das Weltmeister-Bike, dann muss er zurückkommen und sein Potenzial mit der Honda zeigen und damit an die Spitze kommen. Ich glaube, das ist sein Ziel. Er wird versuchen, diese Ziele zu verwirklichen. Wenn er es nicht schafft, dann erreicht er sein Ziel und seinen Traum nicht. Wenn du zu einem Projekt wie HRC kommst, dann willst du Rennen gewinnen und um die Weltmeisterschaft kämpfen.»

«Ich stimme Marc voll zu», meinte Andrea Dovizioso – mehr wollte er dazu nicht sagen. Und die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Lorenzo zu Ducati zurückkehrt, entgegnete Dovi nur mit grimmiger Miene: «Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Da müsst ihr Gigi Dall’Igna fragen.»

Valentino Rossi über das Gerücht einer Rückkehr von Lorenzo zu Ducati: «Wenn man über die Ergebnisse spricht, macht die Überlegung vielleicht Sinn, weil Jorge mit der Honda viele Probleme hat. Im Vorjahr war Jorge auf der Ducati stark, nachdem er einige Stürze und Pech hatte, ist er auf einen guten Speed gekommen. Aus dieser Perspektive macht eine Rückkehr Sinn, aber ich weiß nicht, ob es stimmt und ob an der Story was Wahres dran ist. Wie auch immer, Lorenzo ist im Honda-Werksteam und ich glaube, dass er dieses Motorrad auf irgendeine Weise fahren kann. Vielleicht muss er seinen Fahrstil anpassen. Und ich glaube, dass er auch wirklich Pech hatte, vor allem die erste Verletzung im Januar mit dem Flat-Track-Bike vor dem ersten Test war ein Desaster für ihn. Dieser Moment der Saison ist entscheidend, weil du das Motorrad in Sepang drei Tage lang ohne den Druck des Rennwochenendes fahren kannst. Er hat den ersten Test verpasst. Beim GP-Wochenende in Katar ist alles schwieriger, weil du in den kurzen Sessions keine Zeit hast und pushen musst. Jedes Mal, wenn er einen Fehler gemacht hat, ist er gestürzt und zog sich weitere Verletzungen zu. Es ist im Moment eine schwierige Situation. Aber ich glaube, dass er mit etwas mehr Zeit und Glück auf der Werks-Honda konkurrenzfähig sein kann.»

Cal Crutchlow fühlt sich wie in einer Seifenoper. «Wo träumen sich die Journalisten diese Storys zusammen? Diese Geschichten erinnern mich an eine Episode aus der britischen Soap Opera namens ‚East Enders‘.»

Der LCR-Honda-Pilot fühlt sich bestätigt: «Ich habe keine Ahnung, was Jorge plant. Ich habe vor einem Jahr angekündigt, dass Jorge Mühe mit der Honda haben wird. Da habe ich mich nicht geirrt. Und was seinen möglichen Wechsel zu Ducati betrifft: Ich bin egoistisch, deshalb will ich ihn nicht als Fahrer bei Ducati sehen. Er war letztes Jahr bei Ducati in einem Teil der Saison besser als ich. Ich ahnte, dass Jorge mit der Honda Problem haben würde. Und es stimmte, denn in dieser Saison war ich von Beginn weg stärker als er.»

Rennergebnis Brünn

1. Marc Márquez (Honda), 20 Rdn in 39:24,430 min
2. Andrea Dovizioso (Ducati) +2.452
3. Jack Miller (Ducati) +3.497
4. Alex Rins (Suzuki) +4.858
5. Cal Crutchlow (Honda) +6.007
6. Valentino Rossi (Yamaha) +9.083
7. Fabio Quartararo (Yamaha) +12.092
8. Danilo Petrucci (Ducati) +13.976
9. Takaaki Nakagami (Honda) +15.724
10. Maverick Viñales (Yamaha) +16.558
ferner:
15. Stefan Bradl (Honda) + 30,500

WM-Stand nach 10 von 19 Rennen:

1. Márquez, 210 Punkte. 2. Dovizioso 147. 3. Petrucci 129. 4. Rins 114. 5. Viñales 91. 6. Rossi 90. 7. Miller 86. 8. Quartararo 676. 9. Crutchlow 78. 10. Pol Espargaró 61. 11. Nakagami 57. 12. Morbidelli 52. 13. Mir 39. 14. Aleix Espargaró 31. 15. Iannone 21. 16. Lorenzo 19. 17. Zarco 18. 18. Oliveira 18. 19. Bagnaia 15. 20. Rabat 14. 21. Bradl 13.

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