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Brad Binder (KTM): «Ich habe gepusht ohne Ende»

Von Günther Wiesinger
Brad Binder in Jerez

Brad Binder in Jerez

MotoGP-Rookie Brad Binder (24) verblüffte die Gegner bei den beiden Jerez-Events mit seinem immensen Speed. Trotzdem kassierte er nur drei Punkte. Der KTM-Pilot muss wohl sein Temperament etwas zügeln.

Brad Binder hatte zwar beim Katar-Test von 22. bis 24. Februar mit Platz 9 als bester Red Bull-KTM-Werksfahrer aufhorchen lassen. Aber bei den November-Tests hatte der MotoGP-Rookie aus Südafrika teilweise mehr als drei Sekunden verloren, auch beim Misano-Test im Juni stand er im Schatten von Miguel Oliveira und Pol Espargaró.

Aber Binder ließ dann bereits am Freitag beim Spanien-GP am 17. Juli aufhorchen, als er im FP2 beim Spanien-GP die drittbeste Zeit fuhr. Im Rennen lag er nach zwei Runden bereits am Hinterrad seines Teamkollegen Pol Espargaró. Da traute die KTM-Mannschaft ihren Augen nicht. Bei einem Ausritt lag verlor der unerschrockene Moto3-Weltmeister von 2016 allerdings 26 Sekunden. Im Ziel fehlten ihm aber nach 25 Runden nur 29 Sekunden auf den Sieger. Seine Pace konnte sich also sehen lassen.

Binder bemerkte dann beim beim zweiten Jerez-Event, dem «Gran Premio Red Bull de Andalucia», er strebe einen Platz in den ersten drei Startreihen an, auch einen Podestplatz hätte er sich am liebsten gleich bei seinem zweiten MotoGP-Einsatz angefreundet.

Doch Binder zeigte sich dann im Rennen etwas übermotiviert, als er in der ersten Runde gleich in der Startrunde von Danilo Petrucci und Franco Morbidelli bedrängt wurde. Er touchierte das Hinterrad von Miguel Oliveira – und schoss den KTM-Portugiesen ab. Binder konnte das Rennen fortsetzen, flog aber auf Platz 12 bei Halbzeit durch einen wilden Highsider ab.

Das Fazit nach zwei Grand Prix: Nur drei Punkte trotz des ansehnliches Speeds, aus den Verletzungen von Márquez, Rins und Crutchlow kein Kapital geschlagen, nur Platz 2 hinter Alex Márquez in der Rookie-of-the-Year-Wertung.

«Wir waren alle froh, dass die lange Rennpause vorbei war», versicherte 15-fache GP-Sieger. «Es war schön, wieder zurück in der KTM-Box zu sein und das Team wieder zu treffen.»

Binder freut sich auch über die gute Zusammenarbeit mit seinem Factory-Teamkollegen Pol Espargaró. «Das klappt sehr gut, und das macht mir riesige Freude», schilderte Brad. «Mein Ziel ist es, bis zum Jahresende möglichst viel in der neuen Klasse zu lernen und bis zum Saisonende ein paarmal in guten Positionen ins Ziel zu kommen.»

Was hat Brad beim Umstieg von der 140 PS starken Moto2-Maschine auf die 285 PS starke 1000-ccm-V4-KTM am meisten beeindruckt? «Der Top-Speed war unglaublich. Aber generell die ganze Power dieses Bikes ist unbeschreiblich, die Bremskraft der Karbonbremsen, alles ist einen Schritt besser als in der Moto2. Die MotoGP ist viel, viel schwieriger, sie ist auch viel konkurrenzfähiger, die Zeiten liegen ganz dicht beisammen, und die Motorräder sind verdammt viel schneller.»

Brad Binder tritt als erster Südafrikaner in der MotoGP-Viertakt-Ära an, die 2002 begonnen hat. Seine Landsleute Dave Petersen und Kork Ballington mischten aber vor 40 Jahren in der 500-ccm-Weltmeisterschaft mit.

Binder empfindet diese Situation mit Stolz, er spürt aber auch Verantwortung. «Es ist fantastisch, als erster Südafrikaner seit langer Zeit in der ‚premier class’ zu fahren», hält der letztjährige Moto2-Vizeweltmeister fest. «Es hat viele Jahre gedauert, bis ich den Aufstieg geschafft habe. Aber jetzt haben wir dieses Ziel vollbracht. Bis zum Herbst möchte ich mich in der Rangfolge schrittweise verbessern.»

Bei den nächsten Rennen in Brünn (9. August) und Spielberg (16. und 23. August) will Binder die zwei Fehler vom Andalusien-GP, wo er den starken 7. Startplatz erreichte, ausmerzen. «Das Warm-up am Sonntag ist gut verlaufen. ich hatte eine gute Pace. Ich habe mich deshalb gut gefühlt, als das Rennen begonnen hat. Das Wochenende war bis dahin vielversprechend verlaufen. ich hatte dann ein guten Start, vielleicht sollte ich ‚leider‘ sagen, denn in der Kurve 1 hatte ich meine Linie gut geplant. Doch als ich umgelegt habe, habe ich innen nur einen roten Blitz gesehen. Ich konnte mir ausmalen, dass es eine Ducati sein musste, es war Danilo. Ich musste mein Bike etwas aufrichten, und bei diesem Manöver bin ich schnurstracks mit dem Bike von Miguel kollidiert. Ich habe diesen Crash sehr bedauert, ich war froh, dass sich Miguel nicht weh getan hat. Mein eigenes Rennen wurde dadurch schwierig, denn ich musste wie am ersten Sonntag ins Kiesbett ausweichen. Da ich bereits Mist gebaut hatte, habe ich nachher alles gegeben. Ich habe mich nicht zurückgehalten und gepusht ohne Ende. Dann ist mir in der Zielkurve das Vorderrad weggerutscht. Ich tat mein Bestes, um einen Sturz zu vermeiden, ich habe ein Knie links auf den Boden gedrückt, aber dadurch wurde das Hinterrad entlastet – und ich bin durch einen Highsider abgeflogen.»

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