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Ducati-Zukunft: Drohen jetzt magere Jahre?

Von Günther Wiesinger
Jack Miller: Auf ihm ruhen alle Ducati-Hoffnungen für 2021

Jack Miller: Auf ihm ruhen alle Ducati-Hoffnungen für 2021

Die MotoGP-Bilanz von Ducati fällt 2020 bescheiden aus. Aber ohne die Routiniers Dovizioso und Petrucci wird die Saison 2021 voraussichtlich nicht viel rosiger aussehen.

Ducati Corse zählt neben Honda, und Yamaha zu den Verlierern der MotoGP-Weltmeisterschaft 2020. Die Italiener haben zwar erstmals seit 2007 (dank Casey Stoner) die Marken-WM gewonnen, aber nur weil Yamaha nach dem Ventilskandal die 25 Punkte für den ersten Jerez-Sieg gestrichen wurden.

Nach den drei zweiten Plätzen dank Andrea Dovizioso hinter Marc Márquez in den Jahren 2017, 2018 und 2019 wäre Ducati eigentlich der logische WM-Nachfolger für 2020 gewesen.

Aber durch interne Querelen, durch eine undurchschaubare Personalpolitik wurde «Dovi» von den obersten Ducati-Chefs Domenicali und Gigi Dall‘Igna bereits in aller Öffentlichkeit demoralisiert und gedemütigt, bevor die Saison im Juli in Jerez richtig begann und bevor sich Marc Márquez seine folgenschwere Verletzung zuzog.

Klar, Dovi startete mit den Plätze 3 und 6 in Jerez nicht optimal in die Saison. Aber er hatte sich schließlich drei Wochen vor dem Saisonstart bei einem regionalen Motocross-Rennen einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Außerdem war Jerez noch nie ein gutes Pflaster für Ducati. Zukunftshoffnung Jack Miller riss dort mit einen vierten Platz und einem Nuller auch keine Bäume aus.
Was sich zwischen Ducati und Andrea Dovizioso und dessen Manager Simone Battistella abspielte, war ein entwürdigendes Schauspiel.

Natürlich können die Ducati-Manager das Versagen auf die Fahrer Doviziso undf Petrucci schieben, die sie aber irgendwann selbst engagiert haben udn die immerhin 2020 je ein Rennen gewonnen haben. Jack Miller hat das in drei Jahren bei Ducati nicht geschafft, 2019 und 2020 verfügte er bei Pramac immerhin über das neueste Werksmaterial.

Pecco Bagnaia, Moto2-Weltmeister 2018, hat trotz seines unbestrittenen Talents und Könnens in zwei Ducati-Jahren einen Podestplatz (Platz 2 in diesem Jahr in Misano) errungen, er hat die WM mit 47 Punkte als 16. beendet.

Dovizioso ist nach dem Sachsenring-GP 2019 bei Ducati in Ungnade gefallen, als er erstmals öffentlich die Schwächen der kapriziösen Desmosedici kritisierte.

Aber Ducati hat in diesem Jahr nur eine Trainingsbestzeit erreicht, mit fünf Werksfahrern nur zwei GP-Siege und total neun Podestplätze, Red Bull-KTM schaffte mit drei Piloten immerhin acht Podestplätze.

In der Fahrer-WM musste sich das Ducati-Team mit den WM-Rängen 4 (Dovizioso), 7 (Miller) und 12 (Petrucci) zufrieden geben.

Das vor einem Jahr von Ducati noch belächelte KTM-Werk hat drei Pole-Positions erzielt und drei MotoGP-Siege, insgesamt acht Potestplätze und hat mit Pol Espargaró (5.), Miguel Oliveira (9.) und Binder (11.) drei Fahrer unter die Top-11 der WM gebracht. Dazu wurde die Rookie of the Year-Wertung gewonnen und Platz 3 in der Team-WM errungen – vor dem viel gerühmten Ducati-Werksteam.

Eine erfolgreiche Saison schaut für das ruhmreiche Ducati-Werk anders aus.

Zu Erinnerung: Dovi gewann 2016 sechs Rennen, 2018 vier, 2019 zwei, 2020 eines.

Gigi Dall‘Igna ist im Oktober 2013 bei Ducati Corse als General Manager mit dem Ziel angetreten, seine ruhmreiche Karriere bald mit einem Titelgewinn in der MotoGP zu krönen. Die Verwirklichung dieses Ziels schien ihm bei Aprilia nicht möglich.

Doch schon Casey Stoner bemängelte bei seiner Rückkehr zu Ducati als Testfahrer, man höre nicht auf die Fahrer. Deshalb warf er den Krempel bald wieder hin.

Dass die Ducati Desmosedici auch im siebten Jahr von Gigi Dall’Igna, der in Italien eine immense Verehrung genießt, nicht immer und überall konkurrenzfähig war und die Fahrer mit teilweise extrem schwachen Quali-Ergebnissen in die Defensive zwang, lässt sich nicht leugnen.

Weil Dovizioso im August seine Trennung bekanntgab und Petrucci schon im Mai keinen neuen Vertrag mehr bekam, hat Ducati alle drei MotoGP-Teams (Ducati Team, Pramac Racing, Avintia Esponsorama) neu besetzt. Die Mannschaft wurde verjüngt und völlig auf den Kopf gestellt. Mit Jorge Martin, Enea Bastianini und Luca Marini wurden gleich drei Rookies aus der Moto2 engagiert. Das Werksteam bilden Jack Miller und Pecco Bagnaia, bei Pramac sind Martin und Zarco unter Vertrag.

Aber jetzt setzt Ducati auf die Jugend, es wird ein Generationenwechsel durchgeführt.

Aber es muss befürchtet werden, dass sich an den Ergebnissen nichts ändert, wenn nicht endlich auch an den Schwächen des Motorrads gearbeitet wird.

Yamaha hat 2020 mit viel weniger Motorleistung sieben Siege und neun Pole-Positions errungen.

Suzuki Ecstar ist als Underdog und ohne der Ducati-üblichen Überheblichkeit in der WM auf die Plätze 1 und 3 gefahren.

Wenn Honda 2021 in alter Stärke zurückkommt und KTM so konkurrenzfähig bleibt wie in diesem Jahr, blickt Ducati schweren Zeiten entgegen.

Denn die meisten Top-Teams haben künftig mehr bewährte Topfahrer in ihren Reihen als die Roten. Yamaha und KTM haben je drei GP-Sieger von 2020 im Aufgebot.

Bei Ducati kann von sechs Piloten nur Jack Miller (nach sechs Jahren in der Königsklasse) einen MotoGP-Sieg vorweisen, und zwar von 2016 im Regen von Assen auf einer Marc VDS-Honda.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Yamaha)
Brünn: Johann Zarco (Ducati)
Spielberg-1: Maverick Viñales
Spielberg-2: Pol Espargaró (KTM)
Misano-1: Maverick Viñales (Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Yamaha)
Catalunya: Franco Morbidelli (Yamaha)
Le Mans: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-2: Takaaki Nakagami (Honda)
Valencia-1: Pol Espargaró KTM)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (KTM)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Yamaha 9
KTM 3
Ducati 1
Honda 1
Suzuki 0
Aprilia 0

MotoGP-Podestplätze 2020

Yamaha 12
Morbidelli 5 (3x Platz 1, 1x Platz 2, 1x Platz 3)
Quartararo 3 (3x Platz 1)
Viñales 3 (1x Platz 1, 2x Platz 2)
Rossi 2 (1x Platz 3)

Ducati 9
Miller 4 (3x Platz 20, 1x Platz 3)
Dovizioso 2 (1x Platz 1, 1x Platz 3)
Petrucci 1 (2y Platz 1)
Zarco 1 (2x Platz 3)
Bagnaia 1( 2x Platz 2)

KTM 8
Pol Espargaró 5 (5x Platz 3)
Oliveira 2 (2x Platz 1)
Brad Binder 1 (1x Platz 1)

Suzuki 11
Mir 7 (1x Platz 1, 3x Platz 2, 3x Platz 16
Rins 4 (1x Platz 1, 2x Platz 2, 1x Platz 3)
Honda 2
Alex Márquez 2 (2x Platz 2)

Aprilia 0

 

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

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