MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Andrea Dovizioso: «Ducati? Nur Dall’Igna entscheidet»

Von Nora Lantschner
Andrea Dovizioso packt aus

Andrea Dovizioso packt aus

Seit 1. Januar 2021 steht der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister Andrea Dovizioso nicht mehr bei Ducati unter Vertrag, nun spricht er erstmals offen über die unschöne Trennung von seinem langjährigen Arbeitgeber.

In den vergangenen acht Jahren fuhr Andrea Dovizioso 14 seiner insgesamt 15 MotoGP-Siege auf Ducati ein, dazu 40 seiner 62 Podestplätze in der Königsklasse. Damit ist er der zweiterfolgreichste MotoGP-Pilot für den Hersteller aus Borgo Panigale – übertroffen nur von Casey Stoner.

Trotz der Erfolge hinterlässt vor allem das Ende der Zusammenarbeit einen bitteren Beigeschmack beim 34-jährigen Italiener: «Das Vorgehen war nicht transparent, im Gegensatz zu Petrucci, dem schon vor der Saison mittgeteilt worden ist, dass für ihn kein Platz mehr im Team war», klagt er im Interview mit der Sporttageszeitung La Gazzetta dello Sport an. «Es fehlte an Transparenz, das war kein loyales Verhalten. Ich hätte die Möglichkeit mit KTM auf eine andere Weise in Betracht gezogen.»

Im Falle von «Dovi» wollte Ducati aber fünf Grand Prix abwarten, ehe die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung mit dem Vizeweltmeister von 2017, 2018 und 2019 vertieft werden sollten. Man wollte sehen, wie sich die Situation entwickeln würde, erklärte etwa Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti. Dovizioso-Manager Simone Battistella teilte den Managern aus Borgo Panigale aber schon vor dem vierten Saisonrennen in Österreich (und dem ersten und einzigen Saisonsieg von Dovi) mit, dass sein Schützling daran kein Interesse mehr habe.

«Aber dann hat Gigi erklärt, dass er schon in dem famosen Meeting Mitte 2019, zwischen Sachsenring und dem Österreich-GP, verstanden hatte, dass es vorbei war», verwies Dovizioso auf eine Aussage von Gigi Dall’Igna, die dieser nach der Saison bei den Kollegen von GPOne.com getätigt hatte.

Der Ducati-Rennchef sagte dort allerdings, dass er beim angesprochenen Meeting erkannt habe, dass beide Seiten nicht mehr weiter zusammenarbeiten wollten. Dem widersprach Dovi nun entschieden: «Nein. Das hätte eigentlich ein technisches Meeting sein sollen. Es gab unterschiedliche Ideen, Reibungen, und wir wollten ein Treffen mit allen Ingenieuren. Es begann also wie ein technisches Meeting, endete aber in einer Art Auseinandersetzung zwischen uns beiden. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, aber Gigi fühlte sich… getroffen, attackiert. Aus meiner Sicht war das der Moment, in dem er die Türen geschlossen hat. Aber er hat das schweigend getan. Und das, was er jetzt sagt, bestätigt das. 2020 wurde aber über meine Motivation geredet… Jetzt wissen wir, dass das nicht der Wahrheit entsprach.»

Ein konkretes Angebot von Ducati hat es nie gegeben. «Aber es wurde gesagt, dass Dovizioso dies verlangte, Ducati aber nur jenes geben konnte… Das ist alles Blödsinn. Wir haben nie verhandelt, vor allem gab es nie ein Angebot. Daher haben wir auch nie ein niedriges Angebot abgelehnt. Das ist die Bestätigung dafür, dass es für Gigi schon 2019 zu Ende war», hält Dovi fest.

Dann ging der 24-fache GP-Sieger noch einen Schritt weiter: «Diese Entscheidungen kommen nur von Gigi. Man spricht von Ducati, aber das ist falsch. Alle Entscheidungen, die getroffen wurden, seit er dabei ist, sind seine. Wie Lorenzo anstelle von Márquez 2017. Zu Beginn der Saison 2016 bestand eine Chance, ihn zu holen, aber Gigi hatte schon entschieden, dass er Lorenzo wollte.»

Der 34-Jährige aus Forlì weiß aber auch um die Qualitäten von Dall’Igna. «Ich habe die Qualität und das Können eines Großteils der Ingenieure in der Ducati-Rennabteilung immer anerkannt. Sie sind hellwach, intelligent, italienisch», erzählte Dovi im Interview mit La Gazzetta dello Sport. «Sie versuchen immer, sich noch etwas einfallen zu lassen. Und Gigi ist aus meiner Sicht sehr, sehr gut darin, viel aus ihnen herauszuholen. Das ist ein enormer Pluspunkt. Aber ich hatte immer große Mühe, sie davon zu überzeugen, mir in der Entwicklung entgegenzukommen, obwohl ich ein ausgezeichnetes Verhältnis zu gewissen Ingenieuren aufgebaut hatte.»

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