Valentino Rossi sucht das Glück

Valentino Rossi: «Ich fahre nicht zum Zeitvertreib»

Von Nora Lantschner
Valentino Rossi will mit Petronas in die Top-5 der MotoGP-WM

Valentino Rossi will mit Petronas in die Top-5 der MotoGP-WM

Valentino Rossi spricht erstmals als Petronas-Yamaha-Fahrer und stellt vor der MotoGP-Saison 2021 klar, dass es ihm auch mit 42 Jahren und im Kundenteam nicht an Motivation mangelt.

Am Montag zeigte sich Valentino Rossi erstmals im neuen Look, am Mittwoch sprach er dann auch zum ersten Mal als Petronas-Fahrer zu den Pressevertretern. «Ich war von 2002 bis 2020 ein Werksfahrer, 19 Saisonen in der MotoGP. In meinen ersten zwei 500er-Jahren war ich aber in einer ähnlichen Situation, da war ich auch in einem Satellitenteam. Es stimmt, dass 20 Jahre vergangenen sind und die 500 ccm Klasse eine andere Welt war, ich fühlte mich damals aber sehr wohl», sagte der 42-Jährige zu seiner Ausgangslage für 2021.

«Von meinem Verständnis her werden weniger Leute am Bike arbeiten, aber auch die Arbeitsweise ist im Kundenteam ein bisschen anders. Du kannst mehr an die Performance für das Rennen am Sonntag denken, als an die Entwicklungsarbeit. Das kann gut sein. Denn im Werksteam ist es Teil deiner Arbeit, das Motorrad während der Saison und für die nächste Saison weiterzuentwickeln. Das nimmt dir viel Zeit», gab «Vale» zu bedenken. «Mit meiner technischen Situation bin ich glücklich, weil ich vollen Yamaha-Support genieße und dieses Team schon in den ersten zwei Saisonen bewiesen hat, dass sie Rennen gewinnen und ihre Fahrer an die Spitze bringen können. Ich erwarte ein sehr hohes Level und kann den Start der Saison kaum erwarten. Denn das ist mein Bild von außen, aber wir werden erst herausfinden müssen, wie wir am besten zusammenarbeiten. Ich bin für alles offen.»

Der «Dottore» geht in seine 26. Saison in der Motorrad-WM. Was erwartet er? «26 Jahre sind sehr lang», schmunzelte der neunfache Weltmeister. «Ich fahre aber nicht nur, um mir die Zeit zu vertreiben. Diese Saison ist für mich sehr wichtig, weil zwei Saisonen hinter mir liegen – 2019 und 2020 – die hinter meinen Erwartungen zurückblieben, vor allem von den Ergebnissen her. Die Ergebnisse werden der Schlüssel sein. Ich will versuchen konkurrenzfähig zu sein, stärker als in den vergangenen zwei Jahren, ich will um Podestplätze und Siege kämpfen und die ganze Saison über konkurrenzfähig sein – vom Anfang bis zum Ende.»

Nach der Saison 2021 wäre Valentino Rossi glücklich, falls…? «Falls ich in den Top-5 der WM-Tabelle liege», lautete seine klare Antwort. Auch mit 42 Jahren ist er überzeugt davon, Yamaha und dem Petronas Team noch viel geben zu können: «Das ist das Ziel.»

Was treibt den 115-fachen GP-Sieger an? Will er wieder gewinnen, seine Schüler im Zaum halten oder Yamaha beweisen, dass er noch auf dem Level eines Werksfahrers ist? «Vieles. Ich fahre aber nicht, um Yamaha etwas zu beweisen. Es geht mehr darum, wieder zu gewinnen. Im Vorjahr stand ich nur einmal auf dem Podium, ich würde gerne mehr Podestplätze einfahren. Dann der Kampf mit Franco [Morbidelli] und natürlich will ich versuchen, Pecco [Bagnaia] und Luca [Marini] hinter mir zu halten. Weil ich schnell sein will und versuchen will, viele Punkte zu sammeln, am Ende der Saison vorne dabei zu sein. Es gibt also jede Menge, das mich motiviert.»

Ist der zehnte WM-Titel auch noch ein Thema? «Meiner Meinung nach glauben alle, die in der Startaufstellung stehen, dass sie den Titel holen können. Ich auch, absolut», hielt Rossi fest. «Es ist schwierig, weil es viele Fahrer gibt, die sehr schnell sind. Es hängt aber von vielen Dingen ab: Wie das Motorrad läuft, wie ich im Team zurechtkomme, ob ich in Form bin. Ich fühle mich ziemlich gut in Form. Ich fahre also sicher, um zu versuchen zu gewinnen. Bin ich vom zehnten Titel besessen? Nein. Ich kann auch zufrieden sein, wenn ich wieder ein Rennen gewinne oder ein paar Podestplätze einfahre – eine Saison als Hauptdarsteller. Dann kann jeder selbst entscheiden, was das bedeutet.»

Und die Freude am Fahren? «Ich habe viele Fans, weil ich ihnen über einen langen Zeitraum – nicht immer, aber oft – Freude bereitet habe. Damit sie Spaß haben, muss man schöne Rennen zeigen, überholen, um die Podestplätze kämpfen. Das ist das Ziel – mehr als ich sollen sie Spaß haben», schmunzelte Vale.

Die Entscheidung über die Fortsetzung seine beeindruckenden MotoGP-Karriere soll dann in der Sommerpause fallen. «Ich will zunächst die halbe Saison fahren. Meine Entscheidung wird von den Ergebnissen abhängen. Wenn ich stark bin, um die Podestplätze und den Sieg kämpfen kann, dann kann ich auch ein weiteres Jahr anhängen. Ich werde im Sommer entscheiden», kündigte der neunfache Weltmeister an.

Der Gedanke an den Rückstritt macht ihm keine Angst. «Es ist keine einfache Entscheidung, aber alles hängt von den Ergebnissen ab», bekräftigte Rossi. «Wenn ich konkurrenzfähig bin und um den Sieg und die Podestplätze kämpfen kann, dann glaube ich, dass ich weitermachen kann. Das ist aber nur meine Vorstellung. Ich habe weder mit dem Team, noch mit Yamaha gesprochen. Vielleicht sagen sie mir auch, dass die Entscheidung nicht bei mir liegt», lachte er.

«Mein Leben wird sich nach dem Karriereende sicher verändern, aber ich mache mir da keine Sorgen. Ich weiß, dass ich eine sehr lange Karriere habe und dass ich happy bin. Und ich will ein Rennfahrer bleiben, im Rennwagen. Mein Leben wird sich also verändern, aber hoffentlich nicht allzu sehr», ergänzte der 42-Jährige schmunzelnd.

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