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Aaron Gobert: «Go Show hat die Prüfung bestanden»

Von Günther Wiesinger
Anthony Gobert (rechts), links am Steuer Bruder Aaron

Anthony Gobert (rechts), links am Steuer Bruder Aaron

Aaron Gobert hat seinen verschollenen Bruder Anthony nach zehn Jahren in Australien aufgespürt. Jetzt unternimmt er alles, um den Ex-Rennfahrer wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen.

Der Australier Aaron Gobert (40) begleitet seinen auf die schiefe Bahn geratenen Bruder Anthony «Go Show» Gobert, der 1997 bei Lucky Strike-Suzuki die 500er-WM bestritt und dann nach einem ersten Drogen-Skandal 1999 für das Schweizer Halbliter-GP-Team MZ Weber engagiert wurde, auf dem Weg zurück in die Normalität.

Gobert war nach Alkohol- und Drogen-Eskapaden nach einer Prügelei in Australien im Gefängnis gelandet und galt jahrelang als verschollen. Vor zehn Tagen hat Ex-Rennfahrer Aaron (40) seinen älteren Bruder einen Tag nach dessen 46. Geburtstag an der Gold Coast im Bundesstaat Queensland aufgespürt. «Dann sind wir erstmals seit zehn Jahren gemeinsam auf einer Couch gesessen», berichtete «Azza96».

Aaron Gobert hat mit Hilfe der Website «GoFundMe» eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um dem populären Kämpfer Anthony Gobert den Start in ein neues Leben zu ermöglichen. Die Anteilnahme am Schicksal von «Go Show», der acht Superbike-WM-Läufe gewonnen hat, ist riesig.

Am vergangenen Samstag trafen sich die Brüder neuerlich an der Gold Coast, wo Aaron jetzt einige Tage mit seinem Bruder verbringt. Er will mehr über die triste Vergangenheit seit der Trennung erfahren und die Gewissheit haben, dass «Go Show» den Drogen und dem Alkohol endgültig abgeschworen hat.

Am letzten Samstag zeigte Anthony ein paar Scooter-Jungs in der Nähe des Strands von Surfers Paradise, wie man ordentliche Burn-outs macht.

«Dann sind wir zu ‚Taco Bell‘ in Southport gefahren, haben ein Mittagessen eingenommen und sind zu dem Zimmer zurückgekehrt, das Anthony gemietet hat», schilderte Aaron. «Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten. Ich habe ihm eingeschärft, dass ich nicht ohne ihn abreisen werde und er seine Tasche packen soll. Er war überrascht und hat sich nach dem Grund erkundigt. Er hat die Entscheidung hinausgezögert; nach vier Stunden habe ich mich gefragt, ob er mich einfach loswerden will, damit er wieder Unfug treiben kann. Also bin ich sitzen geblieben und habe gewartet. Er fragte immer wieder, warum wir die Gold Coast verlassen, er wollte nicht weg. Ich habe ihm erklärt, dass ich seine Miete vorausbezahlt habe und er sein Zimmer jederzeit wieder beziehen kann, sobald wir zurückkommen. Ich sagte ihm: ‘Gib dir einen Ruck!‘ Ich spürte, dass er sich an diesem Rückzugsort einfach sicher fühlt. Das hat mich gefreut, denn eine Woche vorher wusste er nicht einmal, ob er dort bleiben könne, weil ihm das Geld für die Miete gefehlt hat. Ich machte ihm den Vorschlag, wir sollten losfahren, und wenn ihn irgendwann unterwegs ein mulmiges Gefühl beschleichen würde, könnten wir ja umdrehen. Er hat nicht geantwortet. Wir saßen noch einmal eine halbe Stunde zusammen, dann ging er in sein Zimmer und kam mit einer kleinen Tasche zurück. Da war sein ganzer Besitz drinnen. Dann erkundigte er sich: ‚Wohin fahren wir?‘»

Aaron Gobert wusste es selber nicht genau. «Ich schlug vor, wir sollten die Dinge während der Fahrt auf uns zukommen lassen. Drei Tage und 3000 km später waren wir zurück an der Gold Coast.»

Aaron wollte nur beobachten, wie sich «Go Show» abseits seines gewohnten Umfelds verhalten und ob er unterwegs irgendwelche Geheimnisse entdecken würde. Er erzählte danach einige Storys, die unter die Haut gehen.

«Am Samstagvormittag hat mich Anthony zu seinem Doktor gebracht. Dort habe ich zu meiner Erleichterung erfahren, dass gesundheitlich alles okay ist. ‚Go Show‘ wollte mir beweisen, dass ihm meine Hilfe willkommen ist», schilderte Aaron. «In den drei gemeinsamen Tagen im Auto habe ich alles über meinen Bruder erfahren. Wir hatten keine Eile. Wir haben uns alle neuen Geschichten erzählt und die alten aufgewärmt. Wir haben uns amüsiert bei den Gedanken an Storys aus der Vergangenheit. Ich weiß jetzt: Wenn ein verstecktes Problem existiert, können wir es gemeinsam lösen. Wir lassen uns von diesem Weg nicht mehr abbringen! Ich spüre jetzt, wie seine Persönlichkeit wieder zum Vorschein kommt. Er ist immer noch die gleiche Person, derselbe Bruder, wie ich ihn in Erinnerung habe.»

Anthony versicherte seinem jüngeren Bruder, er sei dankbar, dass er nach den einsamen Jahren in sein Leben zurückgekehrt sei. Er versprach, keinen Blödsinn mehr zu machen.

«Im Gegenzug habe ich ihm versprochen, dass ich ihn nicht im Stich lassen werde. Anthony hat noch erwähnt, dass er kommenden Freitag beim Arzt sein Blut untersuchen lassen und mir die Ergebnisse zeigen wird», berichtete Aaron auf Facebook. «Ich bin stolz auf ihn! Wir haben an den drei Tagen keine einzige Meinungsverschiedenheit gehabt. Das war meine Prüfung mit ihm. Er hat sie bestanden.»

In den Sozialen Medien wird natürlich die Frage gestellt, ob «Go Show» wirklich in der Lage sei, bald wieder ein normales Leben zu führen.

«Jeder kann seine eigene Meinung dazu haben», meint Aaron. «Aber jeder soll zuerst die Wahrheit und die Tatsachen kennen, bevor er sich eine Meinung bildet. Gleichzeitig weiß ich die tatkräftige Unterstützung durch ‚GoFundMe‘ sehr zu schätzen. Wir erleben sehr viel positiven Support. Manche Postings waren hilfreich, weil ich ‚Bar‘ dazu fragen konnte. Ich hoffe jetzt, dass wir eines Tages wieder richtig gute gemeinsame Zeiten erleben werden – gemeinsam mit allen Fans und Supportern.»

«Das ist unsere erste gemeinsame Woche seit 15 Jahren! Und wir genießen sie», fuhr Aaron fort.

Anthony hatte auch nichts gegen ein erstes gemeinsames Bild seit mehr als zehn Jahren. «Das Bild zeigt uns im Auto nach den Burn-out-Lektionen am vergangenen Samstag.»

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