MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Sieger Jack Miller: «Jemand muss mich zwicken»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller hat bei den letzten beiden Rennen 50 Punkte einkassiert, WM-Leader Quartararo nur 19. Und mindestens fünf Fahren können sich Titelchancen ausrechnen.

Fast fünf Jahre hatten Jack Miller nach seinem Assen-Regen-Triumph 2016 (mit der Marc VDS Honda) auf den zweiten MotoGP-Sieg warten müssen, jetzt gewann er zweimal hintereinander. Eine bemerkenswerte Parallele zu seinem Ducati-Vorgänger Andrea Dovizioso, der 2009 auf der Repsol-Honda erstmals in Donington im Regen siegte, und dann mit der Ducati bis Sepang 2016 sogar sieben Jahre lang auf den nächsten Erfolg warten musste.

Der Lenovo-Ducati-Star war als WM-Zwölfter (nach zwei bescheidenen neunten Rängen) aus Katar zurückgekehrt. Nach dem Jerez-Sieg lag er in der WM an sechster Position, jetzt lauert der «Thriller Miller» auf dem vierten WM-Rang – nur noch 16 Punkte hinter Leader Fabio Quartararo.

«JackAss» Miller steckte sogar zwei Long-Lap-Penaltys wegen überhöhter Geschwindigkeit in der Boxengasse locker weg. Und er fand bei allen Verhältnissen den richtigen Speed. «Wir hatten trockene Bedingungen, dann Regen, dann gemischte Verhältnisse, auch der Wind war ein wichtiger Faktor in diesem Rennen», seufzte der jetzt dreifache MotoGP-Sieger. «Es war auf jeden Fall ein langes Rennen… Kurz nachdem Fabio nach dem Start in Führung gegangen ist, hat es zu tröpfeln begonnen. Ich lag auf Platz 1, bis mich Maverick geschnappt hat. Ich habe rasch gekontert, aber er ist wieder vorbei gefahren. Dann ist Fabio an mir vorbei geschossen. Ich habe zum Himmel geblickt und gedacht: ‚Jetzt kommt ein richtig heftiger Regen.‘ Wir sahen in der Kurve 8 die ersten Tropfen, auf der Gegengeraden sind wir sozusagen in eine Regenwand gefahren.»

Miller: «Fabios Bike rutschte in der ersten Schikane, in der zweiten Schikane habe ich alles versucht, um mein Motorrad irgendwie abzubremsen, ich habe beide Räder zum Blockieren gebracht. Ich bin ins Kiesbett gefahren und habe dann alle Hände voll zu tun gehabt, um die Kiste noch um die Kurve zu bringen.»

Miller traute seinen Augen nicht, als er einen doppelten Long-Lap-Penalty bekam. «Dummerweise habe ich der Long-Lap das ganze Wochenende keine Beachtung geschenkt. Als ich im Rennen erstmals dort eingebogen sind, sah der Asphalt sehr rutschig aus. Ich passte also auf, der zweite ging dann schneller vonstatten. Ich habe nicht sehr viel Zeit damit verloren, ich habe nachher allmählich wieder aufgeholt.»

Es führte dann vorübergehend Marc Márquez, der Honda-Star stürzte jedoch in Runde 8. Miller übernahm in Runde 11 von Quartararo wieder das Kommando.

«Ich bin nachher einsam vorne gewesen. Wenn ich aus der Kurve 8 rausfuhr oder in der Zielkurve war, konnte ich den Abstand zu Johann Zarco am Schluss gut abschätzen», schilderte Jack. «Ich sah ihn kommen. Aber ich konnte ihn gut kontrollieren, ich habe gute Unterstützung von der Traction-Control bekommen… Ja, ich habe zwischendurch überlegt, ob ich noch einmal an die Box fahren und auf Slicks umsteigen sollte, aber die Boxengasse hier ist einfach zu lang. Das stand deshalb außer Frage. Es waren ja nur noch sieben Runden zu fahren. Also bin ich heimgerollt. Und jetzt muss mich jemand zwicken. Ich glaube, ich träume.»

Ergebnisse MotoGP Le Mans/F, 16. Mai

1. Jack Miller, Ducati, 27 Runden in 47:25,473 min
2. Johann Zarco, Ducati, +3,970 sec
3. Fabio Quartararo, Yamaha, +14,468
4. Pecco Bagnaia, Ducati, +16,172
5. Danilo Petrucci, KTM, +21,430
6. Alex Márquez, Honda, +23,509
7. Takaaki Nakagami, Honda, +30,164
8. Pol Espargaró, Honda, +35,221
9. Iker Lecuona, KTM, +40,432
10. Maverick Viñales, Yamaha, +40,577
11. Valentino Rossi, Yamaha, +42,198
12. Luca Marini, Ducati, +52,408
13. Brad Binder, KTM, +59,377
14. Enea Bastianini, Ducati, +1:02,224 min
15. Tito Rabat, Ducati, +1:09,651
16. Franco Morbidelli, Yamaha, 4 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 10 Runden zurück
– Aleix Espargaró, Aprilia, 12 Runden zurück
– Miguel Oliveira, KTM, 15 Runden zurück
– Alex Rins, Suzuki, 15 Runden zurück
– Lorenzo Savadori, Aprilia, 16 Runden zurück
– Joan Mir, Suzuki, 23 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 5 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo 80 Punkte. 2. Bagnaia 79. 3. Zarco 68. 4. Miller 64. 5. Viñales 56. 6. Mir 49. 7. Aleix Espargaró 35. 8. Morbidelli 33. 9. Nakagami 28. 10. Pol Espargaró 25. 11. Binder 24. 12. Rins 23. 13. Bastianini 20. 14. Alex Márquez 18. 15. Martin 17. 16. Petrucci 16. 17. Marc Márquez 16. 18. Bradl 11. 19. Rossi 9. 20. Oliveira 9. 21. Marini 9. 22. Lecuona 8. 23. Savadori 2. 24. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 110 Punkte. 2. Yamaha 107. 3. Suzuki 53. 4. Honda 43. 5. KTM 38. 6. Aprilia 35.

Stand Team-WM:

1. Ducati Lenovo 143. 2. Monster Energy Yamaha 136 Punkte. 3. Pranac Racing 86. 4. Suzuki Ecstar 72. 5. Repsol Honda 48. 6. LCR-Honda 46. 7. Petronas Yamaha SRT 42. 8. Aprilia Racing Team Gresini 37. 9. Red Bull KTM Factory Racing 33. 10. Esponsorama Racing Ducati 29. 11. Tech3 KTM Factory Racing 24.

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