MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Pramac Ducati: Erster GP-Sieg in der 17. Saison?

Von Günther Wiesinger
In den letzten Jahren schrammten Fahrer wie Petrucci, Miller und Bagnaia bei Pramac oft knapp am ersten GP-Sieg vorbei. Nach 24 Podestplätzen ohne Sieg sollen es Johann Zarco und Jorge Martin richten.

Als Jack Miller 2019 bei Pramac-Ducati immer stärker wurde und Danilo Petrucci im Werksteam neben Andrea Dovizioso in der zweiten Saisonhälfte etwas schwächelte, wurde Jack Miller ab dem Aragón.GP im September von den Medien immer wieder als Kandidat für das Werksteam 2020 erwähnt. Pramac-Teammanager Francesco Guidotti dementierte diese Gerüchte damals immer wieder gegenüber SPEEDWEEK.com. Und selbst am Samstag beim WM-Finale in Valencia versicherte Pramac-Teambesitzer Paolo Campinoti eine knappe Stunde nach dem Rennen gegenüber SPEEDWEEK.com: «Mach’ dir keine Sorgen. Jack Miller wird auch 2020 für uns fahren.»

Campinoti wehrte sich damals vehement gegen einen Transfer des Australiers ins Factory Ducati-Team, denn «JackAss» sollte in der 16. Saison von Pramac und Ducati 2020 endlich den ersten MotoGP-Sieg für das traditionsreiche Kundenteam abliefern.

Ein Jahr später kassierte Ducati Corse den Aussie aber unweigerlich ein, Pramac fährt in diesem Jahr mit Johann Zarco und Jorge Martin, der in Mugello nach seinen sieben Knochenbrüchen von Portimão durch Ducati-Testfahrer Michele Pirro ersetzt wird.

Seit dem Aragón-GP Ende September wurde in den italienischen Medien immer wieder kolportiert, Jack Miller werde anstelle des enttäuschenden Danilo Petrucci 2020 im Ducati-Werksteam fahren.

Pramac-Ducati-Teammanager Francesco Guidotti betonte schon bei den Übersee-Rennen im Oktober 2019 geghenüber SPEEDWEEK.com, diese Meldungen entsprächen nicht den Tatsachen. Aber die Gerüchte verstummten nicht, bis Campinoti beim Finale in Valencia Klartext sprach.

Der joviale Pramac-Besitzer und wohlhabende Generatorenhersteller wehrte sich gegen einen Transfer. Denn er wusste genau: Mit dem WM-Achten Jack Miller konnte Pramac endlich den heiß ersehnten ersten MotoGP-Sieg mit Ducati einheimsen.

Eine ganzen Reihe von Stars gelang bei Pramac-Ducati kein GP-Sieg: Barros, Elias, Guintoli, Aleix Espargaró, Kallio, Capirossi, de Puniet, Barbera, Iannone, Spies, Pirro, De Angelis, Hernandez, Petrucci und Redding und dann Miller und Bagnaia rückten in der Vergangenheit bei Pramac aus.

2021 sollen Zarco (bisher zehn MotoGP-Podestplätze, kein Sieg) oder der verletzte Jorge Martin die Pramac-Truppe in Siegerlaune bringen.

Der mühselige Start 2005

Seit dem Jahr 2005 tritt das italienische Pramac-Team von Paolo Campinoti in der MotoGP-WM als Kundenteam von Ducati an. Für einen Sieg hat es mit den Roten aus Borgo Panigale trotz erstklassiger Fahrer und zahlreicher Podestplätze nie gereicht.

«Aber 2016 hätten wir in Assen statt Miller mit Danilo Petrucci gewonnen, wenn damals nicht ein Problem aufgetreten wäre», sagt Campinoti, der ausgezeichnet Deutsch spricht und sein Geld mit der Herstellung von Generatoren verdient.

Zwei MotoGP-Siege hat Pramac allerdings errungen. «Mit Makoto Tamada auf Honda 2004 in Rio und Japan», blickt Campinoti zurück. Damals gab es ein Joint Venture mit dem MotoGP-Honda-Team von Sito Pons, der als Teambesitzer auftrat.

An das erste MotoGP-Jahr mit Ducati blickt Campinoti mit leichtem Schmunzeln zurück. «2005 war das dritte Jahr von Ducati in der MotoGP-WM. Wir hatten nur einen Teamplatz und ein Joint Venture mit Teambesitzer Luis d’Antin, unser Pilot war Roberto Rolfo. Außerdem mussten wir mit Dunlop-Reifen vorliebnehmen», erinnert sich der Italiener. «Wir hatten also alle Zutaten, die Voraussetzung für den Misserfolg waren…»

2018 kämpfte Alma Pramac Ducati um den Platz des besten Privatfahrers, Danilo Petrucci blieb jedoch als WM-Achter zehn Punkte hinter Cal Crutchlow, obwohl der Brite der für die letzten zwei Rennen ausfiel.

Jack Miller stand mit der 2017-Ducati in der Saison 2018 immerhin dreimal in der ersten Startreihe, in Argentinien sogar auf der Pole-Position. In der Saison 2019 sicherte sich der schnelle Australier fünf Podestplätze – jeweils als Dritter.

2020 wollte «JackAss» seinen zweiten MotoGP-Sieg nach Assen 2016 (auf der Marc VDS-Honda) und den ersten im Trockenen und den ersten mit Ducati feiern, um sich einen Platz im Ducati-Werksteam für 2021 zu sichern. «Am liebsten würde ich den Phillip-Island-GP gewinnen», sagte er. Aber dieser wurde wegen der Pandemie abgesagt, und «JackAss» wurde auch ohne Sieg als WM-Achter ins Werksteam befördert.

2019 steuerte Miller bei Pramac Miller eine Desmosedici GP19, Rookie Pecco Bagnaia musste damals mit einer 2018-Desmosedici vorliebnehmen.

Seit dem Vorjahr sitzen jeweils beide Pramac-Asse auf aktuellen Werksmaschinen.

Der Preisunterschied beim Leasing zwischen einer GP20-Gebrauchtmaschine (wie sie Marini und Bastianini bei Esponsorama Ducati fahren) und einer aktuellen Ducati GP21 dürfte sich auf ca. 1 Million Euro belaufen.

In der aktuellen Saison marschieren nicht weniger als 19 aktuelle 2021-Werksmaschinen auf: Je vier von Ducati, Honda und KTM, drei von Yamaha, dazu zwei Suzuki und zwei Aprilia – also insgesamt 19 von 22 Piloten. Nur Morbidelli (Petronas) und Marini sowie Bastianini (bei Esponsorama Ducati) erhalten Gebrauchtmotorräder.

Die Erfolge des Ducati-MotoGP-Werksteams seit 2003

2003

Neun Podestplätze (1x Sieg, 2x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 4 mit 177 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 6 mit 128 Punkten

2004
Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 9 mit 117 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 14 mit 71 Punkten

2005
Vier Podestplätze (2x Sieg, 1x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 6 mit 157 Punkten
Carlos Checa WM-Rang 9 mit 138 Punkten

2006
Neun Podestplätze (4x Sieg: Troy Bayliss siegte als Ersatzfahrer in Valencia, 4x
zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 3 mit 229 Punkten
Sete Gibernau WM-Rang 13 mit 95 Punkten

2007
18 Podestplätze (11x Sieg, 4x zweiter Platz, 3x dritter Platz)
Casey Stoner Weltmeister mit 367 Punkten
Loris Capirossi WM-Rang 7 mit 166 Punkten

2008
Elf Podestplätze (6x Sieg, 3x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 2 mit 280 Punkten
Marco Melandri WM-Rang 17 mit 51 Punkten

2009
Neun Podestplätze (4x Sieg, 1x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 220 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 13 mit 104 Punkten

2010
Zehn Podestplätze (3x Sieg, 2x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 225 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 7 mit 163 Punkten

2011
Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 7 mit 139 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 8 mit 132 Punkten

2012
Zwei Podestplätze (2x zweiter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 6 mit 163 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 122 Punkten

2013

Kein Podestplatz
Andrea Dovizioso WM-Rang 8 mit 140 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 126 Punkten

2014:
Drei Podestplätze (1x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 187 Punkten
Cal Crutchlow WM-Rang 13 mit 74 Punkten

2015:
Neun Podestplätze (5x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Andrea Iannone WM-Rang 5 mit 188 Punkten
Andrea Dovizioso WM-Rang 7 mit 162 Punkten

2016:
Zehn Podestplätze (2x erster Platz, 3x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 171 Punkten
Andrea Iannone WM-Rang 9 mit 112 Punkten

2017:
15 Podestplätze (6x erster Platz, 4x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 261 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 7 mit 137 Punkten

2018:
13 Podestplätze (7x erster Platz, 4x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 245 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 9 mit 134 Punkten

2019: 12 Podestplätze (3x erster Platz, 3x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 269 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 6 mit 176 Punkten

2020
Drei Podestplätze (2x erster Platz, 1x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 4 mit 135 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 12 mit 78 Punkten

2021
Fünf Podestplätze (2x erster Platz, 2x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Francesco Bagnaia Zwischenrang 2 mit 79 Punkten
Jack Miller Zwischenrang 4 mit 64 Punkten

Ducati: 53 MotoGP-Siege

Casey Stoner
23 Siege (2007: Doha, Istanbul, Shanghai, Barcelona, Donington Park, Laguna Seca, Brünn, Misano, Phillip Island, Sepang; 2008: Doha, Donington Park, Assen, Sachsenring, Phillip Island, Valencia; 2009: Doha, Mugello, Phillip Island, Sepang; 2010: Aragón, Motegi, Phillip Island)

Andrea Dovizioso
14 Siege (2016: Sepang; 2017: Mugello, Barcelona, Spielberg, Silverstone, Motegi, Sepang; 2018: Doha, Brünn, Misano, Valencia; 2019: Doha, Spielberg; 2020: Spielberg 1)

Loris Capirossi
sieben Siege (2003: Barcelona; 2005: Motegi, Sepang; 2006: Jerez, Brünn, Motegi; 2007: Motegi)

Jorge Lorenzo
drei Siege (2018: Mugello, Barcelona, Spielberg)

Danilo Petrucci
zwei Siege (2019: Mugello; 2020: Le Mans)
Jack Miller: zwei Siege (2021: Jerez, Le Mans)

Troy Bayliss
ein Sieg (2006: Valencia)

Andrea Iannone
ein Sieg (2016: Spielberg)

Pramac Ducati: 24 Podestplätze

2007: Alex Barros (Mugello)
2008: Toni Elias (Brünn und Misano)
2015: Danilo Petrucci (Silverstone)
2016: Scott Redding (Assen)
2017: Danilo Petrucci (Mugello, Assen, Misano, Motegi)
2018: Danilo Petrucci (Le Mans)
2019: Jack Miller (Austin, Brünn, Aragón, Phillip Island, Valencia)
2020: Jack Miller (Spielberg 1, Spielberg 2, Valencia 2, Portimão); Francesco Bagnaia (Misano 1)
2021: Johann Zarco (Doha 1, Doha 2, Le Mans); Jorge Martin (Doha 2)

Avintia Esponsorama Ducati

(Seit den letzten fünf Rennen 2014, ein Podestplatz)

2020: Johann Zarco (Brünn)

Aspar Ducati:

2016 bis 2018, kein Podestplatz

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