Valentino Rossi sucht das Glück

Schlappe Resultate: Was ist los mit Maverick Viñales?

Von Günther Wiesinger
Hochzeit mit Raquel, Tochterfreuden mit Nina in dieser Woche – privat schwebt Maverick Viñales auf Wolke 7. Aber beruflich steht er klar im Schatten seines neuen Yamaha-Teamkollegen Quartararo.

Maverick Viñales hat 2013 im privaten Calvo-Team auf KTM die Moto3-Weltmeisterschaft gewonnen, 2014 gewann er gleich sein zweites Rennen in der Moto2-WM in Texas. Er heimste zwei weitere Siege (in Phillip Island und Sepang) ein, dazu vier zweite und einen dritten Rang, das reichte für den schnellen Rookie auf Anhieb für den dritten Gesamtrang in der Moto2-WM-Klasse. Danach unterschrieb er bei Suzuki für die MotoGP-Weltmeisterschaft – und galt als kommender Weltmeister.

Doch seither hat Maverick nie wirklich in den Titelkampf eingegriffen. Nach zwei Suzuki-Jahren wechselte er für eine Traumgage ins Yamaha-Werksteam, wo er 2017 den Platz des dreifachen MotoGP World Champions Jorge Lorenzo einnahm, als dieser zu Ducati ging. In drei der ersten fünf Yamaha-Jahre gelang Viñales jeweils nur ein GP-Sieg (!) pro Saison. Er schaffte bisher nicht einmal einen zweiten WM-Rang, zweimal reichte es immerhon zum dritten WM-Rang – 2017 und 2019.

Auffallend: Dreimal in dieser Zeit krönte sich Maverick zum Wintertest-Champion. Allmählich hat er sich den Ruf des Trainings-Weltmeisters eingehandelt, dessen Stärke die einzelne schnelle Runde ist, der aber in den Rennen die Zweikampfstärke vermissen lässt.

Diese Behauptung wird durch einen Blick auf den BMW Qualifier Award gestützt: Hier werden alle Quali-Ergebnisse der Saison zusammengezählt, und in dieser Wertung landete der Yamaha-Star bereits zweimal auf dem zweiten Gesamtrang.

Auch eine andere Statistik offenbart eine verbesserungswürdige Renn-Performance von Viñales: Er hat in 93 MotoGP-Einsätzen zwölf Pole-Positions erobert, aber nur 9 GP-Siege.

Bei Valentino Rossi schaut diese Bilanz diametral anders aus: 55 Pole-Positions, aber 89 MotoGP-Siege.

In regelmäßigen Abständen krempelt Viñales deshalb sein Umfeld um. Nach 2018 tauschte er seinen Crew-Chief Ramon Forcada gegen Esteban Garcia, der ihn schon in der Moto3 und bei Suzuki begleitet hat. Dazu tauschte er für 2019 die Startnummer 25 gegen die Startnummer 12, die er zu Beginn seiner Laufbahn verwendet hat.

Immer wieder betonte der insgesamt 25-fache GP-Sieger, er werde sich jetzt am Freitag und Samstag vermehrt um das Renn-Set-up kümmern. Aber er fiel immer wieder in den alten Trott zurück.

Nach den beiden zweiten Plätzen in Jerez beim Saisonstart 2020 war Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis überzeugt, Viñales habe jetzt den richtigen Weg gefunden. Aber das nächste Tief ließ nicht lange auf sich warten. Während Morbidelli (jetzt mit Crew-Chief Forcada!) und Quartararo auf Yamaha je drei Rennen gewann, brachte Viñales trotz der Abwesenheit von Marc Márquez auch im Vorjahr nur einen GP-Sieg zustande.

Dass Joan Mir gleich in seiner zweiten MotoGP-Saison Weltmeister wurde, noch dazu auf der von Viñales seit 2016 verschmähten Suzuki, brachte den Yamaha-Werksfahrer natürlich ins Grübeln.

Das alte Lied: Merkwürdige Reifenwahl, vermurkste Starts, langsame erste Rennrunden, undurchsichtige Erklärungen, misslungene Aufholjaden prägten das Geschehen.

Viñales braucht wie einst Max Biaggi einen Blitzstart, um sich maximal entfalten zu können. Sobald er in Fights verwickelt ist, kann er seine runden Linien und den hohen Kurvenspeed nicht mehr fahren, dann passen auch und seine Übersetzungen nicht mehr ideal für Top-Rundenzeiten.

Auch bei den jüngsten Wintertests glänzte Viñales. Er sicherte sich aber seither bei den ersten fünf Grand Prix nur folgende Quali- und Rennergebnisse:

Viñales-Performance in der Saison 2021

Doha 28. März: 3-1
Doha 4. April: 3-5
Portimão 18. April: 12-11
Jerez 2. Mai: 7-7
Le Mans 16. Mai: 2-10

Dieser Überblick beweist: Viñales ist fast nie in der Lage, seine Startposition zu verbessern. In Katar-1 gelang es, weil die Ducati-Stars am Ende Sprit sparen mussten.

Der 26-jährige Spanier hat schon seit 2017 nach schlechten Ergebnissen am Freitag und Samstag immer wieder einen depressiven Eindruck hinterlassen.

Der zweilfellos begnadete Rennfahrer Viñales hat bis heute nicht das nötige Selbstvertrauen gefunden, um nach Rückschlägen rasch genug wieder genug Mumm zu finden. Er hat für solche Phasen kein Rezept, das unterscheidet ihn von unbeschwerteren Typen wie Miller, Bagnaia, Quartararo, Mir, Zarco, Morbidelli, Binder und so weiter.

Ein eklatantes Beispiel: Beim Portugal-GP 2021 wurden Bagnaia (gelbe Flagge missachtet) und Viñales («exceeding track limits») wegen der gestrichenen Bestzeiten auf die Startplätze 11 und 12 zurückversetzt. Ducati-Held Bagnaia donnerte am nächsten Tag wacker und unbeirrt auf Platz 2 nach vorne, Viñales trödelte auf Platz 11 ins Ziel!

Man muss kein Prophet sein, um sich auszumalen, dass sich bei Yamaha die Geduld mit dem Spanier langsam zu Ende geht. Doch er durfte seinen neuen Vertrag bis Ende 2022 unterschreiben, ehe Morbidelli 2020 seinen beispielhaften und meisterhaften Aufstieg zum Vizeweltmeister zelebrierte.

Die MotoGP-WM-Ränge von Maverick Viñales

2015: WM-12. auf Suzuki, 97 Punkte
2016: WM-4. auf Suzuki, 202, 1 GP-Sieg
2017: WM-3. auf Yamaha, 230 Punkte, 3GP-Siege
2018: WM-4. auf Yamaha, 193 Punkte, 1 GP-Sieg
2019: WM-3. auf Yamaha, 211 Punkte, 2 GP-Siege
2020: WM-6. auf Yamaha, 132 Punkte, 1 GP-Sieg
2021: WM-5. auf Yamaha, 56 Punkte, 1 GP-Sieg

BMW M MotoGP Best Qualifier Award

2015 Platz 11 mit 113 Punkten (Sieger Marc Márquez 365)
2016 Platz 5 mit 204 Punkten (Sieger Marc Márquez 345)
2017 Platz 2 mit 257 Punkten (Sieger Marc Márquez 343)
2018 Platz 5 mit 203 Punkten (Sieger Marc Márquez 341)
2019 Platz 3 mit 294 Punkten (Sieger Marc Márquez 384)
2020 Platz 2 mit 212 Punkten (Sieger Fabio Quartararo 225)
2021 Platz 4 mit 65 Punkten (in Führung Quartararo/80 Punkte)

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