MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Sieger Jorge Martin: Der Beginn einer großen Karriere

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez hat 2013 sein zweites MotoGP-Rennen gewonnen. Jorge Martin heute in Spielberg bei seinem sechsten Auftritt erstmals 25 Punkte kassiert. Der kleine Spanier könnte ein ganz Großer werden.

Immer wieder ist das Pramac-Racing-Team von Paolo Campinoti in den letzten Jahren knapp am ersten MotoGP-Sieg vorbeigeschrammt, mit Miller, Bagnaia und Zarco. Ausgerechnet beim GP der Steiermark durften die sympathische italienische Mannschaft erstmals 25 Punkte kassieren, nach einem makellosen Rennen von Jorge Martin, der den Red Bull Ring ins Herz geschlossen hat. Er hat hier 2017 und 2018 in der Moto3-WM schon zweimal Platz 3 erreicht und im Vorjahr ein Moto2-Rennen hier für das Red Bull-KTM-Ajo-Team gewonnen.

2021 sollte der Moto3-Weltmeister von 2018 (damals steuerte er im Gresini-Team eine Honda) bei KTM eine RC16 fahren. Das war im Moto2-Vertrag von 2019 und 2020 so vorgesehen. Doch eine Klausel besagte, der Madrilene könne aussteigen, wenn KTM am 1. Juli in der WM keinen Fahrer in den Top-Ten der MotoGP-WM platziert hat. Und da die WM wegen der Pandemie im Vorjahr erst am 19. Juli begann, nutzte Martin dieses Schlupfloch für die Flucht zu Ducati.

2020 gewann Ducati dann zwei MotoGP-Rennen, KTM drei. Da dürfte der Ausnahmekönner zwischendurch ein bisschen ins Grübeln gekommen sein.

Aber jetzt hat Jorge bei Ducati in seinen sechs Rennen zwei Pole-Positions erreicht, einen dritten Platz in Katar, dann verletzte er sich in Portimão am Freitag schwer, er erlitt acht Knochenbrüche und musste drei Operationen über sich ergehen lassen.

In Assen musste Jorge Martin das Rennen aufgeben, weil er körperlich noch nicht in der nötigen Verfassung war. «Aber in der Sommerpause habe ich meinen Zustand stark verbessert», sagte der klein gewachsene Ducati-Held am Samstag nach Platz 1 im Qualifying.

Und dann freute sich Ducati über den sechsten Sieg im siebten MotoGP-Rennen in Spielberg. 2016 gewann Andrea Iannone, 2017 Andrea Dovizioso, 2018 Jorge Lorenzo, dann 2019 und im Vorjahr wieder Dovizioso. Aber das zweite Rennen 2020 wurde ein überraschender Triumph von Miguel Oliveira auf KTM.

«Das ist ein großartiges Gefühl, ich kann es noch gar nicht glauben, was da heute passiert ist», frohlockte Jorge Martin, nachdem er für den ersten MotoGP-Sieg eines Ducati-Kundenteams gesorgt hatte. «In diesem Sport passiert alles so schnell… Ich hatte noch gar keine Zeit, diesen Erfolg einsickern zu lassen.»

«Das war heute ein tadelloses Rennen», fasste Martin zusammen. «Ich war vor dem Rennen nicht sehr zuversichtlich. Aber der erste Start hat sehr gut geklappt, ich war Dritter hinter Bagnaia und Mir, ich hatte eine gute Pace. Aber der zweite Start ist mir sogar noch besser gelungen. Ich war dicht hinter Jack, und ich wusste, er ist beim Bremsen wirklich stark. Mir ist klar gewesen, dass er mir gefährlich werden konnte, denn ich wollte gewinnen. Deshalb habe ich ihn so früh wie möglich überholt und dann mit meiner eigenen Pace das Rennen kontrolliert. Ich sah, dass Joan Mir sehr nahe hinter mir war. Aber ich bin deshalb nicht nervös geworden. Ich kenne ihn ja ewig, wir sind schon im Red Bull-Rookies Cup gegeneinander gefahren… Für mich ist er nicht der aktuelle MotoGP-Weltmeister, sondern immer noch der Kumpel aus dem Rookies-Cup. Deshalb habe ich mich auf meine Pace kontrolliert, ob er hinter mir war oder nicht, spielte für mich keine Rolle.»

Martin weiter: «Ich bemühte mich, den Fokus nicht zu verlieren. Und als ich den Vorsprung von zwei Zehntel gesehen habe, habe ich ein bisschen mehr versucht und riskiert. Nervös bin ich erst geworden, als ich ein ‘track limits warning‘ bekommen habe. Danach habe ich aufgepasst. Und den Abstand auf fast 2 sec vergrößert. Das war auch nötig für mich, denn mein körperlicher Zustand ist immer noch nicht bei 100 Prozent. Ich war also froh, als ich in den letzten Runden das Tempo etwas rausnehmen und trotzdem an erster Stelle bleiben konnte.»

MotoGP-Ergebnis, Spielberg (8. August):

1. Martin, Ducati, 27 Runden
2. Mir, Suzuki, + 1,548 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 9,632
4. Binder, KTM, + 12,771
5. Nakagami, Honda, + 12,923
6. Zarco, Ducati, + 13,031
7. Rins, Suzuki, + 14,839
8. Marc Márquez, Honda, + 17,953
9. Alex Márquez, Honda, + 19,059
10. Pedrosa, KTM, + 19,389
11. Bagnaia*, Ducati, + 21,667
12. Bastianini, Ducati, + 25,267
13. Rossi, Yamaha, + 26,282
14. Marini, Ducati, + 27,492
15. Lecuona, KTM, + 31,076
16. Pol Espargaró, Honda, + 31,150
17. Crutchlow, Yamaha, + 40,408
18. Petrucci, KTM, + 48,114

*Drei-Sekunden-Strafe

Stand Fahrer-WM nach 10 Rennen:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Zarco 132. 3. Mir 121. 4. Bagnaia 114. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Binder 73. 9. Aleix Espargaró 61. 10. Marc Márquez 58. 11. Nakagami 52. 12. Martin 48. 13. Rins 42. 14. Pol Espargaró 41. 15. Morbidelli 40. 16. Alex Márquez 34. 17. Bastianini 31. 18. Petrucci 26. 19. Rossi 20. Marini 16. 21. Lecuona 16. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha 200 Punkte. 2. Ducati 192. 3. KTM 127. 4. Suzuki 125. 5. Honda 97. 6. Aprilia 62.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha 267 Punkte. 2. Ducati Lenovo 214. 3. Pramac Racing 184. 4. Suzuki Ecstar 163. 5. Red Bull KTM Factory Racing 158. 6. Repsol Honda 106. 7. LCR Honda 86. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 60. 10. Esponsorama Racing Ducati 47. 11. Tech3 KTM Factory Racing 40.

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