Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Bald ein German Talent Cup für Stefan Bradl-Rookies?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl möchte kurzfristig ein Talent aus seinen «Rookies Days» in den Red Bull-Rookies-Cup bringen. Aber der MotoGP-Pilot denkt sogar über eine eigene deutsche Moto3-Rennserie mit 15 bis 20 Talenten nach.

Inzwischen ist auch die Dorna auf die «Stefan Bradl Rookies Days» aufmerksam geworden. Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta versicherte in Spielberg, er würde sich freuen, wenn aus diesem Talente-Pool ein Fahrer für den Red Bull Rookies-Cup 2022 ausgewählt werden könnte. Auch im Selektions-Komitee bei Red Bull werden die Fortschritte Bradl-Schützlinge aufmerksam beobachtet. «Wir schauen auf jeden Fall mit Nachdruck, dass wir mindestens einen guten deutschsprachigem Fahrer neu in den Cup reinbekommen», heißt es bei den Selektionären. «Aber es kommt auf das Level an. Wir wollen nicht, dass der Fahrer dann untergeht.»

«Wir werden nicht so schnell einen geeigneten Fahrer rausbringen», meint Stefan Bradl. «Wir haben erst zwei Events gehabt, der dritte findet am Tag nach dem IDM-Finale am 27. September in Hockenheim statt. Ich kann das schon ein bisschen kanalisieren und zwei, drei Talente vorschlagen. Aber dass dann schon ein wirklich vielversprechendes Talent dabei ist, kann ich nicht versprechen. Wir haben ein paar ganz junge Fahrer dabei, die sind erst zehn, elf oder zwölf Jahre alt. Ich täte sagen, die sind erst in zwei Jahren reif und empfehlenswert für den Rookies-Cup.»

«Beim dritten Rookies-Day im September werden wir ein bisschen mehr auf die fahrerische Performance schauen. Also nicht nur Tipps geben, sondern auch schauen, dass sie auf der Strecke etwas herzeigen können. Vielleicht können wir dort für den Rookies-Cup 2022 ein bisschen vorsortieren», meint der engagierte Bayer. «Der Selektions-Event für den Cup 2022 ist ja wegen der Pandemie abgesagt worden. Das Fahrerfeld wird durch ein Online-Voting zusammengestellt, rund 50 Prozent der Teilnehmer bleiben ja aus dem Fahreraufgebot der Saison 2021 dabei. Deshalb haben wir noch etwas Zeit mit unseren Vorschlägen.»

Denn der Moto2-Weltmeister von 2011 will nicht um jeden Preis ein beliebiges Talent in den Cup bringen. Der auserwählte Stefan-Bradl-Rookie sollte auch die nötige Qualität für respektable Ergebnisse mitbringen.

«Das ist genau der Punkt, bei dem ich am Überlegen bin. Ich habe ein, zwei Kandidaten im Auge, aber die sind erst zwölf Jahre alt», verriet Stefan. «Im Rookies-Cup sind die Fahrer normal zwischen 13 und 18. Bei meinen zwei Talenten würde es eventuell gar nicht schaden, wenn wir mit dem Rookies-Cup noch ein Jahr warten. Dann sind sie vielleicht noch besser vorbereitet. Anderseits fragen mich die Fahrer, was sie in diesem Jahr machen sollen.»

Ein Möglichkeit wäre, diese Talente im European Talent Cup fahren zu lassen, eventuell in einem deutschen Team wie Intact, Kiefer oder Prüstel. Oder sie steigen in den Northern Talent Cup ein, der mit den 46 PS starken 250-ccm-KTM RC4R ausgetragen wird.

Aber der 31-jährige Stefan Bradl arbeitet an einer weiteren Idee. «Vielleicht könnten wir im Rahmen der IDM eine Klasse für 15 oder 20 Moto3-Production-Racer ins Leben rufen. Wir würden die Motorräder zur Verfügung stellen und die Serie ähnlich wie den NTC organisieren. Die Fahrer müssten uns ein gewisses Startgeld bezahlen. Wir müssten dann schauen, ob wir uns ein Zeitfenster in der IDM oder einer anderen renommierten Serie für die Trainings und Rennen leisten können. Das wäre meine Traumvorstellung, das wäre dann ‚Made in Germany.‘»

Manche Hersteller aus dem IDM-Pool zahlen für so ein Zeitfenster bis zu 150.000 Euro, ist zu hören. Die Honda Deutschland-Manager wird sich am kommenden Wochenende in Spielberg beim IDM-Event einmal diesbezüglich bei den Verantwortlichen schlau machen.

Bradl rechnet nicht mit so einer neuen Moto3-Rennserie (Arbeitstitel: German Junior Cup) für die Saison 2022. «Denn für nächstes Jahr kriegen wir vermutlich für die Teilnehmer gar nicht mehr rechtzeitig die nötige Anzahl von Motorrädern. Wir werden bis zum nächsten Event in vier Wochen am 27. September in Hockenheim acht Bikes haben. Aber die genauen Lieferzeiten für 2022 kann ich jetzt nicht einschätzen. Die Bikes, die jetzt kommen, haben wir im April bestellt. Außerdem brauchen wir mindestens 15 Fahrer; die haben wir noch gar nicht. Ein eigener deutscher Talent- oder Junior-Cup wäre für 2022 wohl zu früh. Meine Idealvorstellung wären zwei Trainings am Freitag und am Samstag, dazu im Idealfall zwei Rennen pro Weekend. Wir müssen abklären, ob die Dorna als Partner für so eine Serie in Frage kommt. Interesse haben sie auf jeden Fall.»

Auch DTM-Promoter Gerhard Berger könnte für einzelne Rennen über Vermittlung von Red Bull auf sicheren Strecken ein Ansprechpartner werden.

Vorläufig wurde die Betreuung der Fahrer noch weitgehend ehrenamtlich erledigt. Stefan Bradl und HRC-Mann Adi Stadler brachten den Honda-MotoGP-Testleiter Klaus Nöhles nach Brandenburg mit, dazu dessen Sohn Merlyn, der gerade gerade eine Ausbildung zum Zweirad-Mechaniker macht, es kam HRC-MotoGP-Techniker Jörg Hornig mit, dazu Papa Helmut Bradl und Mechaniker Alfred Nietsche, ein Mitglied des Motorclubs Augsburg.

Bradl ist dankbar für die Unterstützung namhafter Partner, die bei der Finanzierung der Rookies Days mithelfen. «Wir haben wichtigen Input von Red Bull, von Honda Deutschland, von Liqui Moly und Intact, von der Hockenheimring GmbH, von MRA und von SPEEDWEEK.com», hält der siebenfache GP-Sieger fest, der von 17. bis 19. September beim Misano-GP mit einer Wildcard wieder um WM-Punkte kämpfen wird.


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