Valentino Rossi sucht das Glück

Aprilia: Schon sechs Podestplätze in der Königsklasse

Von Günther Wiesinger
Aleix Espargaró bescherte Aprilia in England endlich das erste Top-3-Ergebnis in der MotoGP-WM. Aber in der 500-ccm-Klasse glänzten schon Romboni, Harada und McWilliams mit dritten GP-Rängen.

Das Aprilia Racing Team Gresini jubelte am vergangenen Sonntag beim British Motor Cycle Grand Prix nach dem harten erkämpften dritten Platz von Aleix Espargaró über den ersten Podestplatz in der MotoGP-Viertakt-Klasse, an der Aprilia bereits von 2002 bis 2004 mit der 990-ccm-Dreizylinder Cube teilgenommen hat, dessen Motor der erste in der MotoGP mit «ride by wire» war und der bei Cosworth in England gebaut wurde.

2015 kehrte Aprilia mit dem V4-Motor in die MotoGP-WM zurück, diesmal mit einem V4-1000-ccm-Triebwerk, das auf dem RSV4-Motor aus der Superbike-WM basierte. Erst 2016 wurde der neue kompaktere MotoGP-Prototypen-Motor fertig mit einem Zylinderwinkel von 75 Grad. Für 2020 wurde der neue Motor mit 90-Grad-Zylinder-Winkel gebaut, der sich an den Motoren von Ducati, Honda und KTM orientierte, keine Ausgleichswelle mehr brauchte und deshalb allmählich das PS-Manko gegenüber der Konkurrenz beseitigte.

Woran sich viele Fans und TV-Kommentatoren nicht mehr erinnern: Aprilia war in der Königsklasse (damals mit dem 500 ccm-Zweitakter) schon in den Jahren 1994, 1995, 1996 und 1997 und nach einem Jahr Pause auch 1999 und 2000 aktiv.

Damals sorgte Renndirektor und Konstrukteur Ing. Jan Witteveen mit einem Zweizylinder-V2-Motor für Aufsehen, mit dem er die japanische Konkurrenz von Honda, Yamaha und Suzuki sowie Cagiva überraschte. Anfangs beschränkte er sich beim Twin auf 410 ccm, der Hubraum wurde dann auf 430 ccm und 460 ccm erhöht, Und da Honda das V2-Konzept frivol kopierte und gleich mit 500 ccm loslegte, spendierte Aprilia dem Twin für 1999 ebenfalls echte 500 ccm.

Witteveen entschied sich immer für technische Konzepte, die sich von denen der Japaner unterschieden. Er baute Zweitakter mit Drehschieber-Motoren, als die Japaner 250er-Motoren mit Membran-Einlässen einsetzten. Er brachte in der 500er-WM den Twin, vertraute in der MotoGP-WM von 2002 bis 2004 als einziger Hersteller auf ein 990-ccm-Dreizylinder-Konzept und trat in der Superbike-WM anfangs jahrelang mit einem 1000-ccm-Twin (1998 bis 2002) an.

«Wenn du gegen die Japaner kämpfst und sie nur kopierst, kannst du im besten Fall gleich stark sein, aber sie nie besiegen», lautete die Doktrin von Jan Witteveen.

Der Niederlämder rüstete in der 125er- und 250er-WM zeitweise jeweils bis zu 18 Fahrer aus. Dank der Überlegenheit seiner Fahrzeuge konnte er Stars wie Biaggi, Capirossi, Harada und Rossi verpflichten und in beiden Klassen einen Titel nach dem anderen einheimsen. In seiner Ära räumte die Italiener den Großteil der insgesamt 54 WM-Titel ab.

Vor seiner Aprilia-Ära hatte Witteveen bei Cagiva und Gilera gearbeitet und beispielsweise die aufsehenerregende 125-ccm-Zweizylinder-Cross-Maschine für Michele Rinaldi (2. WM-Rang 1980) entwickelt.

Insgesamt war der Podestplatz von Aleix Espargaró der sechste in der «premier class» für Aprilia, drei davon wurden in England sichergestellt! Romboni, Harada und McWilliams steuerten die 500-ccm-V2-Aprilia zwischen 1997 und 2000 fünf Mal unter die Top-3.

Aprilia in der Konstrukteurs-WM 500 ccm/MotoGP

1994: Rang 7 mit 7 Punkten
1995: Rang 5 mit 59 Punkten‘
1996: Rang 6 mit. 24 Punkten
1997: Rang 4 mit 88 Punkten
1999: Rang 4 mit 104 Punkten
2000: Rang 4 mit 94 Punkten
2002: Rang 5 mit 83 Punkten
2003: Rang 4 mit 81 Punkten
2004: Rang 6 mit 39 Punkten
2015: Rang 5 mit 36 Punkten
2016: Rang 5 mit 101 Punkten
2017: Rang 6 mit 64 Punkten
2018: Rang 6 mit 59 Punkten
2019: Rang 6 mit 88 Punkten
2020: Rang 6 mit 51 Punkten
2021: Rang 6 mit 84 Punkten

Die 500-ccm-Aprilia-Piloten in der Halbliter-WM:

1994:
Loris Reggiani, WM-24. mit 7 Punkten
1995:
Loris Reggiani, WM-10. mit 59 Punkten
1996:
Doriano Romboni, WM-19. mit 23 Punkten
Marcellino Lucchi, WM-32. mit 1 Punkt
1997:
Doriano Romboni, WM-10. mit 88 Punkten
1999:
Tetsuya Harada, WM-10. mit 104 Punkten
2000:
Jeremy McWilliams, WM-14. mit 76 Punkten
Tetsuya Harada, WM-16. mit 72 Punkten

Die Podestplätze von Aprilia (500 ccm/MotoGP)

1997: Assen, Doriano Romboni (3.)
1999: Le Castellet, Tetsuya Harada (3.)
1999: Donington, Tetsuya Harada (3.)
2000: Mugello, Jeremy McWilliams (3.)
2000: Donington, Jeremy McWillams (3.)
2021: Silverstone, Aleix Espargaró (3.)

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