Valentino Rossi sucht das Glück

Lucio Cecchinello: Custom-Bike für jeden Honda-Fahrer

Von Günther Wiesinger
Da in den letzten Jahren außer Marc Márquez alle MotoGP-Fahrer an der Honda RC213V verzweifelten, darf jetzt jeder HRC-Pilot sein Bike individuell gestalten, berichtet LCR-Teamchef Lucio Cecchinello.

Das LCR-Honda-Team von Lucio Cecchinello hat mit den Piloten Takaaki Nakagami und Alex Márquez in diesem Jahr die Erwartungen noch nicht erfüllt. Nach zwölf Grand Prix wartet das Team, das in den letzten sechs Jahren mit Cal Crutchlow drei MotoGP-Siege errungen hat, immer noch auf einen Podestplatz.

Auch der Silverstone-GP verlief enttäuschend: 8. Alex Márquez. 13. Nakagami. In der WM-Tabelle treibt sich das LCR-Duo auf den Rängen 13 (Nakagami) und 15 herum.

Da auch Marc Márquez (er fehlte bei den ersten zwei Rennen 2021) in zehn Rennen nur 59 Punkte eingesammelt hat und in der WM nur an zwölfter Position dümpelt, lässt sich nicht bestreiten: Die aktuelle Honda RC213V ist kein Sieger-Motorrad.

Diese Tatsache wurde vom angriffslustigen Ausnahmekönner Marc Márquez vor seinem Oberarmbruch noch häufig vertuscht. Er gewann 2019 zwölf von 19 Grand Prix, sechsmal landete er auf Platz 2.

Aber Cal Crutchlow sammelte damals als WM-Neunter und zweitbester Honda-Pilot ganze 287 Punkte weniger ein!

Schon 2019 zeigte der fünffache Weltmeister Jorge Lorenzo sehr deutlich, wie schwierig das Bike zu beherrschen ist, und Pol Espargaró geht es 2021 nicht anders.

Darüber kann auch Pols Pole-Position in England nicht hinwegtäuschen: Er hat in zwölf Rennen nur 52 Punkte gesammelt und liegt in der WM an 14. Stelle. Mit der KTM RC16 war Espargaró im Vorjahr nach fünf Podestplätzen WM-Fünfter, vier Punkte hinter dem WM-Dritten Rins. 

Lucio Cecchinello, der sein MotoGP-Team seit 2006 mit Honda betreibt, sind die Schwächen der Honda-Ingenieure nicht verborgen geblieben. Denn der letzte GP-Sieg von Cal Crutchlow (in Termas de Río Hondo 2018) bei LCR liegt auch schon dreieinhalb Jahre zurück.

«Ich kann nur sagen, die Honda-Ingenieure haben nie aufgehört, auf unsere Aussagen zu hören», schilderte Cecchinello im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Sie haben Cal immer aufmerksam zugehört und sich bemüht, das Bike besser zu machen. Aber die Wahrheit ist: Wenn du gewinnst und gewinnst, wie es bei Marc in den sieben Jahren von 2012 bis 2019 der Fall war, macht es keinen Sinn, die Richtung dramatisch zu verändern. So eine Vorgehensweise würde das entsprechende Investment nicht rechtfertigen.»

«Bei Honda weiß man, dass unser MotoGP-Motorrad kein einfach zu fahrendes Fahrzeug ist», hält Cecchinello fest. «Die Art und Weise, wie die Honda in den Jahren mit Casey Stoner und nachher mit Marc Márquez entwickelt wurde, führte zu einem hohen Potenzial, wenn du einen gewissen Fahrstil pflegst. Inzwischen werden bei Honda neue Chassis-Spezifikationen und andere Chassis-Komponenten produziert, auch am Aero-Paket werden Veränderungen durchgeführt.»

Da die eigenwillige Márquez-Spezifikation der Honda für die meisten Markenkollegen nicht zielführend ist, hat HRC jetzt die Strategie geändert.

Cecchinello: «Die Honda-Ingenieure erlauben jetzt jedem unserer MotoGP-Fahrer, sein Bike für seine Ansprüche individuell zu gestalten. Dieses ‘Customizing‘ ist sehr wichtig. Deshalb sieht man bei den vier Piloten manchmal am selben Weekend unterschiedliche Aero-Bodys. Sie stammen aus 2021, aber es handelt sich um Step One oder Step Two. Manche Fahrer verwenden gelegentlich den Hinterradspoiler, genannt ‚spoon’, andere nicht. Auch beim Chassis existieren verschiedene Vorlieben; es sind auch Chassis aus dem Vorjahr zu sehen. Honda erlaubt den Fahrern, die Bikes zu individualisieren.»

Aber der große Durchbruch ist beim neuen Material 2021 nicht gelungen. In ihrer Verzweiflung belieferten die Honda-Entwickler Marc Márquez bei Spielberg 1 und Spielberg 2 jeweils mit einer neuen Chassis-Version zum Probieren.

Aber der Honda-Superstar hat bei den letzten vier Grand Prix nur 18 WM-Punkte eingesammelt! Zwei weniger als Iker Lecuona, vier mehr als Rookie Luca Marini aus dem dritten Ducati-Team.

Bisher deutet nichts darauf hin, dass sich der sechsfache MotoGP-Weltmeister 2022 wieder in einen Seriensieger verwandelt.

Ergebnisse MotoGP Silverstone/GB:

1. Fabio Quartararo, Yamaha, 20 Runden in 40:20,579 min
2. Alex Rins, Suzuki, +2,663 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, +4,105
4. Jack Miller, Ducati, +4,254
5. Pol Espargaró, Honda, +8,462
6. Brad Binder, KTM, +12,189
7. Iker Lecuona, KTM, +13,560
8. Alex Márquez, Honda, +14,044
9. Joan Mir, Suzuki, +16,226
10. Danilo Petrucci, KTM, +16,287
11. Johann Zarco, Ducati, +16,339
12. Enea Bastianini, Ducati, +17,696
13. Takaaki Nakagami, Honda, +18,285
14. Pecco Bagnaia, Ducati, +20,913
15. Luca Marini, Ducati, +21,018
16. Miguel Oliveira, KTM, +22,022
17. Cal Crutchlow, Yamaha, +23,232
18. Valentino Rossi, Yamaha, +29,758
19. Jake Dixon, Yamaha, +50,845
– Jorge Martin, Ducati, 19 Runden zurück
– Marc Márquez, Honda, 1. Runde nicht beendet

Stand Fahrer-WM nach 12 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 206 Punkte. 2. Mir 141. 3. Zarco 137. 4. Bagnaia 136. 5. Miller 118. 6. Binder 108. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 83. 10. Martin 64. 11. Rins 64. 12. Marc Márquez 59. 13. Nakagami 58. 14. Pol Espargaró 52. 15. Alex Márquez 50. 16. Morbidelli 40. 17. Petrucci 36. 18. Bastianini 35. 19. Lecuona 33. 20. Marini 28. 21. Rossi 28. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha 234. 2. Ducati 225 Punkte. 3. KTM 162. 4. Suzuki 158. 5. Honda 115. 6. Aprilia 84.

Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 301 Punkte. 2. Ducati Lenovo 254. 3. Pramac Racing 205. 4. Suzuki Ecstar 205. 5. Red Bull KTM Factory Racing 193. 6. Repsol Honda 118. 7. LCR Honda 107. 8. Aprilia Racing Team Gresini 87. 9. Tech3 KTM Factory Racing 69. 10 Petronas Yamaha SRT 68. 11. Esponsorama Racing Ducati 63.

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