MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Andrea Dovizioso (Yamaha): «Ich beginne bei null»

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso erstmals im Petronas-Yamaha-Kostüm

Andrea Dovizioso erstmals im Petronas-Yamaha-Kostüm

Der Petronas-Yamaha-Neuzugang Andrea Dovizioso sprach heute erstmals ausführlich über seine neue Herausforderung bei Yamaha.

Für Andrea Dovizioso beginnt in Misano nach acht Jahren mit Ducati und neun Testtagen bei Aprilia ein neues Abenteuer. Er fährt morgen im FP1 ab 9.55 Uhr erstmals seit 2012 eine YZR-M1-Yamaha, denn er ersetzt Franky Morbidelli im Petronas-Yamaha-Team und wird erstmals Teamkollege seines Freundes Valentino Rossi.

«Dovi» erklärte beim WM-Finale 2020 in Valencia, er trete nicht zurück, er fühle sich noch nicht als MotoGP-Rentner. Aber er gibt zu, dass er während der Saison manchmal Zweifel hatte, ob er mit seinen 35 Jahren noch einmal einen gut dotierten Stammfahrervertrag und ein konkurrenzfähiges Motorrad bekommen werde. Dovi räumte auch ein, das die Ergebnisse bei den restlichen fünf Rennen 2021 nebensächlich sein, sie dienen in erster Linie der Vorbereitung für 2022, dann wird er statt der zwei Jahren alte M1 eine 2022-Werksmaschine und Werksunterstützung durch die Yamaha Motor Company erhalten.

«Ich fange in wenigen Stunden mit der Yamaha wieder bei null an», ist sich der 15-fache MotoGP-Sieger bewusst.

«Ich habe mich im vergangenen November dagegen gesträubt, meinen Rücktritt als MotoGP-Fahrer zu verkünden. Denn ich wusste genau, was ich wollte. Ich dachte, wenn sich irgendwelche Türen öffnen, werde ich mir darüber Gedanken machen. Ich war aber vor zehn Monaten nicht verhärmt oder verärgert. Denn ich hatte vier erfolgreiche Jahre hinter mir. Jetzt konnte ich daheim bleiben und nach 20 Jahren den Rennstress abstreifen. Besonders meine Freundin hat mir mehrmals versichert, dass ich in diesem Jahr viel entspannter war als üblich. Ich konnte meinen Leidenschaften abseits MotoGP frönen, zum Beispiel viel Motocross fahren.»

«Natürlich ist es nicht die beste Möglichkeit, wie man im Idealfall in ein MotoGP-Weekend einsteigen möchte», erklärte der dreifache Vizeweltmeister und 125-ccm-Weltmeister von 2004 vor seinem Debüt auf der Petronas-Yamaha. Dovi ist jetzt neun Jahre lang mit V4-Maschinen gefahren. In Misano kehrt er auf die Yamaha mit dem Reihen-Vierzylinder zurück.

«Aber in gewisser Weise kann ich von Glück reden, denn ich kann vor dem Start der kommenden Saison fünf Grand Prix und zwei Tests absolvieren. Einen Test hier in Misano und einen in Jerez im November», hielt Dovizioso fest. «Das ist viel mehr, als ein MotoGP-Pilot normalerweise vor einem Teamwechsel bekommt. Aber ich muss auch betonen, die Erwartungen für 2021 sind nicht hoch. Die Ergebnisse sind momentan nicht vorrangig. Ich muss zuerst das Bike und das Team mir Ramon Forcada kennenlernen, der auch 2022 mein Crew-Chief sein wird. Er hat viel Erfahrung mit Yamaha, das wird sicher hilfreich sein. Aber gleichzeitig haben wir in diesem Jahr gesehen, dass außer Fabio alle anderen Fahrer mit der Yamaha Mühe haben.»

Hat Dovi auch einmal ernsthaft daran gedacht, die WM-Saison 2022 auf der Werks-Aprilia zu bestreiten? «Es war nett, für Aprilia zu testen. So konnte ich regelmäßig ein MotoGP-Bike fahren und Aprilia etwas helfen. Die Atmosphäre und das Verhältnis zum Team waren wirklich gut.»

Dovi stand ja bei Aprilia für 2021 schon als Aprilia-Stammfahrer zur Debatte, aber das Fahrerbudget reichte nicht für zwei Asse, deshalb wurde der preiswerte und langsame Lorenzo Savadori engagiert.
Dadurch kühlte das Klima zwischen Aprilia und Dovi im Winter etwas ab. «Aber Renndirektor Massimo Rivola hat nicht locker gelassen und immer wieder gesagt, ich sollte das Motorrad ausprobieren. Also habe ich dann im April für Jerez zugesagt», blickt Dovi zurück. «Das Motorrad ist dann Schritt für Schritt besser geworden, Aleix Espargaró zeigt ausgezeichnete Leistungen.»

Doch dann kam es zum Zerwürfnis zwischen Yamaha und Viñales, für Dovizioso gingen die erwünschtem Türen auf. «Am liebsten hätte ich statt Viñales den Yamaha-Werksteam gekommen», gibt er zu. «Aber das hat sich nicht ergeben. Jetzt bin ich froh über die Chance, die ich bei Petronas bekommen habe.»


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