Valentino Rossi sucht das Glück

Andrea Dovizioso: «Valentino ist charismatisch»

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso spricht über seine Rückkehr zu Yamaha und freut sich über seinen Teamkollegen Valentino Rossi. «Er ist nicht nur ein Champion, ein ganz besonderer Mensch.»

Andrea Dovizioso (35) ist beim ersten Rennen nach seiner MotoGP-Rückkehr in Misano als Morbidelli-Ersatzmann im Petronas-SRT-Yamaha-Team auf dem letzten Platz gelandet. Zwei Wochen später sicherte er sich in Texas bereits Platz 13, er ließ sechs Stammfahrer hinter sich. «Dovi» hat in den letzten Monaten seit dem WM-Finale in Valencia 2020 und dem Abschied nach acht Ducati-Jahren immer betont, dass er sich nicht als Rentner fühle, sondern in die MotoGP-WM zurückkommen möchte.

Hat er das Rennfahren während seiner Zwangspause, die er dank 13 Testtagen mit Aprilia verkürzt hat, stark vermisst? «Bei den ersten zwei Grand Prix im März und April in Katar ist mir das Zuschauen ein bisschen schwer gefallen», gibt der dreifache Vizeweltmeister zu. «Denn das war eine besondere Situation, in Doha bin ich mit er Ducati immer sehr konkurrenzfähig gewesen. Ich habe dort immer ausgezeichnete Resultate erzielt. Aber bei den anderen Grands Prix habe ich nichts vermisst. Ich habe ja die Saison 2020 auf sehr üble Art und Weise beendet. Wenn du dann etwas Abstand bekommst, kann es durchaus hilfreich sein, besonders nach 20 Jahren ohne Rennpause. Wenn du dann noch andere Leidenschaften hast, kannst du plötzlich anderen Beschäftigungen nachgehen. Ich habe das sofort getan. Deshalb habe ich mich mit den rennfreien Wochenenden gut zurechtgefunden.»

Dovizioso fuhr mit der Yamaha im Tech3-Team auf den fünften WM-Rang. «Ich habe erwartet, dass die M1 im Grunde noch ein ähnliches Konzept hat wie damals. Die Japaner verhalten sich anders als die Europäer, sie halten hartnäckig an ihren Ideen und Konzepten fest.»

Nach acht Jahren im Ducati-Werksteam muss sich der ehemalige «Desmo Dovi» jetzt wieder mit dem Dasein eines Privatfahrers abfinden – wie 2012 im Tech3-Yamaha-Team. Aber Dovi teilt dieses Schicksal momentan immerhin mit dem neunfachen Weltmeister Valentino Rossi. «Teamkollege von Valentino zu sein, ist etwas Spezielles», gibt der Italiener zu. «Nicht nur, weil er viele WM-Titel gewinnen hat. Aber wie ja alle wissen, ist er ein besondere Persönlichkeit. Er ist nicht nur ein Champion. Er ist charismatisch, ein besonderer Mensch. Ich bin glücklich, jetzt für fünf Rennen sein Teamkollege sein zu können. Was seinen Speed betrifft, habe ich nicht den besten Zeitpunkt getroffen. Ich habe jetzt bei Yamaha bei null beginnen, deshalb ist offenkundig, dass wir weder um den Titel noch um Sieger oder Podestplätze fighten. Es ist sehr ungewöhnlich, wenn man so etwas in Zusammenhang mit Valentino feststellt.»

Mit dem legendären Crew-Chief Ramon Forcada, der mit Jorge Lorenzo im Yamaha-Werksteam drei WM-Titel gewonnen hat, weiß Dovi einen der besten Cheftechniker an seiner Seite. «Mein Technik-Team von dieser Saison wird für das kommende Jahr unverändert bleiben», sagt Dovizioso. «Ramon wird also in der Box weiter an meiner Seite sein. Alle haben ihn sehr gelobt, als ich mich vor dem Comeback über ihn erkundigt habe. Er ist ein erstklassiger Ingenieur. Er hat mit der Yamaha unglaublich viel Erfahrung, deshalb war es leichter für mich, mitten in der Saison ins Team zu kommen. Da sich bei Yamaha im Sommer personell einiges geändert hat, ist Ramon für mich frei geworden.»

Dovizioso hat ja bei Petronas-Yamaha den Platz von Franky Morbidelli übernommen, der im Werksteam jetzt von Ex-Rossi-Crew-Chief Silvano Galbusera betreut wird. Forcada blieb für Dovi beim Kundenteam.


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