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Hervé Poncharal (KTM): «Ducati wird Gradmesser sein»

Von Günther Wiesinger
KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal traut seinen Rookies Remy Gardner und Raul Fernández 2022 viel zu. Er macht sich aber über die Stärke der Konkurrenz aus Italien keine Illusionen.

Hervé Poncharal blickt mit erheblicher Zuversicht auf die kommende MotoGP-Saison. Denn mit Moto2-Weltmeister Remy Gardner und Vizeweltmeister Raúl Fernández hat der französische Tech3-KTM-Teambesitzer eine Fahrerpaarung unter seinen Fittichen, um die ihn so mancher Teammanager beneidet.

Insgesamt sechs Top-Ten-Ergebnisse haben Iker Lecuona und Danilo Petrucci im Jahr 2021 für das französische KTM Tech3 Factory Racing Team von Hervé Poncharal eingeheimst. Der Spanier landete mit 39 WM-Punkte auf dem 20. WM-Rang, der Italiener mit 37 Punkten einen Platz dahinter. Damit war niemand zufrieden. Denn 2020 hat das Tech3-KTM-Team mit Miguel Oliveira noch zwei MotoGP-Siege eingefahren – und den starken neunten Rang in der Fahrer-WM.

Doch mit den neuen Assen Remy Gardner und Raúl Fernández hat KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal zwei Juwelen unter seinen Fittichen, deshalb kann er die neue MotoGP-Saison gar nicht mehr erwarten. Das Minimalziel: Einer der beiden soll «Rookie of the Year» werden. Aber Poncharal weiß auch, dass Rookies wie Brad Binder und Jorge Martin in ihrer ersten MotoGP-Saison gleich einen WM-Lauf gewonnen haben. 

Längst wurden bei KTM und Tech3 die Weichen für eine erfolgreichere Saison 2022 gestellt. Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer hat bereits im August gegenüber SPEEDWEEK.com angekündigt, dass das Tech3-Team nicht nur technisch, sondern auch von der Manpower her noch näher auf das Niveau des Red Bull KTM Factory Teams (Fahrer: Miguel Oliveira und Brad Binder) angehoben werden soll. Nicht weniger als acht KTM-Ingenieure werden 2022 permanent in der Tech3-Box zur Unterstützung mitwirken.

«Stefan Pierer hat das jedes Mal ganz deutlich gemacht, wenn er mit den Fahrern oder mit uns gesprochen hat», bestätigt Teambesitzer Hervé Poncharal. «Technisch waren wir 2021 bereits auf dem Level des Werksteams. Und wir hätten 2020 nicht zwei MotoGP-Rennen mit Miguel gewinnen können, wenn wir kein gleichwertiges Material wie das Red Bull-Team gehabt hätten. Wir hatten das gleiche Paket wie Pol Espargaró und Brad. Diese Situation werden wir auch 2022 vorfinden. Das hat Stefan Pierer allen Beteiligten ganz klar zugesagt.»

«Hervé Poncharal hat bei seinem Team die Türen für unsere Techniker geöffnet. Die Zusammenarbeit wird enger und enger», freut sich KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer.

Das gegenseitige Vertrauen widerspiegelt sich auch in der Tatsache, dass der MotoGP-Vertrag zwischen KTM und Tech3 gleich um fünf Jahre verlängert wurde!

Ducati nach sieben Saisonsiegen als Benchmark

Aber die KTM RC16 hat in der Saison 2021 gewisse Schwächen gezeigt, deshalb gelangen insgesamt bei 18 Grands Prix nur vier Podestplätze, 2020 waren es bei 14 Rennen noch acht.

Ducati hat im Vorjahr nicht nur sieben Saisonsiege und damit einen mehr als Yamaha errungen (4x Bagnaia, zweimal Miller, 1x Martin), sondern insgesamt 24 Podestplätze erkämpft, dazu wurde die Team-WM und die Marken-WM gewonnen.

Außerdem scheint Gigi Dall’Igna mit dem 2022-Prototyp von Ducati noch einmal ein Schritt nach vorne gelungen zu sein. Denn beim Jerez-Test im November lag Pecco Bagnaia zwischenzeitlich 0,8 Sekunden vor den Verfolgern. Der gleiche Abstand existierte zu diesem Zeitpunkt zwischen den Plätzen 2 und 16.

Poncharal macht nicht den Fehler, die Performance der Konkurrenz aus Italien gering zu schätzen. «Aber als Bagnaia diese Bestzeit in der Früh zum idealen Zeitpunkt gefahren ist, mussten unsere beiden Fahrer beim Fotoshooting der Dorna antraben. Dadurch haben sie die beste Gelegenheit für Topzeiten verpasst, denn am frühen Vormittag hast du in Jerez keinen Wind, auch die Temperaturen waren angenehm. Pecco und ein paar andere Fahrer haben diese Verhältnisse tadellos ausgenützt. Aber ich verhehle nicht: Pecco hat eine unglaubliche Rundenzeit hingelegt; er war selber schockiert. Aber am Nachmittag sind ihm die Konkurrenten ein Stück näher gerückt. Doch wir haben ja gesehen: Pecco Bagnaia und Ducati waren die überlegene Fahrer/Bike-Kombination bei den letzten sechs Saisonrennen 2021. Trotzdem will ich nicht behaupten, man habe beim Jerez-Test eine unglaublich Dominanz von Ducati erlebt. Klar, der neue Ducati-Motor hat einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Aber auch bei KTM wird emsig entwickelt. Ducati wird 2022 ganz klar die Benchmark sein. Aber KTM hat bei den Tests von den vier Piloten sowie von Dani Pedrosa sehr wertvolle Informationen eingesammelt. Ich rechne fest damit, dass KTM aus diesem Input Profit schlagen wird. Hoffentlich bringen sie im Februar eine spezielle Waffe zum Sepang-Test.»

Im Januar kommt die Tech3-Mannschaft zu KTM Factory Racing nach Munderfing. Unterdessen kämpfte Danilo Petrucci bei der Dakar-Rallye im KTM-Tech3-Design um einen Platz unter den Top-15. Aber auf der heutigen Etappe ist «Petrux» nach einem Defekt ausgeschieden.

Im oberösterreichischen Innviertel werden im Januar die 2022-MotoGP-Werksmaschinen beider Teams zusammengebaut und dann von Österreich direkt zum Test nach Malaysia verfrachtet.

«Ich habe Remy und Raúl in Misano und Jerez bei uns insgesamt drei Tage auf den MotoGP-Bikes gesehen», ergänzt Poncharal. «Nach diesen ersten Testtagen bin ich überzeugt: Unsere beiden Jungs werden sich als gute MotoGP-Piloten präsentieren.»

MotoGP-Test Jerez, 19. November:

1. Bagnaia, Ducati, 1:36,872 min
2. Quartararo, Yamaha, + 0,452 sec
3. Rins, Suzuki, + 0,551
4. Pol Espargaró, Honda, + 0,624
5. Viñales, Aprilia, + 0,750
6. Mir, Suzuki, + 0,762
7. Nakagami, Honda, + 0,800
8. Bastianini, Ducati, + 0,826
9. Miller, Ducati, + 0,845
10. Alex Márquez, Honda, + 0,888
11. Brad Binder, KTM, + 1,070
12. Marini, Ducati, + 1,153
13. Dovizioso, Yamaha, + 1,157
14. Oliveira, KTM, + 1,213
15. Morbidelli, Yamaha, + 1,228
16. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,277
17. Zarco, Ducati, + 1,288
18. Martin, Ducati, + 1,563
19. Di Giannantonio*, Ducati, + 1,656
20. Raúl Fernández*, KTM, + 1,819
21. Savadori, Aprilia, + 1,852
22. Gardner*, KTM, + 1,856
23. Guintoli, Suzuki, + 2,168
24. Pedrosa, KTM, + 2,313
25. Bezzecchi*, Ducati, + 2,440
26. Darryn Binder*, Yamaha, + 3,069

* = MotoGP-Rookie

MotoGP-Test Jerez, kombinierte Zeiten (18. und 19. November):

1. Bagnaia, Ducati, 1:36,872 min
2. Nakagami, Honda, + 0,441 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,452
4. Zarco, Ducati, + 0,484
5. Bastianini, Ducati, + 0,530
6. Rins, Suzuki, + 0,551
7. Pol Espargaró, Honda, + 0,624
8. Viñales, Aprilia, + 0,750
9. Mir, Suzuki, + 0,762
10. Miller, Ducati, + 0,845
11. Alex Márquez, Honda, + 0,888
12. Morbidelli, Yamaha, + 1,012
13. Brad Binder, KTM, + 1,070
14. Marini, Ducati, + 1,153
15. Dovizioso, Yamaha, + 1,157
16. Oliveira, KTM, + 1,213
17. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,277
18. Martin, Ducati, + 1,280
19. Di Giannantonio*, Ducati, + 1,656
20. Raúl Fernández*, KTM, + 1,819
21. Savadori, Aprilia, + 1,852
22. Gardner*, KTM, + 1,856
23. Guintoli, Suzuki, + 2,168
24. Pedrosa, KTM, + 2,313
25. Kallio, KTM, + 2,404
26. Bezzecchi*, Ducati, + 2,440
27. Darryn Binder*, Yamaha, + 3,069
28. Tsuda, Suzuki, + 4,064

* = MotoGP-Rookie

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