MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Hervé Poncharal: «Fernández will MotoGP-WM gewinnen»

Von Günther Wiesinger
KTM-Tech3-Teamchef Hervé Poncharal rechnet mit einer starken Rivalität zwischen seinen neuen MotoGP-Fahrern Remy Gardner und Raúl Fernández. Der Spanier sagt: «Ich will der erste MotoGP-Weltmeister auf KTM sein.»

Das KTM Tech3 Factory Team von Hervé Poncharal verfügt mit den beiden Moto2-Stars Remy Gardner und Raúl Fernández, die 2021 zusammen 13 der 18 WM-Rennen gewonnen und sieben Doppelsiege errungen haben, in der kommenden MotoGP-Weltmeisterschaft (Start am 6. März in Doha/Katar) über ein schlagkräftiges Fahrerduo, das zumindest beim Kampf um den «Rookie of the Year»-Award vorne mitmischen wird.

Die KTM-Tech3-Mannschaft schickt mit dem 21-jährigen Raúl Fernández ein Ausnahmetalent in die WM, das nach einigen Grands Prix aller Voraussicht nach die Blicke aller Teams auf sich ziehen wird. So wie es Pedro Acosta 2021 in der Moto3-WM beim Red Bull Ajo-Team tat und wie es der Spanier jetzt mit Top-Testzeiten auch als Neuling in der Moto-Klasse im Ajo-Rennstall macht.

Raúl Fernández hat als Moto2-Rookie im Vorjahr acht GP-Siege erbeutet und alle Blicke der anderen Teamchefs auf sich gezogen. Er konnte sich vor Anfragen und Angeboten kaum retten.

Der schnelle Spanier strotzt nach der erfolgreichen Saison 2021 und dem nur um vier Punkte gegen Gardner verpatzten WM-Titel vor Selbstvertrauen. Es ist zu erwarten, dass der Moto2-Vizeweltmeister große Ansprüche an das Tech3-Team und KTM stellt, um seine hohen Erwartungen erfüllen zu können.

Raúl hat letztes Jahr den bisherigen Rekord von sieben Moto2-Siegen als Rookie von Marc Márquez übertroffen und geht mit hohen Ansprüchen an sich selbst in die erste «premier class»-Saison.

Sein Fernziel hat er gegenüber seinem Manager Jordi Arilla schon nach dem MotoGP-Kennenlern-Test beim ersten Misano-GP im September 2021 formuliert: «Ich will der erste Weltmeister von KTM in der MotoGP-Klasse werden.»

«Raúl ist ein junger, heißer, talentierter Fahrer», ist sich Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal bewusst. «Als er den ersten MotoGP-Test in Misano mit uns gemacht hat, hat er zu seinem Manager Jordi Arilla, zu mir und zu anderen Personen gesagt: ‚Hey, ich kann mit diesem Motorrad die Weltmeisterschaft gewinnen.‘ Er hat das nicht im Scherz gesagt. Er hat es ernst gemeint.»

«Wir wissen inzwischen, mit welcher mentalen Einstellung Raúl als Rennfahrer antritt», bemerkte Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er geht nicht an den Start, um mitzufahren und das Startfeld zu füllen. Er ist in die MotoGP-Klasse aufgestiegen, weil er gewinnen will. Das ist sein Weg, das ist seine Strategie. Wir werden bald sehen, wozu er im ersten MotoGP-Jahr fähig ist. Es ist unbestritten: Raúl verfügt über ein unbeschreibliches Talent, dazu zeichnet ihn eine gehörige Portion Selbstvertrauen aus. Klar, wir werden 2022 bei uns im Team eine heftige Rivalität zwischen Remy und Raúl erleben. Aber das ist das Beste, was uns passieren kann. Ich liebe diese Herausforderung einfach. Was du in einem Team brauchst, das sind zwei Fahrer, die sich gegenseitig pushen.»

Hervé Poncharal betrachtet das Red Bull- und das Tech3-MotoGP-Team als gemeinsame Formation, als gemeinsamen KTM-Rennstall, so sehen es auch die obersten KTM-Manager wie Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz und Pit Beirer.

«Aber gleichzeitig hat jeder Fahrer sein eigenes, persönliches Technik-Team», hält Poncharal fest. «Wir werden also keinen Krieg im Team haben, wie es ihn in der Vergangenheit gegeben hat. Remy und Raúl werden sich nicht die besten Freunde sein. Vielleicht werden sie nicht bereit sein, viel miteinander zu reden. Aber das ist okay für mich. Denn es war ja schon 2021 in der Moto2 bei Aki Ajo so: Jeder Fahrer hat seine eigene Crew.»

Poncharal kennt solche Rivalitäten seit vielen Jahren. «Ich erinnere mich an das Jahr 2000. Damals haben Nakano und Jacque in meinem Team beim letzten Rennen bis zur letzten Kurve um den 250-ccm-WM-Titel gekämpft. Das war extrem intensiv. Vor dem Finale in Australien waren die beiden nur durch zwei Punkte getrennt. Wenn man clever und mit Fingerspitzengefühl vorgeht, kann man solche Situationen gut meistern.»

«Natürlich will Rául seinen Rivalen Remy besiegen», ist sich der Franzose bewusst. «Anderseits will auch Remy der bessere Fahrer im Tech3-Team sein und zeigen, dass er verdient Moto2-Weltmeister geworden ist und nicht durch einen Glücksfall. Rául will das Gegenteil beweisen. Das ist eine fantastische Situation für uns. Denn ich sage immer: 'Ein Team steht auf zwei Beinen. Wenn du Erfolg haben willst, brauchst du zwei starke Beine.' Ich gehe davon aus, dass unser Team 2022 zwei sehr starke Beine hat.»

Der GP-Kalender 2022

06. März: Losail Circuit/Katar*
20. März: Mandalika Street Circuit/Indonesien
03. April: Termas de Río Hondo/Argentinien
10. April: Circuit of The Americas/Texas
24. April: Portimão/Portugal
01. Mai: Jerez/Spanien
15. Mai: Le Mans/Frankreich
29. Mai: Mugello/Italien
05. Juni: Catalunya/Spanien
19. Juni: Sachsenring/Deutschland
26. Juni: Assen/Niederlande
10. Juli: KymiRing/Finnland
07. August: Silverstone/GB
21. August: Red Bull Ring/Österreich
04. September: Misano/Italien
18. September: MotorLand Aragón/Spanien
25. September: Motegi/Japan
02. Oktober: Buriram/Thailand
16. Oktober: Phillip Island/Australien
23. Oktober: Sepang/Malaysien
06. November: Valencia/Spanien

*Flutlichtrennen


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