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Marc Márquez: «Es gibt zehn bis zwölf Titelanwärter»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

Repsol-Honda-Star Marc Márquez sagt, man müsse bis Anfang Mai warten. Dann werde sich abzeichnen, wer die WM-Favoriten sind. «Vor der Saison will jeder um den Titel fighten. Da gibt es viel blah-blah.»

Barry Sheene hat sich von seinen zwei verheerenden Stürzen in Daytona 1976 und Silverstone 1982 erholt. Der populäre Engländer hat die 500-ccm-Weltmeisterschaft 1976 und 1977 heldenhaft gewonnen und auch nach dem Silverstone-Horrorcrash noch GP-Siege gefeiert. Bei Mick Doohan musste 1992 nach dem Assen-Unfall beinahe der Unterschenkel amputiert werden, trotzdem kam er zwei Monate später in Interlagos/Brasilien auf die GP-Piste zurück, der Honda-Star Doohan verlor aber den Titelkampf um 4 Punkte gegen Wayne Rainey (Yamaha). Aussie Doohan gewann aber danach 1994, 1995, 1996, 1997 und 1998 fünf 500-ccm-WM-Titel hintereinander. Das war noch heldenhafter.

Marc Márquez wird jetzt seit mehr als drei Jahren von multiplen Verletzungen geplagt, viele davon stellten die Fortsetzung seiner GP-Karriere in Frage. Zuerst ließ er im Dezember 2018 die linke Schulter reparieren. Ein Jahr später wurde die rechte Schulter instand gesetzt, er konnte im Winter kaum trainieren. Trotzdem triumphierte der Honda-Start in der Saison 2029 bei zwölf von 19 rennen, sechsmal brauste er auf Platz 2. Die beste Saison seiner MotoGP-Laufbahn!

Am 19. Juli 2020 zog sich Marc beim Saisonstart in Jerez einen Oberarmbruch zu, das Comeback fünf Tage später scheiterte kläglich. Der Rest ist bekannt. Drei Operationen am rechten Oberarm, zwei Knochentransplantationen plus Infektion. Der leidgeprüfte Spanier verpasste die ersten zwei Rennen 2021 in Katar. Er siegte aber in Sachsen, Austin und Misano-2 und kassierte bei den vier Rennen vor seinem Motocross-Crash Ende Oktober mehr Punkte als Bagnaia und Quartararo.

Marc Márquez durfte in den letzten drei Jahren rund 1,5 Jahre lang kein Motorrad fahren. Solche Durststrecken hat kein GP-Pilot vor ich ihm durchgemacht.

Jetzt stellen sich die Honda-Manager, die Gegner und die Fans die Frage: Wann kann der angeschlagene Marc Márquez zur alten Größe zurückkehren? Wird er überhaupt noch einmal der Alte? Oder ist die unbeschwerte junge Generation mit Quartararo, Bagnaia und Mir inzwischen zu stark für ihn?

Marc Márquez äußerte vor dem Saisonstart im Mittleren Osten einige Zweifel. «Ich muss auf jeden Fall im April bereit sein», sagt er. «Wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfen willst, zeichnet sich Ende April oder Anfang Mai ab, ob das klappen kann. Wir trauen uns den Titel zu. Aber in zwei Monaten werden wir wissen, ob unsere Erwartungen zu hoch waren. Das lässt sich heute schon sagen. Aber meine Erwartungen sind hoch, und sie sind es auch bei allen anderen Fahrern, die auf dem Startplatz stehen. Wenn die die Piloten vor der Saison fragst, dann ist jeder happy, jeder arbeitet viel, die Teams strengen sich alle an, blah, blah, blah, blah. Vor dem ersten Grand Prix will jeder um den Titel fighten. Lass‘ uns warten bis Ende April. Beim fünften oder sechsten Grand Prix siehst du schon, ob du 20 oder 100 Punkte hinter dem WM-Spitzenreiter bist oder ob du WM-Leader bist.»

Wie schätzt Marc die Auseinandersetzung mit den jungen Löwen ein? Welche Gegner werden ihn 2022 am meisten herausfordern?

Márquez: «Die Situation hat sich seit 2013 stark verändert. Damals hat es beim Sepang-Test heftig geregnet, und ich wollte unbedingt rausfahren. Dies Mal sah ich die Gegner im Nassen rausfahren, ich sah wenig Sinn darin. Naja, ich mache jetzt einen Scherz. Aber es stimmt, dass man mit den Jahren mehr Erfahrung hat und ein Gefühl dafür bekommt, wann man pushen soll. Oft macht es Sinn, sich auf einem anderen Gebiet oder zu einem anderen Zeitpunkt anzustrengen. Das ist eine schöne Erkenntnis.»

«Aber wenn ich wetten soll, wer meine schärfsten Gegner sein werden, dann setze ich auf Pecco und Fabio», räumt der Superstar ein. «Ich werde ein bisschen Geld auf diese zwei Jungs setzen. Das sieht wie die sicherste Wette aus. Aber man weiß nie… Denn die Suzuki-Fahrer waren in Malaysia eindrucksvoll. Auch Bastianini ist stark, dasselbe gilt für Martin. In der heutigen MotoGP gibt es zehn oder gar zwölf Fahrer und Motorräder, die gut genug für den Titel sind. Das gefällt den Fans, das ist sicher.»


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