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Plant Pierer-Gruppe eine GP-Rückkehr von MV Agusta?

Von Günther Wiesinger
Die Pierer Mobility AG (KTM, GASGAS, Husqvarna) agiert nach dem Motto «Ready to Race». Dem Konzern gehören 25,1% von MV Agusta. Firmenchef Stefan Pierer schließt einen GP-Einstieg der italienischen Edelmarke nicht aus.

Die Pierer Mobility AG hat in den letzten Jahren seit dem MotoGP-Einstieg 2017 in den kleinen GP-Klassen eine vorbildliche Nachwuchsförderung und mit den drei Marken KTM, GASGAS und Husqvarna inzwischen in der Moto3 und Moto2 eine breite Basis für die «Road to MotoGP» und die Konzern-eigene MotoGP-Academy geschaffen.

Die MotoGP-Fahrer wie Oliveira, Lecuona, Brad Binder, Remy Gardner und Raúl Fernández sind in den Gehschulen von Teams wie Red Bull-Ajo oder Aspar Martinez auf höhere Aufgaben vorbereitet worden. Durch die Zusammenarbeit mit dem Tech3-MotoGP-Kundenteam stehen jetzt für die Talente seit 2019 insgesamt vier Plätze in der «premier class» zur Verfügung.

Aber wenn man sich anschaut, wie diese beiden Teams jetzt aufgestellt sind und welche Talente noch in den Startlöchern für die Königsklasse stehen, wird die Pierer-Gruppe bald wieder mit einem Engpass konfrontiert sein.

Denn mit Jake Dixon, Pedro Acosta, Albert Arenas, Izan Guevara, Ayumu Sasaki sowie Darryn Binder machen sich einige prominente Pierer-Schützlinge für die Zeit nach 2023 Hoffnungen auf einen Platz in der MotoGP. Und die aktuellen Fahrer Brad Binder, Jack Miller, Pol Espargaró und Augusto Fernández denken nicht daran, ihre Positionen bei KTM und GASGAS in den nächsten zwei Jahren zu räumen. Zu allem Überfluss würden sich die Oberösterreicher beim fünffachen KTM-MotoGP-Sieger Miguel Oliveira über eine Rückkehr freuen – nach ein oder zwei Jahren, wie im August beim Österreich-GP deponiert wurde.

«Das ist richtig», stimmte der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com zu. «Das ist der Nachteil einer super Grundlagenarbeit. Wir haben jetzt ein zu großes Angebot von Nachwuchsfahrern.»

Aber einige der erwähnten Kandidaten spielen bei den MotoGP-Plänen von KTM und GASGAS vorläufig noch keine Rolle. Manche Talente müssen zuerst einmal zwei erfolgreiche Moto2-Jahre meistern.

«Aus den kleinen Klassen kommt jetzt Acosta nach oben, Izan Guevara dürfte auch ein irrsinniges Talent sein, dazu blitzgescheit. Dazu haben wir gelernt, dass man einem MotoGP-Rookie wie Augusto Fernández zwei Jahre in der Königsklasse zugestehen muss», gibt Stefan Pierer zu verstehen.

«Wir werden sicher den Fehler nicht mehr machen, die Talente zu früh in die MotoGP zu befördern», versicherte Vorstand Hubert Trunkenpolz gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das ist die Erkenntnis aus der Saison 2022. Die Talente müssen sich besser an das höhere Gewicht der Moto2-Bikes gewöhnen. Und dann kommt in der MotoGP noch die Verdoppelung der Motorleistung dazu. Das ist die zweite Umstellung –  und etwas viel auf einmal.»

Aber Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz und Motorsport-Direktor Pit Beirer können mit diesem Luxusproblem gut leben. Es wird vorläufig nicht mehr überlegt, irgendwann zwei weitere MotoGP-Plätze zu beanspruchen. Dabei würde nach der im November erfolgten 25,1-Prozent-Beteilung an der MV Agusta Motor S.p.A. eine professionell geplante Rückkehr dieser Nobelmarke allen Beteiligten gut zu Gesicht stehen – und in der «premier class» für viel Aufsehen sorgen.

«Im Jahr 1 ist bei MV Agusta zuerst einmal Zusammenräumen angesagt», hält der gelernte Firmensanierer Stefan Pierer fest. «Wir müssen die schwierige Situation bei MV Agusta in den Griff kriegen. Wir machen den Einkauf, wir haben den weltweiten Vertrieb übernommen. Jetzt schauen wir uns die Modelpalette genau an.»

Ist ein GP-Einstieg von MV Agusta also gar kein Thema? «Ausschließen kannst du nichts», versichert Konzernchef Stefan Pierer. «Aber wenn, dann wäre es eine systematische Arbeit, so wie wir es mit GASGAS machen.»

Zur Erinnerung: Der österreichische Hersteller brachte 2021 neu GASGAS in die Moto3-WM, 2022 in die Moto2 – und für 2023 ist das GASGAS Tech3 Factory Team mit Pol Espargaró und Augusto Fernández längst beschlossene Sache.

Die Pierer-Gruppe bedient sich im Motorsport einer Plattform-Strategie und setzt die hauseigenen Marken in der Moto3 und MotoGP-WM mit baugleichen Maschinen ein.

«Unser Erfolg beruht darauf, dass wir mit unseren Motorradmarken in der Serie nach dem Vorbild der Automobil-Industrie mit Technik- und Motoren-Plattformen Synergien erzielen und durch entsprechende Design-Unterschiede und Ausrichtungen des Produkts verschiedene Zielgruppen ansprechen», hält Stefan Pierer (65) fest.

«Wir haben sowohl bei den Serienmotorrädern als auch im Motorsport gewisse Plattformen, auf denen wir die verschiedenen Konzernmarken promoten», betont Vorstand Hubert Trunkenpolz. «Das ist unsere Strategie. Unser System funktioniert wunderbar und ist effizient. Wir müssen außerdem in Zeiten wie diesen mit dem Geld haushalten. Deshalb gibt es keine zusätzliche Eigenentwicklung für die Moto3- oder für die MotoGP-WM für irgendeine Marke von uns. In der MotoGP müsste man bei einem neuen, separaten Entwicklungsprojekt mit einem Budget von 45 Millionen Euro im Jahr rechnen.» 

Dieser horrende Betrag würde bei einer MotoGP-Eigenentwicklung für GASGAS, MV Agusta oder Husqvarna fällig werden.

Ungefähr in dieser Höhe bewegen sich momentan die Kosten für den aktuellen Auftritt von KTM mit den zwei Teams von Red Bull und GASGAS Tech3 in der MotoGP-Weltmeisterschaft.


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