Valentino Rossi sucht das Glück

Strafe für Márquez: Was passiert bei Annullierung?

Von Günther Wiesinger
RNF-Aprilia-Teamchef Razlan Razali bezeichnete die doppelte Long-Lap-Strafe für Marc Márquez als Witz. Aber was passiert, wenn die FIM Appeal Stewards auch diese Strafe löschen müssen?

Beim zweiten WM-Lauf in Argentinien ist natürlich auch der Portugal-GP weiter ein Thema. Es wird über die vier Verletzten (Marc Márquez, Oliveira, Pol Espargaró, Enea Bastianini)  gesprochen und über die Fahrweise von Marc Márquez diskutiert.  Denn der Spanier kollidierte am Sonntag in den ersten 18 Kurven zweimal mit Jorge Martin und stieß außerdem Lokalmatador Miguel Oliveira zu Boden, wofür ihm ein «Double Long Lap Penalty» aufgebrummt wurde.

Wegen eines Formfehlers stand in der FIM-Mitteilung, der Penalty müsse beim Argentinien-GP absolviert werden. Der Repsol-Honda-Star fehlt aber hier in Südamerika. Also korrigierte sich die FIM amDienstag und meldete, er müsse die Strafe bei seiner nächsten Rennteilnahme am Sonntag über die Volldistanz abbüssen. Gegen diese leichtfüssige Umänderung des Urteils hat Repsol-Honda verständlicherweise protestiert; jetzt ist das Berufungsgericht des Motorrad-Weltverbands am Zug.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Marc Márquez jetzt ungeschoren davon kommt, wenn die FIM Appeal Stewards die nachträgliche Urteilsabänderung für illegal erklären.

Ob die Rivalen, Unfallgegner und die gegnerischen Teams und Werke so einen Fauxpas widerspruchslos hinnehmen, ist offen.

«Wir hatten mit diesem Unfall nichts zu tun, also geht uns das sowieso nichts an. Wenn die Protestfrist von 30 Minuten abgelaufen ist, können gegnerische Teams sowieso nichts mehr dazu beitragen. Das ist Sache der FIM», erklärte Pit Beirer, der Motorsport-Direktor von KTM, GASGAS und Husqvarna.

Auch das Monster Yamaha Factory Team mit Quartararo und Morbidelli wird die Entscheidung des Appeal Courts ohne Widerrede hinnehmen. «Wir können in die Entscheidungen der FIM nicht eingreifen, in denen es um andere Fahrer geht», erklärte Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing. «Es scheint logisch, dass eine Strafe wie ein ‘double long lap penalty’ beim nächsten Grand Prix absolviert wird, an dem der Fahrer teilnimmt. Gleichzeitig sollte ein Urteilsspruch nach der Veröffentlichung nicht mehr verändert werden, weil es neue Umstände gibt.»

Wie berichtet: Die Stewards gingen beim Urteil in Portimão noch davon aus, dass Marc Márquez bei der Kollision unverletzt geblieben sei. Denn sie unterschrieben das Urteil um 15.13 Uhr Ortszeit, also ca. 30 Minuten nach der Zieldurchfahrt.

Doch Repsol-Honda betrachtet das Urteil vom Sonntag als «endgültig und definitiv» und wird die Abänderung vom Dienstag deshalb verständlicherweise in der nächsten Instanz bekämpfen.

Ob Marc Márquez dadurch der doppelte Long-Lap-Penalty bei seiner Rückkehr (voraussichtlich in Texas von 14. bis 16. April) erspart bleiben wird, lässt sich nicht vorhersagen.

Bisher gab es erst zwei Fahrer, bei denen die FIM-Stewards nicht konkret erwähnt haben, bei welchem Event sie die Strafe absitzen müssen, nämlich Celestino Vietti und Senna Agius.

GASGAS-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, gleichzeitig Präsident der Teamvereinigung IRTA, ist gespannt auf die Entscheidung des FIM Appeal Courts, die den Fehler von Freddie Spencer & Co. vermutlich nicht einfach ungeschehen machen lassen können. «Wenn HRC mit dem Protest Recht bekommt, wird Marc in Texas oder bei seinem Comeback keine Strafe bekommen», ist sich Poncharal bewusst. 

Der zornige CryptoDATA-RNF-Aprilia-Teamchef Razali Razali, der die milde Strafe für Marc Márquez als «Witz» bezeichnete und eine Rennsperre forderte, ohne das explizit auszusprechen, will sich jetzt noch nicht den Kopf darüber zerbrechen, was bei einer etwaigen Annullierung des «Double Long Lap Penaltys» passiert.

«Ich überquere diese Brücke, wenn ich dort eintreffe», zitierte er eine englische Redewendung.

Soll heissen: «Ich mache mir dazu Gedanken, wenn es so weit ist.»

Denn der portugiesische RNF-Pilot Miguel Oliveira war durch Marc Márquez bei seinem Heim-GP um die Chance auf einen Podestplatz gebracht worden und verpasst jetzt auch den Argentinien-GP.

Die Beteuerungen von Marc Marquez vom vergangenen Sonntag wirken inzwischen scheinheilig. «Ich habe in dieser Kurve im ersten Teil des Rennens einen schweren Fehler gemacht, der diesen Zwischenfall ausgelöst hat», räumte Marc nach dem Crash ein. «Ich habe gebremst, doch nachher hat das Vorderrad massiv blockiert. Ich musste also die Bremse loslassen. Mein Plan war, dann auf die linke Seite auszuweichen. Aber ich war schon nach rechts in Schräglage, konnte die Richtung nicht mehr ändern und den Zusammenstoß mit Martin zwar vermeiden, aber ich war nicht in der Lage, der Kollision mit Miguel zu entgehen. Ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht, denn der Zusammenstoß war sehr wuchtig. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, bei seinem Team und seinen portugiesischen Fans. Ich bin mit einem doppelten Long-Lap-Penalty für meinen nächsten Grand Prix bestraft worden, einer Strafe, der ich komplett zustimme.»

MotoGP-Ergebnis Q2, Las Termas (1.4.):

1. Alex Márquez, Ducati, 1:43,881 min
2. Bezzecchi, Ducati, 1:44,053 min, + 0,172 sec
3. Bagnaia, Ducati, 1:44,739, + 0,858
4. Morbidelli, Yamaha, 1:45,982, + 2,101
5. Viñales, Aprilia, 1:46,236, + 2,355
6. Zarco, Ducati, 1:46,463, + 2,582
7. Marini, Ducati, 1:46,588, + 2,707
8. Martin, Ducati, 1:46,635, + 2,754
9. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:46,878, + 2,997
10. Quartararo, Yamaha, 1:47,122, + 3,241
11. Nakagami, Honda, 1:48,209, + 4,328
12. Rins, Honda, 1:48,694, + 4,813

Die weitere Startaufstellung:
13. Raúl Fernández, Aprilia, 1:47,420 min
14. Di Giannantonio, Ducati, 1:47,456
15. Brad Binder, KTM, 1:47,511
16. Miller, KTM, 1:47,671
17. Augusto Fernández, KTM, 1:48,420
18. Mir, Honda, 1:48,585


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