Ducati-Neuzugang Alex Márquez: «Besser als erwartet»

Von Frank Weeink
Alex Márquez (27)

Alex Márquez (27)

Alex Márquez wechselte für die laufende MotoGP-Saison von der LCR-Honda auf die letztjährige Ducati GP22 in den Gresini-Farben. Nach fünf Grand Prix zieht er im Interview eine Zwischenbilanz.

Als MotoGP-Rookie schaffte Alex Márquez 2020 in Repsol-Honda-Farben zwar zweimal Platz 2, nach dem Wechsel zu LCR blieben Erfolgserlebnisse aber aus. Nach mühsamen Jahren ging Alex nach der 2022 Saison zu Gresini Racing.

Auf einer letztjährigen GP22 war der 27-jährige Spanier auf Anhieb schnell, beim zweiten Grand Prix der laufenden Saison stürmte er in Termas de Río Hondo bei schwierigen äußeren Bedingungen auf die Pole-Position und das Podest. Obwohl er nach fünf Grand Prix nur Zwölfter in der Gesammtwertung ist, fühlt sich der jüngere Bruder von Honda-Speerspitze Marc Márquez besser auf der Ducati.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht der zweifache Weltmeister (2014 in der Moto3 und 2019 in der Moto2) über die Umstellung und seine Herangehensweise.

Alex, wenn eine neue Saison beginnt, sagen Fahrer oft: «Ich fahre besser denn je.» Gilt das auch für dich?

Nicht besser denn je. Ich bin zum Beispiel in der Moto2 oder in meinem ersten Jahr in der MotoGP besser gefahren. Aber es ist nicht schlecht. Ich fühle mich mit der Ducati immer noch nicht zu 100 Prozent wohl. Ich kann mit der Maschine noch nicht ganz das machen, was ich will. Aber die Anpassung ist gut verlaufen und geht schneller, als ich erwartet hatte. Wir können also zufrieden sein, aber wir müssen weiter arbeiten. Denn als Fahrer will man immer ein bisschen mehr. Wer schnell ist, will immer einen größeren Vorteil. Es ist nie genug.

Bedeutet das, dass du jetzt Dinge machen kannst, die du vorher nie tun konntest? Auf der Honda vielleicht?

Ja, oder Dinge, die ich zum Beispiel in der Moto2 gemacht habe. Es fühlt sich natürlicher an und ich kann mehr so fahren, wie ich es möchte. Die Sache ist, dass ich mich in diesen drei Jahren an die Honda gewöhnt habe und viele Dinge gelernt habe, die auf der Ducati nicht funktionieren – zum Beispiel tief in der Kurve hart zu bremsen. Daran muss ich mich erst gewöhnen, um es zu verstehen und zu ändern. Nach drei Jahren lässt sich das nicht über Nacht ändern, aber von Tag zu Tag mache ich Fortschritte und werde besser auf der Ducati.

Im Vorjahr hast du die GP22 auf der Strecke gesehen, jetzt fährst du selbst eine. Fühlt es sich so an, wie du erwartet hattest?

Mehr oder weniger, ja. Aber immer, wenn man auf eine andere Maschine wechselt, hat man die Angst: «Bin ich schnell genug, bin ich gut genug für diese Maschine?» Als ich das Bike dann zum ersten Mal beim Test in Valencia fuhr, verschwanden all diese Zweifel völlig. Von der ersten Runde an habe ich mich richtig gut und wohl gefühlt. Und ich war schnell, daher bin ich zuversichtlich, dass wir Gutes erreichen können.

Vor dem Sturz im GP-Rennen von Le Mans warst du Zehnter in der Gesammtwertung, nur acht Punkte hinter dem vierten Mann; war das ungefähr das, was du erwartet hattest?

Abgesehen von den drei Nullern in Folge, die wir geschrieben haben – vor allem in Austin hatten wir großes Pech [Alex Márquez wurde von Jorge Martin torpediert, Anm.]… Die Situation ist besser, als ich sie mir vor Saisonbeginn vorgestellt habe. Schon eine Pole und ein Podium zu haben – und ich meine, in Austin hätten wir angesichts unserer Pace um den Sieg kämpfen können. Danach sind unsere Erwartungen etwas gestiegen. Und dann, als wir nach Jerez gekommen sind, habe ich es zu sehr versucht und bin im Sprint gestürzt. Dann sagte ich zum Team: «Okay, wir sind nicht in der Situation, in der wir sein sollten. Realistisch gesehen sollten wir um die Top-8 und nicht um das Podium kämpfen, also müssen wir uns alle ein wenig beruhigen.»

Von diesem Moment an mussten wir wieder damit beginnen, das Selbstvertrauen aufzubauen. Denn wenn du denkst, dass es nicht gut genug ist, nicht auf dem Podium zu landen, fängst du an Fehler zu machen und verlierst dich selbst. Also gingen wir einen Schritt zurück und fingen wieder von vorne an. Wir starten immer mit geringen Erwartungen ins Wochenende und schauen dann, wo wir am Freitag stehen und ob wir uns am Samstag behaupten oder verbessern können.

Geringe Erwartungen – liegt das an den vergangenen Jahren?

Nein. Ich bevorzuge es, es so handzuhaben. Denn wer hohe Erwartungen hat und diese nicht erfüllt, ist frustriert. Deshalb glaube ich, dass es besser ist, in das Wochenende zu gehen und zu denken: «Okay, hier wird es sehr schwierig und ich muss von Anfang an Druck machen.» So bleibt die Motivation erhalten.

Es ist ein bisschen wie beim Heim-GP: Man ist sehr motiviert und denkt, dass man auf dem Podest stehen kann, aber dann liegt man auf P8 und kann nicht schneller fahren. Auf diese Weise zerstörst du dich selbst und deine Mentalität. Deshalb glaube ich, dass es besser ist, keine Erwartungen zu haben und von da an vom ersten Training bis zum Rennen Selbstvertrauen aufzubauen.

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