Francesco Guidotti (KTM): «Jack Miller war wichtig»

Von Manuel Pecino
Die Red Bull-KTM-Werksfahrer schafften 2023 beide schon den Sprung aufs Podest, Binder liegt aktuell auch auf WM-Rang 3. Teammanager Francesco Guidotti spricht über die Fortschritte und die Bedeutung der Neuzugänge.

Francesco Guidotti ist ein erfahrener Mann im GP-Paddock. Nach zehn Jahren als Pramac-Ducati-Teammanager holte ihn KTM für die Saison 2022 zurück in die Familie, nachdem er zuvor bereits von 2006 bis 2009 bei den Österreichern als Teammanager unter Vertrag gestanden hatte – in der Zweitakt-Ära in den Klassen 125 und 250 ccm.

Es ist immer interessant, mit dem Italiener zu sprechen, weil er es mit der Gelassenheit und Ruhe tut, die von der Erfahrung kommt. Er verfällt bei einem guten Ergebnis nicht in Euphorie und lässt sich von einem schlechten Moment auch nicht entmutigen. Denn er weiß, dass im Rennsport alles seine Zeit hat. Eine Einstellung, die sich auch in diesem Interview mit SPEEDWEEK.com widerspiegelt.

Kann man sagen, dass die Performance von Brad Binder und Jack Miller deutlich über dem liegt, was alle nach den Wintertests erwartet hätten?

Vielleicht von außen, ja, aber wir wussten im Team, dass wir im Winter ordentliche Vorsaison-Tests gemacht hatten. Wir haben zwei verschiedene Motorenspezifikationen getestet, verschiedene Rahmen, dazu mehrere Federelemente und natürlich einiges an der Elektronik und Aerodynamik.

An den drei Tagen in Sepang haben wir ein enormes Arbeitspensum bewältigt. Wir konnten alles mit allen Fahren testen, auch mit den GASGAS-Piloten. Am Ende der drei Tage waren wir wirklich müde, aber glücklich, weil wir alles getestet hatten.

Danach hatten wir zwei Wochen Zeit für eine richtige Analyse. Wir haben dann eine Art Paket nach Portimão gebracht, aber kein komplettes Paket für alle. In Portugal haben wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Das volle Paket war also erst für das erste Rennen bereit.

Was habt ihr im Portimão-Test noch gefunden?

Beim Portimão-Test haben wir die finale Entscheidung bezüglich der Aerodynamik und des Chassis getroffen; beim Motor hatten wir bereits in Sepang entschieden. Es war schon fast ein Wunder, für das Rennen in Portimão alles bereit zu haben!

Die Fahrer haben dann ein wenig gebraucht, um das Gefühl zu finden. Die Performance in Jerez war unglaublich, ich muss sagen, dass wir diese Ergebnisse ein bisschen später erwartet hätten. Alles scheint also gut zu laufen, aber wir müssen noch die nächsten Rennen abwarten, um zu bestätigen, ob die Fortschritte, die wir zeigen, sich auch konsolidieren.

War es eine Hilfe, dass Dani Pedrosa viel in Jerez getestet hatte?

Nicht mehr als Honda oder andere. Wir haben wie all die anderen auch getestet… Meistens testen wir auch zusammen.

Was hat sich in einem Jahr verändert?

Fast alles. Ich erinnere mich an die Wintertests 2022, als wir fast nichts zum Testen hatte. Wir waren mehr darauf fokussiert, eine gute Basis mit dem zu finden, was wir aus den vorangegangenen Jahren hatte, aber es war nichts wirklich Neues. Wie gesagt, im Winter 2023 hatten wir viel zu testen. Ich glaube, wir haben in Sachen Quantität und Qualität Fortschritte gemacht.

KTM hat auch Alberto Giribuola von Ducati geholt und als Performance-Ingenieur installiert. Was ist seine Aufgabe?

Er ist nur einer von vielen Leuten, die wir im Vergleich zum Vorjahr haben. Auch im Werk sind wir mehr, für die Elektronik, die Analyse und auch in der Chassis-Abteilung haben wir bereits mehr erfahrene Leute.

Der Motor ist natürlich wichtig, aber die Entwicklung recht schwierig, weil du für den Rest der Saison nichts mehr machen kannst, wenn du deine Motorenspezifikation einmal homologiert hast. Das ist als eine Entwicklung, die eigene Dynamiken hat.

Bringt Neuzugang Jack Miller mit seinem Crew-Chief Cristhian Pupulin neue Ideen?

Jack war wichtig, weil unser Line-up im Vorjahr aus vier Fahrern bestand, die nur Erfahrung auf der KTM hatten – aus zwei Rookies und zwei erfahrenen Piloten, aber nur mit KTM. Dieses Projekt ist noch immer recht jung und manchmal braucht man eine Bestätigung. Und wir brauchten eine, nennen wir es, neue Vision. Wir haben also einen schnellen Fahrer gesucht, der uns neues Feedback geben oder das Feedback unserer Fahrer bestätigen würde.

In der Hinsicht hat uns Jack sehr geholfen. Er ist mit viel Enthusiasmus und Motivation zu uns gekommen und das Gefühl auf dem Motorrad war auf Anhieb gut. Er hat uns auf Anhieb gesagt, woran wir arbeiten sollten.

Auf Anhieb?

Ja, der Test in Valencia nach dem Saisonfinale war nur einen Tag lag, aber laut Jack war der Test ziemlich hilfreich, um zu verstehen, was Priorität hatte. Es war etwas, an dem wir schon begonnen hatten zu arbeiten, es war also eine Bestätigung.

Betraf es den Kurveneingang?

Nein. Es hat nichts mit dem Chassis oder den Federelementen zu tun, was alle gesagt hatten. Es ist mehr die Leistungsentfaltung und Gasannahme.

Dass es mehr vom Fahrer kontrolliert wird?

Mehr oder weniger, mehr Gefühl am Gas. Das kann mit dem Motor zusammenhängen, mit der Elektronik… Aber es hat nichts mit der Suspension oder dem Rahmen zu tun. Alle haben behauptet, dass unser Chassis oder unsere Federelemente nicht auf dem Level sind, auf dem sie sein sollten, aber es scheint so zu sein, dass wir das Problem schon erkannt hatten, und Jack hat es bestätigt. Wir waren schon dran, aber mit der Bestätigung von Jack haben wir in diese Richtung gepusht. Wir haben im Winter einen großen Fortschritt erzielt. Schon in Sepang war Jack mit der geleisteten Arbeit glücklich.

Als wir Jack unter Vertrag genommen hatten, war es der logische Schritt, auch seinen Crew-Chief zu holen. Sie kennen sich und er weiß, was Jack will, er kennt seinen Fahrstil und was er meint, wenn er Dinge erklärt. Das ist sehr wichtig, vor allem während einer Trainings-Session, wenn alles sehr schnell passiert. Um zu Beginn Missverständnissen vorzubeugen, war die beste Lösung, das Duo zu verpflichten. Gleichzeitig war Pupulin nach vielen Jahren auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.

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