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Stefan Pierer: «MotoGP 2027 mit MV Agusta denkbar»

Von Günther Wiesinger
Die Pierer Mobility AG promotet in der MotoGP-WM mit KTM und GASGAS bereits zwei Marken. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer verfolgt auch mit MV Agusta sportliche Pläne.

Die Pierer Mobility AG besitzt die Motorradmarken KTM, Husqvarna und GASGAS zu 100 Prozent. Dazu hat die KTM AG, eine Tochterfirma der Pierer Mobility Gruppe, im Herbst 2022 weltweit den Vertrieb für MV Agusta und einen 25,1 Prozent-Anteil an der italienischen Edelmarke erworben.

KTM beteiligt sich seit 2017 mit dem Red Bull KTM Factory Team an der MotoGP-WM. 2019 kam das Tech3-Kundenteam dazu, das 2023 erstmals unter der Bezeichnung GASGAS Factory Racing Tech3-Team auftritt und für dieses Jahr Pol Espargaró und den Moto2-Weltmeister Augusto Fernández unter Vertrag hat.

Die Pierer Gruppe beteiligt sich also mit zwei Marken an der «premier class». Mit Husqvarna haben sich die Österreicher bereits 2014 und 2015 an der Moto3-WM beteiligt. Die Rückkehr in die 250-ccm-Klasse mit baugleichen 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-KTM Motorrädern erfolgte 2020. Nach dem Joint Venture von Husqvarna-Moto3-Teambesitzer Peter Öttl mit dem deutschen Liqui-Moly-Team expandierte Husqvarna 2023 (Darryn Binder, Lukas Tulovic) mit bisher überschaubaren Erfolgen auch in die Moto2.

Seitdem wird im Paddock spekuliert, wie lange es dauern wird, bis die Pierer-Gruppe in der Königsklasse auch die Marke Husqvarna integriert.

Doch die ursprünglich schwedische Marke wird momentan in erster Linie im Offroadbereich, im urbanen Segment und mit Retro-Modellen promotet, während bei KTM der sportliche Slogan «Ready to Race» und bei GASGAS «Get on the GAS!» gilt.

Stefan Pierer hat im Gespräch mit SPEEDWEEK.com bereits 2022 erklärt, die Pierer Mobility AG werde in der MotoGP auf Plattformen mit baugleichen Bikes wie in der Moto3 setzen. Deshalb kommt die KTM RC16 bei Red Bull und GASGAS mit identischer Spezifikation zum Einsatz. Eine technische Eigenentwicklung für GASGAS oder Husqvarna würde bis zu 30 Millionen verschlingen, weil eine eigene «engine spezification» homologiert werden müsste.

Aber Stefan Pierer plant eine GP-Rückkehr mit MV Agusta. Der ruhmreiche italienische Hersteller hat in den 1960er- und 1970er-Jahren bereits 38 Fahrer und 37 Marken-WM-Titel gewonnen. 

Stefan, betriebswirtschaftlich macht es wegen der globalen Wirtschaftslage für deinen Konzern wenig Sinn, eine separate MotoGP-Entwicklung für GASGAS oder gar Husqvarna zu machen. Aber man könnte dadurch eines Tages als neuer Hersteller gelten – und die beiden Suzuki-Slots bekommen.

Die MotoGP wird sich in Richtung Formel 1 entwickeln. Du wirst als Hersteller eine Motorenplattform haben wie in der Formel 1. Die Teams werden sich dann durch ein anderes Chassis unterscheiden; die Antriebseinheiten bleiben identisch.

Aber das könnte erst für 2027 passieren, denn das aktuelle Reglement ist bis Ende 2026 festgeschrieben.

Ja, für 2027 schließe ich deshalb nicht aus, dass wir mit MV Agusta als eigene Marke in die MotoGP reingehen.

Ein MotoGP-Engagement wäre für die Nobelmarke MV Agusta, die vorläufig nur 6000 Motorräder im Jahr absetzt, eine riesige Investition. Die Pierer-Gruppe gibt momentan für die drei GP-Klassen immerhin 70 Millionen Euro aus; 30 Millionen davon steuern Sponsoren und die Dorna bei.

Irgendwann muss man einmal anfangen. MV Agusta hat schon sehr viele Weltmeistertitel gewonnen, unabhängig davon, dass sie jetzt im Luxusbereich tätig sind.

Deshalb schließe ich eine MotoGP-Beteiligung mit MV Agusta nach 2026 nicht aus.

Die KTM AG besitzt bisher 25,1 Prozent an MV Agusta. Du strebst bei deinen Unternehmen meist eine Mehrheitsbeteiligung an, vorzugsweise übernimmst du irgendwann 100 Prozent. Wird die Beteiligung an MV Agusta 2023 noch erhöht?

Dass es in diesem Jahr passiert, glaube ich eher nicht. Aber bis Ende 2025 ist MV Agusta eingemeindet.

Das bedeutet: Die KTM AG wird dann 100 Prozent von MV besitzen?

Entweder 100 Prozent oder zumindest den Mehrheitsbesitz, irgend so was. Das war auch immer so von beiden Seiten beabsichtigt.

MV-Agusta-CEO Timur Sardarov betont aber, MV Agusta müsse eigenständig und die Identität erhalten bleiben. Er meinte, die Pierer-Gruppe darf MV nicht schlucken und soll die italienischen Edelbikes nicht mit den Motoren aus Österreich antreiben, wie es bei Husqvarna und GASGAS passiert ist. Entspricht das auch deinen Vorstellungen?

Ich glaube, entscheiden und zahlen tut dort Vater Rashid; er ist der Besitzer.

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