MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Repsol-Honda: Aldeguer und Oliveira kommen nicht

Von Günther Wiesinger
Das Gedränge bei Repsol-Honda um den zweiten Platz neben Joan Mir hält sich in überschaubaren Grenzen. Fermin Aldeguer und Miguel Oliveira scheiden als Kandidaten aus.

Als einziges Werksteam hat Repsol-Honda noch einen freien Platz anzubieten. Aber obwohl sich die Japaner seit dem vergangenen Winter ausmalen konnten, dass sich Marc Márquez verabschieden würde, weil er auch bei den Wintertests noch kein Sieger-Motorrad für 2023 entdeckte, haben die HRC-Manager bis heute keine Entscheidung getroffen. Denn sehr vielversprechend ist die Auswahl ohnedies nicht, nach dem Abgang von Marc Márquez (zu Gresini Ducati) und Alex Rins (zum Yamaha-Werksteam) sowieso nicht mehr.

Die Story mit Fermin Aldeguer war nur ein Sturm im Wasserglas, eine Erfindung des spanischen TV-Journalisten Ricard Jové, der einst Teammanager im Blusens-125-Team mit Maverick Viñales und dessen Manager und Entdecker war.

Aber Repsol-Honda kann in der heutigen Situation keinen Rookie brauchen, der 18 Jahre alt ist und erst zwei Moto2-WM-Rennen gewonnen hat. Die einzigen Rookies, die direkt aus der Mittelgewichtsklasse zu Repsol kamen, waren Pedrosa, Marc und Alex Márquez, die insgesamt vor dem MotoGP-Aufstieg bereits sieben Weltmeistertitel gewonnen hatten. Pedrosa drei, die Márquez-Brüder je zwei.

Davon abgesehen: Aldeguer müsste aus dem Speed-up-Vertrag für 400.000 Euro herausgekauft werden. 

Mit Fabio Di Giannantonio hat Repsol-Honda immerhin einen Kandidaten, der im letzten Saisondrittel 2023 einen dritten und einen vierten MotoGP-Platz erreicht hat.

Aber Di Giannantonio stieß bei den HRC-Managern bisher nicht auf viel Gegenliebe. Auch die Moto2-Teams wie Yamaha VR46 Master Camp und Fantic Racing bekamen offenbar den Eindruck, «Diggia» sei nach zwei MotoGP-Jahren etwas abgehoben.

Mooney-VR46-Pilot Luca Marini räumte in Sepang ein, er habe Gespräche mit Alberto Puig geführt, er habe aber einen gültigen Vertrag mit dem Team seines Bruder Valentino Rossi für 2024. Aber es würde ihn reizen, ein so ruhmreiches Team wie Repsol-Honda wieder an die Spitze zu bringen.

Valentino Rossi und Honda sind einander durch eine innige Feindschaft verbunden, seit der Italiener Ende 2003 nach drei Titelgewinnen zu Yamaha übergelaufen ist und dort vier weitere MotoGP-Titel gewann – zwischen 2004 und 2009.

Sky Italia meldete, man beobachte bei HRC «wenige und konfuse Ideen».

Miguel Oliveira hat bei den Übersee-Rennen Interesse an Repsol-Honda signalisiert. Aber sein Manager-Vater Paulo pochte auf einen Drei-Jahres-Vertrag, HRC bot nur einen Deal für ein Jahr an, weil Ende 2024 die meisten Werksfahrer-Verträge auslaufen. Außerdem gibt es bei Oliveiras privaten Sponsoren Überschneidungen mit jenen von Honda; Paulo Oliveira verlangte deshalb finanzielle Entschädigungen für den Verlust dieser Geldgeber.

«Nach einigen Kontakten fiel uns bei Honda ein Mangel an Strategie und Führung auf. Deshalb haben wir uns entschieden, bei RNF-Aprilia zu bleiben», erklärte Miguel Oliveira jetzt vor dem Sepang-GP unmissverständlich. «Das war immer meine Verpflichtung, und ich werde ihr nachkommen.»

Damit bleibt wohl Fabio Di Giannantonio weiter ein Kandidat. Es sei denn, es gelingt Honda im letzten Moment überraschend, noch irgendeinen aktuellen MotoGP-Fahrer zu einem Vertragsbruch zu überreden oder ihn freizukaufen. 

Alberto Puig sucht zwar noch nach irgendeiner Zauberlösung. Aber wenn er sich einbildet, Pol Espargaró zurückholen zu können, wie er heute bei den Kollegen von motogp.com sagte, hätte Honda den Spanier letztes Jahr nach dem starken dritten Platz beim Auftakt in Doha besser behandeln müssen. Marc Márquez wurde dort nur Fünfter; dieses Ergebnis blieb für Espargaró nicht ohne Folgen.

«Ich habe nachher das ganze Jahr kein neues Teil bekommen», erklärte der GASGAS-Tech3-Pilot, der nach der Saison 2023 bei der Pierer-Gruppe als Test- und Ersatzfahrer vorgesehen ist und auf jeden Fall drei Wildcards (zwei sind für Pedrosa geplant) bekommen wird. 

Pol Espargaró stellte nach dem Zeittraining klar: «Ich werde nicht zu Honda zurückkehren, sondern bei der Pierer Mobility AG bleiben.»

In 18 Tagen soll der Márquez-Nachfolger beim Valencia-Test bereits auf einer Honda RC213V sitzen. Bisher stehen nur Joan Mir (Repsol), Taka Nakagami und Johann Zarco (bei LCR) als Honda-Fahrer fest.

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