Valentino Rossi sucht das Glück

Marc Márquez: «Ohne Top-Speed ist nichts zu gewinnen»

Von Günther Wiesinger
Nach diesem wuchtigen Abflug am Sonntag blieb Marc Márquez kurz die Luft weg

Nach diesem wuchtigen Abflug am Sonntag blieb Marc Márquez kurz die Luft weg

Bei Marc Márquez konnte man sich als Kenner der Materie ausmalen, dass er nach Platz 3 im Sprint am Sonntag in Valencia aufs Ganze gehen würde. Die Kollision mit Jorge Martin passierte also nicht überraschend.

Marc Márquez schilderte auch beim vorletzten Grand Prix in Lusail/Katar, dass er auf dieser schnellen Piste mit der aktuellen Honda RC213V keine andere Möglichkeit auf einen guten Startplatz gehabt habe, als sich einen optimalen Windschatten zu suchen. «Denn wir hatten einfach nicht genug Top-Speed. Die Honda-Ingenieure wissen das. Sie müssen sich in diesem Punkt in Zukunft verbessern. Denn man kann sich nicht dauernd darauf verlassen, durch solche Manöver wie in Doha ein Wochenende retten zu können.»

Dabei hatte Marc Márquez beim Sepang-Test noch die Überzeugung geäussert, im Honda-Triebwerk schlummere genug Power, aber man könne sie wegen mangelnder Traktion nicht auf die Fahrbahn bringen.

Hat Honda während der 20 Grand Prix mit etlichen neuen Chassis-Updates und während neun Monaten absolut keine wesentlichen Fortschritte erzielt? «Als ich diesen Kommentar in Sepang abgegeben habe, haben wir eine sehr kleine Aerodynamik verwendet. Zuletzt hatten wir deutlich umfangreichere Flügel, das bedeutet weniger Top-Speed. Für die größeren Winglets brauchen wir sicher mehr Motorleistung. Als Fahrer habe ich auf der Rennstrecke mein Bestes gegeben, und ich habe bis zuletzt immer versucht, das beste Feedback an die HRC-Ingenieure zu geben und sie in die richtige Richtung für die Zukunft zu weisen. In Doha habe ich ihnen klargemacht: Ohne Top-Speed könnt ihr in keiner einzigen Meisterschaft irgendetwas ausrichten. Denn ich habe dort im Rennen auf jeder Geraden eine Position verloren.»

Im Quali von Doha klemmte sich Marc jedenfalls wieder hinter Pecco Bagnaia und sicherte sich den siebten Startplatz. War das fair? «Ich gebe eine ehrliche Antwort. Allein bin ich in Katar eine Sekunde langsamer gewesen. Aus diesem Gefährt wird auf solchen Pisten mit einem Windschatten ein anderes Motorrad. Ich verstehe, wenn mir die Menschen zuletzt oft vorgeworfen haben, dass ich mir dauernd einen schnellen Vordermann gesucht habe. Aber in der Vergangenheit haben sich immer wieder Fahrer in meinen Windschatten geklemmt. Und da ich mich jeweils auf mich selbst konzentriert habe, haben sie mich nicht gestört. Deshalb habe ich mich in dieser Saison ebenfalls bemüht, den Vordermann nicht zu belästigen.»

Márquez betonte, er sei nicht der einzige Honda-Fahrer gewesen, der dauernd einen Windschatten suchte, wenn eine wichtige «time attack» erledigt werden muss. Marc Márquez: «Joan Mir hat letztes Jahr bei Suzuki nie einen Windschatten gebraucht, doch in diesem Jahr hat er sich pausenlos einen gesucht. Das ist ein Punkt, den Honda in Zukunft verbessern muss. Durch den Windschatten im Quali habe ich mein Wochenende in Doha retten können. Aber zum Beispiel in Malaysia, wo ich im Qualifying allein fahren musste, weil es mit dem ‘slipstream’ nicht geklappt hat, bin ich auf den 20. Startplatz zurückgefallen.»

Hatte Marc Márquez nicht das Gefühl, die Verfolgung von Bagnaia im Quali sei zu viel des Guten gewesen, also jenseits des Limits? «Ja, wenn man sich anschaut, wo der zweitbeste Honda-Fahrer gelandet ist, dann war mein Manöver wohl über dem Limit», räumte der sechsfache MotoGP-Weltmeister ein. Zur Erinnerung: Márquez stand in Doha auf dem siebten Startplatz; seine Honda-Kollegen Mir, Lecuona und Nakagami parkten auf den letzten drei Startplätzen 20, 21 und 22.

In Doha und auch in Valencia kam es wieder zu einigen Geplänkeln auf der Piste. Am Freitag stritten sich in Doha Pol Espargaró und Bezzecchi, am Samstag gerieten dort Aleix Espargaró und Morbidelli heftig aneinander.

Was sagt Marc Márquez dazu? «Wir haben in den letzten Wochen viele Rennen gehabt, und wenn es mehr Wettkämpfe gibt, erhöht sich die Chance für solche Situationen und Zwischenfälle», stellte der künftige Gresini-Ducati-Pilot fest. «Das bildet nicht das beste Image für die Meisterschaft ab. Ich verstehe, dass Aleix bestraft wurde, als er Franky einen Schlag versetzte. Ich verstehe aber nicht, warum Bezzecchi keine Strafe bekam. Aleix musste sechs Startplätze zurück und 10.000 Euro bezahlen, bei Bezzecchi ist nichts passiert. Das ist keine Gleichbehandlung. Der einzige Vorteil von solchen Zwischenfällen: Es rührt sich etwas in den Sozialen Medien, und es ist unterhaltsam, solange man nicht selbst beteiligt ist. Aber für das Image unseres Sports ist es nicht vorteilhaft. Da müssen wir aufpassen.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.


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