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Domenicali (Ducati): «2024? Es wird kompliziert»

Von Nora Lantschner
Nach der Traumsaison 2023 ließ Ducati seine Stars mit fünf Replika-Modellen und einer großen WM-Party hochleben. Gleichzeitig stellt sich die Frage: Was soll noch kommen? Das sagen Claudio Domenicali und Gigi Dall’Igna.

Gleich sieben WM-Titel feierte Ducati am Freitagabend in der prall gefüllten «Unipol Arena» in Casalecchio di Reno bei Bologna in großem Stil: Neben Pecco Bagnais erfolgreicher Titelverteidigung und dem mittlerweile vierten Konstrukteurs-Titel in Serie in der MotoGP holte Aruba.it mit Àlvaro Bautista die «Triple Crown» in der Superbike-WM nach Borgo Panigale, dazu kam der erstmalige Gewinn des Supersport-WM durch Nicolò Bulega samt Konstrukteurs-Titel.

Die ohnehin schon herausragende Saison 2022 übertraf das italienische Werk damit noch einmal und hatte somit allen Grund zum Feiern. Gleichzeitig kam aber auch schon die Frage auf: Was soll nächstes Jahr noch kommen?

«Das fängt an, ein bisschen kompliziert zu werden», räumte Ducati-CEO Claudio Domenicali ein. «Dieses Jahr war wirklich außergewöhnlich. Zu gewinnen ist immer kompliziert und wir wussten, dass es auch schwierig werden würde, den Vorjahreserfolg zu wiederholen. Das bedeutet nun, dass wir der erste Hersteller in der Geschichte sind, dem es nicht nur gelingt, MotoGP- und Superbike-WM im selben Jahr zugewinnen, sondern im folgenden Jahr beide Titel zu wiederholen – und als Sahnehäubchen auf der Torte kommt noch die Supersport-WM dazu. Normalerweise erreicht man im Leben etwas und setzt sich dann zusätzliche Ziele. An diesem Punkt wird es aber schwierig, es im nächsten Jahr noch besser zu machen.»

«Eine Idee haben wir aber vielleicht, auf etwas längere Sicht», fügte der CEO der Ducati Motor Holding dann doch noch an und verwies damit auf das neue Motocross-Projekt aus Borgo Panigale, das neben den traditionellen Vorstellungen der Werksteams aus der MotoGP- und Superbike-WM von 21. bis 23. Januar in Madonna di Campiglio erstmals offiziell präsentiert und gezeigt werden wird.

«Manchmal werden wir gefragt, was Ducati so besonders macht», fuhr Domenicali fort. «Wir haben keine magische Formel, aber mit Gigi Dall’Igna hat sich die Idee einer ingenieurstechnischen Herangehensweise voll entfaltet – mit einem großen Augenmerk auf der Physik, der Mathematik und den Simulationen, gleichzeitig ist die Herangehensweise aber auch sehr stark vom humanistischen Ansatz und von der Leidenschaft geprägt, denn nicht alles sind nur nüchterne Zahlen.»

Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna verwies im Rückblick auf die von Ducati dominierte Saison ebenfalls auf seine Mannschaft: «Es ist ein fantastisches Gefühl, weil wir alle wirklich bedeutende Opfer bringen, um diese Ergebnisse zu erreichen – von den Fahrern über die Techniker und Mechaniker, die oft lange wach bleiben. Wie immer stehen hinter der Technik die Menschen, die immer den Unterschied machen. Ich glaube, dass wir über eine beneidenswerte Arbeitsgruppe verfügen, aus technischer und vor allem aus menschlicher Sicht. Die Atmosphäre bei Ducati Corse generell und auch in all unseren Teams ist wirklich besonders», unterstrich er.

Besonders in der MotoGP drückt sich das in einer beeindruckenden Erfolgsbilanz aus: 2023 sorgte die achtköpfige Ducati-Armada für total 17 Siege und 43 Podestplätze aus 20 GP-Rennen – beides Rekorde für die «premier class».

«Die Zahlen sind wirklich unglaublich», kam Dall’Igna ins Schwärmen. «Als ich im Vorjahr an 2023 dachte, war ich der Meinung, dass es ein schwieriges Jahr werden würde. Denn nach einer derart schönen Saison wie 2022 habe ich wirklich befürchtet, leiden zu müssen, um zumindest wieder dasselbe zu erreichen. In Wahrheit haben wir wirklich viel mehr geschafft. Das macht mich wirklich stolz.»

Ebenfalls ein Novum: Ducati gewann in der abgelaufenen MotoGP-Saison mit sechs unterschiedlichen Fahrern. «Das ist wirklich unglaublich, normalerweise gewinnt ein Hersteller mit zwei oder drei Fahrern, aber mit sechs Fahrern zu gewinnen bedeutet, dass das Motorrad mit jedem Fahrstil gut funktioniert», freute sich der Managing Director von Ducati Corse, der eine weitere Zahl besonders hervorhob: Acht Mal gab es ein reines Ducati-Podium.

«Diese Zahl beeindruckt mich vielleicht am meisten», gab Dall’Igna preis. «Ich erinnere mich daran, dass mir 2021 die Tränen gekommen sind, als wir zum ersten Mal das komplette Podium eingenommen haben. Dieses Jahr ist es neun Mal passiert, das ist wirklich unglaublich.» Wegen einer Reifendruck-Strafe rückte beim Saisonfinale in Valencia allerdings KTM-Werksfahrer Brad Binder nachträglich noch anstelle von Gresini-Ducati-Pilot Fabio Di Giannantonio auf das Podest nach.

Einen Seitenhieb auf das neue «concessions»-System, das für die Saison 2024 beschlossen wurde, konnte sich Dall’Igna bei all der Feierlaune nicht verkneifen: «Das Einzige, was mich ein bisschen wundert: In relativ kurzer Zeit sind wir vom einzigen Hersteller mit ‚concessions‘ zum einzigen Werk ohne Zugeständnisse geworden. Das ist auch unglaublich», grinste er.

Die Erfolge von Ducati in der MotoGP-Saison 2023:

Pecco Bagnaia: 7 GP-Siege, 4 Sprint-Siege, total 15 GP-Podestplätze, 7 Pole-Positions.

Jorge Martin: 4 GP-Siege, 9 Sprint-Siege, total 8 GP-Podestplätze, 4 Pole-Positions.

Marco Bezzecchi: 3 GP-Siege, 1 Sprint-Sieg, total 7 GP-Podestplätze, 3 Pole-Positions.

Johann Zarco: 1 GP-Sieg, total 6 Podestplätze.

Fabio Di Giannantonio: 1 GP-Sieg, total 2 GP-Podestplätze.

Enea Bastianini: 1 GP-Sieg.

Alex Márquez: 2 Sprint-Siege, 2 GP-Podestplätze, 1 Pole-Position.

Luca Marini: 2 GP-Podestplätze, 2 Pole-Positions.

MotoGP-WM-Endstand 2023 nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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