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Aleix Espargaró: «Kapitän» bedeutet Verantwortung

Von Frank Weeink
Aleix Espargaró: Die positive Einstellung kommt auch von seiner Familie

Aleix Espargaró: Die positive Einstellung kommt auch von seiner Familie

Mit 34 Jahren ist Aleix Espargaró der erfahrenste MotoGP-Pilot, der in seiner Karriere als Aprilia-Kapitän erst spät auf die Erfolgsspur fand. Im Interview spricht er über Höhen und Tiefen, Druck und Gelassenheit.

2005 fuhr Aleix Espargaró seinen ersten Grand Prix, vier Jahre später war er ein MotoGP-Fahrer – zum ersten Mal, denn 2011 stand sein Name auf der Teilnehmerliste der Moto2-Klasse. Ab 2012 war der Spanier wieder in der Königsklasse dabei. Seitdem hat sich viel geändert.

Aleix Espargaró ist ein Romantiker. Als Moto2-Fahrer stand er 2011 in seinem Heimrennen in Barcelona zum ersten Mal auf einem Grand-Prix-Podium, sein Herz höher schlagen lassen jedoch Zweitakter. Er würde gerne das Acht-Stunden-Rennen von Suzuka gewinnen – schon allein deshalb, weil ihm sein Bruder Pol begeistert von seinen zwei Siegen dort erzählt hat. Während sich aber Pols Karriere rasch entwickelte, brauchte Aleix viel Zeit, um ein Spitzenfahrer zu werden.

2012 und 2013 war der ältere Espargaró mit einer ART des Aspar Teams der schnellste sogenannte CRT-Fahrer. Dann unterschrieb er einen Vertrag bei Forward Yamaha und holte sich in Aragón sein erstes MotoGP-Podium. Mit Maverick Viñales bildete er 2015 und 2016 das Team Suzuki Ecstar, aber erst 2021 beendete Espargaró eine GP-Saison in der Top-10. In seinem fünften Jahr als Aprilia-Fahrer wurde Espargaró Achter. Sein dritter Platz beim Britischen Grand Prix 2021 war der Höhepunkt der Saison. 2022 gelang ihm in seinem 200. MotoGP-Rennen endlich der erste Sieg, 2023 ließ er zwei weitere folgen.

Aleix, was ist für dich aus all den Jahren deine schönste und schlechteste Erinnerung?

Mein schlimmstes Erlebnis war, als ich 2008 kein 250-ccm-Team hatte, um weiter Grands Prix zu fahren. Das war eine sehr schwierige Zeit. Ich schloss mich in meinem Zimmer ein, ging nicht raus, wollte niemanden sehen.

Der magischste Moment, vielleicht noch schöner als mein erster Sieg in Argentinien, war der Montag nach dem letzten Rennen in Valencia 2014, um 10 Uhr morgens. Als ich von der Forward-Yamaha auf die Werks-Suzuki umgestiegen bin. Mann, ich war noch nie so nervös wie damals. Als ich all diese Ingenieure sah, die Japaner, die Werksmaschinen... Großartig! Als ich mit dieser Maschine davonfuhr, war das einer der besten Momente meiner Karriere.

Hat sich die Art und Weise, auf die du den Rennsport betreibst, verändert?

Gerade in den letzten drei, vier Jahren verstehe ich besser, wann man Risiken eingehen muss. Früher, wenn mein Motorrad nicht so konkurrenzfähig war, habe ich vom Start weg alles riskiert. Das ist jetzt anders. Das Niveau ist hoch. Aber ich weiß, dass man nicht in jedem Training voll Risiko fahren soll, denn das führt zu vielen Verletzungen.

Was ich in diesen Jahren auch gelernt habe: Man sollte sich nicht zu sehr hineinsteigern, wenn etwas schiefgeht oder man stürzt, und man sollte sich nicht zu sehr hineinsteigern, wenn die Dinge gut laufen. Das ist mit meinem Charakter nicht einfach [Aleix bekam beim Katar-GP eine Geldstrafe von 10.000 Euro und einen Grid-Penalty, nachdem er Franco Morbidelli auf den Helm geschlagen hatte, Anm.], aber ich bin viel besser darin geworden, ausgeglichener zu reagieren.

Einer deiner früheren Teamkollegen, Sam Lowes, sagte kürzlich, dass er mit zunehmendem Alter mehr Negativität verspüre – dass man nicht mehr alles schluckt, während man in jungen Jahren Dinge schneller akzeptiert. Stimmst du ihm zu?

Ich mag Sam sehr, aber ich teile diese Meinung nicht. Ich muss sagen, dass ich bescheiden genug bin, zwei Stunden lang vor dem Computer zu sitzen, wie in Österreich. Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich mit den Ingenieuren zusammengesessen habe, um Maverick zu kopieren, damit ich von ihm lernen konnte. Ich habe eine Million Mal gehört: «Er macht das besser als du, hier ist er schneller als du.» Das ist in Ordnung, denn ich möchte lernen und mich verbessern.

Diese positive Einstellung bekomme ich auch von meinen Kindern und meiner Familie. Sie helfen mir so wunderbar, alles positiv anzugehen – damit mir bewusst wird, dass ein schlechtes Ergebnis eigentlich gar nicht so wichtig ist, dass man manchmal Dinge akzeptieren muss. Für mich ist es also genau das Gegenteil von dem, was Sam sagt.

Jeder weiß, wie wichtig Marc Márquez für Honda war, aber bei Aprilia trägst du möglicherweise eine noch größere Verantwortung. Spürst du diesen Druck?

Ich spüre es, absolut. Es mag lustig klingen, dass sie mich «Kapitän» nennen, aber für mich ist es kein Witz. Es ist eine große Verantwortung. Zu Aprilia gehören viele Leute, viele Mitarbeiter in Noale haben Familien. Ich selbst habe ein großes Team, mit einem Manager und den Leuten um mich herum. Also ja, es bedeutet eine Verantwortung.

Es geht nicht nur darum, schnell zu sein, sondern auch darum, mit dem Druck umgehen zu können. Manchmal sehen die Leute, dass wir im Urlaub sind, auf einem Boot sitzen und schöne Autos haben. Das macht alles großen Spaß. Das haben wir aber verdient, denn wir müssen mit diesem Druck umgehen und das ist nicht einfach.

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