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Franco Morbidelli (29): «Ich verstand nicht warum»

Von Manuel Pecino
Franco Morbidelli

Franco Morbidelli

Franco Morbidelli (Pramac Ducati) findet in der laufenden MotoGP-Saison Schritt für Schritt zu alter Form zurück. Im Interview mit SPEEDWEEK.com gab der Italiener einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Nach seinem schwierigen Saisonstart mit bescheidenen Ergebnissen, zeigte die Formkurve von Pramac-Ducati-Pilot Franco Morbidelli bei den letzten MotoGP-Events deutlich nach oben.

Zur Erinnerung: Der Italiener hatte Ende Januar in Portimão einen Trainingsunfall mit einer Ducati Panigale. Danach verpasste er die Wintertests in Malaysia und Katar. Dem 29-Jährigen ist es in den letzten Wochen gelungen, sich auf die Ducati immer besser einzustellen, was sich in guten Platzierungen niederschlug. So hatte er in Spielberg mit den Rängen 6 im Sprint und 8 im Grand Prix ein starkes Wochenende – im GP machte der Schützling der VR46-Akademie nach einer Start-Kollision mit Marc Márquez 10 Plätze gut.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com sprach der Vizeweltmeister von 2020 über Frustration, seinen beschwerlichen Weg zurück und seine Erwartungen.

Franco, war Spielberg das beste Wochenende, seit du auf einer Ducati sitzt?

Ja, vor allem der Freitag. Leider habe ich am Samstag im Qualifying zu viele Fehler gemacht, aber ich war definitiv auf meinem bisher höchsten Niveau.

Pramac-Teammanager Gino Borsoi erklärte im Interview mit SPEEDWEEK.com, dass er dir, nachdem du auf dem Sachsenring in Führung lagst und in der zweiten Hälfte des Rennens zurückgefallen bist, die Aufgabe gab, dass du die Rennen auf demselben Niveau beenden sollst, wie du sie begonnen hast. Kann man sagen, dass du das in Österreich erreicht hast?

Dazu muss ich sagen, dass ich noch einen Weg vor mir habe. Bei dem Tempo, das ich hatte, und der Art und Weise, wie ich Positionen gutgemacht habe, dachte ich, dass ich in Österreich noch weiter nach vorne kommen würde. Aber acht Runden vor Schluss haben meine Reifen die Auswirkungen der Aufholjagd zu spüren bekommen.

Wann ist dir in dieser Saison ein entscheidender Schritt nach vorne gelungen?

Ich glaube, das war schon in Frankreich, als ich ein ähnliches Rennen wie in Österreich fuhr. Dort war ich am Ende der ersten Runde an der 17. Stelle und ich wurde noch 7. Ich erinnere mich, dass ich dort dachte: 'Nun, die Pace ist sehr gut, jetzt müssen wir uns um andere Dinge kümmern, damit wir um die Top-5 kämpfen können’. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es gibt Dinge, die wir verbessern müssen – denn wenn man als Siebter, Achter oder Neunter startet, ist es sehr schwierig, ganz nach vorne zu kommen. Es ist nicht unmöglich – wir haben in diesem Jahr schon oft gesehen, wie Marc es geschafft hat, von Platz 13 oder 12 auf das Podium zu fahren. Aber so wie ich jetzt fahre, ist es immer noch schwierig.

Und was ist der fehlende Schritt in den Trainings und im Qualifying?

Ich muss die richtige Einstellung finden, um eine gute Runde zu fahren. Im Moment bin ich zufrieden mit meiner Rennpace – mit gebrauchten Reifen bin ich gut unterwegs. Aber mit neuen Reifen kann ich noch nicht so schnell sein, wie ich sein müsste. Es ist eine ähnliche Situation, die auch Marc durchgemacht hat. Zu Beginn der Saison kam Marc nicht aus dem Q1 heraus. Er startete als 13., 12... Vielleicht ist es etwas bei der Ducati, das man zuerst verstehen muss.

Musst du mental stärker sein, wenn du um Siege kämpfst – wie 2020 – oder wenn du hinten liegst?

Das ist eine schwierige Frage. Es sind aus unterschiedlichen Gründen schwierige Momente. Man muss einen kühlen Kopf haben, wenn man um eine Meisterschaft und um Siege kämpft und um sein volles Potenzial auf die Strecke zu bringen. Wenn du hinten bist, hast du mit viel mehr Dingen zu kämpfen. Die Leute reden und fragen dich ständig was los ist. Zweifel kommen auf, wenn die Dinge für dich nicht funktionieren. Du gibst dein Bestes, aber es kommt nichts dabei heraus. Die Tatsache, dass nicht alles deine Schuld ist, ist eine weitere Last, gegen die du ankämpfen musst.

Am Ende musst du dagegen ankämpfen, dass du nicht den Mut verlierst?

Ja. Ich habe zwei Jahre lang dagegen angekämpft – zwei Jahre, denn in der ersten Hälfte 2021 war mein Tempo noch sehr gut, in der zweiten Hälfte gab es eine schwere Verletzung. Von da an... Die nächsten zwei Jahre habe ich alles gegeben, um Ergebnisse zu erzielen – vor allem im ersten Jahr, als mein Teamkollege Ergebnisse erzielte und ich nicht. Ich verstand nicht warum, es war sehr schwierig.

Wer hat dir in diesen Momenten geholfen?

Mein Glück ist es, dass ich viele Freunde habe, die mir zu Hause in Tavullia geholfen haben und mir nahestanden. Meine Freundin, meine Mutter und meine VR46-Familie haben mich in einer schwierigen Zeit unterstützt.

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie nahe warst du am Nullpunkt der Entmutigung? Gab es Momente, in denen du nicht zu den Rennen gehen wolltest?

Während meiner gesamten Laufbahn hatte ich immer das Glück, meine Ziele relativ leicht zu erreichen. In diesen zwei Jahren habe ich versucht, mein Bestes zu geben, aber die Ergebnisse waren einfach nicht da – ich habe es nicht verstanden. Aber nein, es ist mir zu keinem Zeitpunkt in den Sinn gekommen, nicht zu den Rennen zu fahren. Ich bin ein Typ, der das Motorradfahren sehr liebt. Ich liebe die Rennen und ich liebe es, auf und abseits der Strecke zu kämpfen. Der Grad meiner Entmutigung erreichte auf der Skala eine 6,5 oder 6, was in der Schule hier in Italien «gut genug» ist.

Letztes Jahr war ich in der VR46-Hospitality – da habe ich gesehen, wie Pecco vorbeischaute, um sich mit Luca Marini und Marco Bezzecchi gemeinsam ein Fußballspiel anzusehen. Du hast gefehlt, also habe ich nach dir gefragt. Sie sagten zu mir: «Franco ist gerne für sich»

Ja, das ist wahr. Wenn ich auf der Rennstrecke bin, bin ich mehr in meiner eigenen Welt – mit Manuel, meinem Freund, der mit mir zu den Rennen geht, seit wir klein waren. Wir sind in unserer Welt im Wohnmobil und reden über unsere Sachen. Es gibt Zeiten, in denen ich mit Pecco, Marco und Celestino zur Hospitality gehe, aber die sind selten. Wenn ich bei den Rennen bin, bin ich in meiner eigenen Welt.

Aber außerhalb der Rennwochenenden hast du eine freundschaftliche Beziehung zu ihnen oder nicht?

Ja, ja, wir kennen uns schon seit langer Zeit.

Ich habe eine Umfrage gemacht und einige MotoGP-Fahrer gefragt, wen sie für den aggressivsten Fahrer halten. Auf dieser Liste stehen vier Namen: Márquez, Binder, du und Bezzecchi. Stimmst du dieser Liste zu oder gibt es noch andere Namen, die fehlen?

Ich glaube, es fehlen 16 Namen auf dieser Liste.

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