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Sensation in der MotoGP: Pirelli löst Michelin ab

Von Thomas Kuttruf
Alle hatten damit gerechnet, dass Michelin der MotoGP als Reifenausrüster auch mit dem neuen technischen Regelwerk ab 2027 erhalten bleibt. Doch es kommt anders: Pirelli bekommt den Zuschlag für die MotoGP.

Wie SPEEDWEEK.com exklusiv erfahren hat, steht MotoGP-Rechteinhaber Dorna unmittelbar vor der Bekanntgabe eines neuen Reifenausrüsters der MotoGP: Demnach wird Pirelli als Exklusivpartner auch in der MotoGP ab 2027 angekündigt. Es ist das Ergebnis monatelanger Gespräche und Verhandlungen, in denen sich eine scheinbar logische Verlängerung mit Michelin in einen unerwarteten Eintritt des Reifengiganten aus Italien verwandelte. 

Dass sich die Waage letztlich zugunsten von Pirelli neigte, soll im Wesentlichen daran liegen, dass der jetzige Ausrüster Michelin kein Interesse an der Dorna-Forderung hat, ab 2027 alleiniger Lieferant für alle Kategorien der Weltmeisterschaft zu werden. Pirelli hingegen sieht sich in der Lage, die Herausforderung anzunehmen und alle Klassen im Fahrerlager abzudecken.

Die Exklusivität des italienisch-chinesischen Konzerns wird sich nicht nur auf die drei Hauptkategorien der GP beschränken, sondern auch die Moto-E und die Nachwuchsklassen der Weltmeisterschaft wie den Rookies Cup, den Asian Talent Cup oder den Northern European Cup umfassen.

Zur Erinnerung: Pirelli ist bereits alleiniger Reifenlieferant in der wichtigen Superbike- und Supersport-WM. Auch hochrangige nationale Serien wie das britische Championat sowie die Meisterschaften in Italien und Deutschland werden exklusiv mit Pirelli bestritten.

Der Einstieg von Pirelli wird mit dem Inkrafttreten der neuen technischen Vorschriften für die MotoGP zusammenfallen. Der Schritt in die anspruchsvollste Kategorie des Motorradrennsports wird eine große Herausforderung für Pirelli darstellen. Es bleiben knapp zwei Jahre Zeit, um neue Reifen für die MotoGP zu entwickeln. Wenn man bedenkt, wie lange Bridgestone gebraucht hat, seine Reifen zu entwickeln, ist der Zeitraum sehr knapp bemessen.

Die Ausweitung auf die Königsklasse ist auch mit Anpassungen der Gesamtstrategie verbunden. Denn Pirelli schreibt sich derzeit auf die Fahnen, dass alle Wettbewerbsreifen frei käuflich sind und somit auch von Kunden im privaten Einsatz gefahren werden können. MotoGP-Reifen sind dagegen Prototypen, die ausschließlich für 22 MotoGP-Piloten sowie die Testmannschaften bestimmt sind. Anzahl und Ausgabe unterliegen einem strengen Prozess.

Es bleibt abzuwarten, wie Pirelli diese Entwicklung angehen wird und bei welchen Motorrädern erste Simulationen stattfinden werden. Denn im Jahr 2027 werden die MotoGP-Motorräder anders sein als die, die jetzt für die Entwicklung der Prototypen zur Verfügung stehen. Wird Michelin den MotoGP-Fahrern erlauben, die von Pirelli weiterentwickelten Prototypen zu testen? Mit welchem Prototyp werden die Pirelli-Ingenieure beginnen zu arbeiten? Es ist offensichtlich, dass die Arbeit mit Simulationsprogrammen unter massivem Einsatz von KI beginnen wird, aber irgendwann muss die Theorie in die Praxis umgesetzt werden.

Zugleich ist es vorstellbar, dass die Entscheidung der MotoGP-Vermarkter zugunsten von Pirelli für Michelin einen schweren Rückschlag bedeutet. Es ist kein Geheimnis, dass der französische Hersteller alles getan hat, um seine Präsenz in der MotoGP und MotoE über das Jahr 2026 hinaus aufrechtzuerhalten. Wenn Michelin Ende 2026 zusammenpacken muss, dann geschieht dies nach 11 Jahren exklusiver Ausrüstung der weltweit prestigeträchtigsten Rennklasse auf zwei Rädern.

Der Rennsport und seine Zyklen. Zuerst war es Bridgestone, dann Michelin und die Zukunft wird im Zeichen von Pirelli stehen. 

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