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Chassis-Hersteller Eskil Suter: «Kanonenfutter»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez und Eskil Suter

Marc Márquez und Eskil Suter

Motorradhersteller Eskil Suter bezeichnet die Claiming-Rule-Bikes als Kanonenfutter. Dafür gewann Suter die Moto2-WM.

Der Schweizer Eskil Suter, Geschäftsführer der Firma Suter Racing Technology, rüstete in dieser Saison erstmals Teams und Fahrer für alle drei GP-Klassen aus – Moto3, Moto2 und MotoGP.

SRT hat die Marken-WM in der Moto2-Klasse zum dritten Mal hintereinander gewonnen, dazu mit Marc Márquez erstmals auch die Fahrer-WM.

Mit Interwetten (Tom Lüthi), Mapfre Aspar (Terol, Torres), dem Go & Fun-Gresini-Rennstall (Wilairot, Pradita), Technomag-CIP (Aegerter, Krummenacher) sowie Iodaracing (Zarco) werden auch 2013 einige starke Moto2-Teams mit Suter-MMX-3 antreten. Das vierköpfige Forward-Team konnte sich nicht zu einer Bestellung von Suter-Maschinen durchringen.

«Wir machen auch künftig keinen Druck auf die Teams. Wer bei Suter fahren will, ist willkommen», betont der Firmenchef. «Wir haben ein relativ ambitioniertes Moto3-Programm mit Mahindra und in der MotoGP zwei Fahrer bei Iodaracing zu betreuen. Damit sind wir gut ausgelastet.»

Tom Lüthi fuhr die zweite Moto2-Saison auf Suter, und der Schweizer Motorradhersteller wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Schweizer Weltmeister auf seinem Fabrikat. Aber Lüthi hat Mühe, über eine ganze Saison hinweg konstant an der Spitze mitzumischen.

«Tom ist in dieser Saison schon viel besser geworden», ist Suter aufgefallen. «Ich hoffe, dass wir die Durchhänger nächstes Jahr ganz wegbringen. Wenn das gelingt, kann Tom um den Titel mitfahren. Es war in diesem Jahr nicht mehr schlimm. In der letzten Saison war es extrem.»

In der MotoGP wollte Suter 2012 drei bis vier Fahrer auf Claiming-Rule-Maschinen mit den BMW S1000 RR-Motoren einsetzen. Aber bis zum Misano-GP war Colin Edwards von Forward Racing der Einzelkämpfer, und seine Kommentare über das Schweizer Erzeugnis («Ein Haufen Scheisse») waren nicht gerade schmeichelhaft. Im September stieg dann noch Danilo Petrucci (Iodaracing) auf eine Suter-BMW um.

«Wir haben vor einem Jahr mit einigen MotoGP-Teams verhandelt, es hat eine Zeit lang recht gut ausgesehen», blickt Eskil Suter zurück. «Aber am Schluss hat uns Aprilia mit vier Fahrern die Butter vom Brot genommen. Für 2013 haben wir bei Iodaracing einen Fahrer fix, ein zweiter sollte noch dazu kommen. Forward ist umgestiegen. Wir haben für die CR-Teams wirtschaftlich mit rund 550.000 Euro pro Fahrer sicher das beste Angebot. Nächstes Jahr ist ein Übergangsjahr, deshalb wollen verschiedene Teams den Aufwand relativ gering halten, bevor 2014 die Einheits-Elektronik und das Drehzahllimit von 16.000/min kommen. Manche Teams sehen ganz klar, dass es niemand wirklich interessiert, ob du 12. oder 14. geworden bist. Wichtig ist, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt.»

«Die 550.000 Euro sind das Minimalbudget, mit dem man rechnen muss», betont Suter. «Wir sind damit gegenüber 2012 um einiges preiswerter geworden. Wir hätten gern drei bis vier MotoGP-Piloten beliefert. Aber das hat nicht geklappt.»

Die abschätzigen Kommentare von Colin Edwards nahm Suter nicht für bare Münze. «Das muss man ein bisschen cool sehen», meint er. «Colin hat sicher von dieser Saison mehr erwartet. Er setzt seine Messlatte auf das Niveau der Werks-Yamaha. Aber mit 400.000 Euro Entwicklungsbudget kannst du kein Motorrad hinstellen, das sich mit der Werks-Yamaha vergleichen lässt. So ein junger Wilder wie Aleix Espargaró oder Randy de Puniet hätten mit unserem Motorrad vielleicht konstanter maximalen Einsatz gezeigt. Sie würden die Nachteile eines nicht optimal funktionierenden Motorrads mit gewaltigem Einsatz ausbügeln. Der Colin hat immer Wunder erwartet. Wir haben dann versucht, zu grosse Schritte zu machen, das hat regelmässig zu Rückschlägen geführt.»

Zwischendurch war bei Eskil Suter hinsichtlich des MotoGP-Projekts deutlicher Frust zu spüren. Die Claiming-Rule-Maschinen seien ohnedies nur Kanonenfutter, beklagte er sich im Sommer.

Spuckt Suter mit solchen Bemerkungen nicht in die eigene Suppe? «Ich wollte damit nur ausdrücken, dass die CR-Maschinen gegen die Prototypen keine Chance haben», versichert der Schweizer High-Tech-Unternehmer. «Ursprünglich war das Reglement anders angedacht. Zuerst hat es geheissen, es sollen 1000-ccm-Superbike-Rennmotoren gegen die 800-ccm-Prototypen fahren. Das wäre spannender und vielversprechender gewesen. Dann hätte es anders ausgesehen. Als der Hubraum für alle auf 1000 ccm festgesetzt wurde, war uns klar: Die CR-Teams werden alt aussehen. Da 2014 ein Drehzahllimit von 16.000/min eingeführt wird, wäre es dann zwischen den Werksmaschinen und den CR-Motorrädern enger geworden.» Aber 2014 sollen nur noch Prototypen von Honda (9), Yamaha (8), Ducati (4) und Suzuki (2) am Start stehen – insgesamt 23 Stück.

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