MotoGP: Yamaha steigt um auf V4-Motor

Stefan Bradl: «Keine Zeit für Experimente»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Stefan Bradl wusste nicht, was ihn 2012 in der MotoGP erwartet. Für die nächste Saison wird er besser gerüstet sein.

Stefan Bradl hat die MotoGP-Saison 2012 als Gesamtachter beendet, er hat bei vier Rennen um einen Podestplatz gefightet (Assen, Mugello, Aragón und Valencia), aber keinen ins Ziel gebracht. Dafür stehen ein vierter Platz in Mugello und zwei fünfte Ränge (Le Mans, Sachsenring und Brünn) zu Buche. Ausserdem gewann der LCR-Honda-Pilot die «Rookie oft he Year»-Wertung.

Bradl hat viel gelernt. Zum Beispiel, dass er bei seinen Auftritten in Aragón und Valencia (jeweils auf Platz 3 gestürzt) nicht geduldig genug war. Besonders schmerzlich war der Sturz beim WM-Finale. Dort fuhr er zum Zeitpunkt des Sturzes 1 sec beziehungsweise 0,8 sec schneller als seine Verfolger Katsuyuki Nakasuga und Cal Crutchlow (beide auf Yamaha). Sein dritter Platz war also gut abgesichert. Ausserdem wäre am Schluss sogar Platz 2 machbar gewesen – denn Lorenzo stürzte auf der Jagd nach dem führenden Pedrosa.

In der kommenden Saison will Bradl seine Erfahrungen nützen und sich weiter steigern. «Fünf Podestplätze habe ich mir als Ziel gesetzt.» Und in der WM-Tabelle wird Rang 4 ins Auge gefasst. Die beiden Yamaha-Stars Jorge Lorenzo und Valentino Rossi sowie Vizeweltmeister Dani Pedrosa sind noch eine Nummer zu gross.

«Vor einem Jahr um diese Zeit habe ich überhaupt nicht gewusst, was in der MotoGP auf mich zukommt», erzählte der 23-jährige Bayer. «Ich kannte die 1000-ccm-Honda nicht, ausserdem war das gesamte LCR-Team neu für mich. Ich hatte vor dem ersten Test in Sepang Angst; ich habe schlecht geschlafen, nicht nur wegen des Zeitunterschieds. In der MotoGP wird vom Fahrer nicht nur auf der Strecke sehr viel verlangt, sondern auch abseits der Piste – in der Box, in der Hospitality. Das war ich nicht gewöhnt. Die vielen Gäste, die Sponsoren. Für mich ist ein GP-Wochenende viel schneller vergangen als früher in den anderen Klassen. Es gab pausenlos Termine. Das habe ich nicht erwartet.»

Stefan Bradl glaubt nicht, dass er 2012 konditionell mangelhaft vorbereitet war. Dass er manchmal im letzten Renndrittel gegenüber den direkten Gegnern etwas zurückfiel, hatte in erster Linie mit den Schmerzen und einer muskulären Überbelastung im rechten Unterarm zu tun. Nach der Operation im November sollten diese Beschwerden aus der Welt geschafft sein.

Trotzdem verschärft Stefan Bradl ab 2. Januar sein Fitnesstraining mit Egon Gulich, der ins Augsburg ein Fitness-Studio betreibt. Der ehemalige Zehnkämpfer wird Bradl erstmals zu einigen Tests und Rennen begleiten. Gulich: «Ich will mehr darüber erfahren, welcher Belastung ein MotoGP-Fahrer ausgesetzt ist und welche speziellen Anforderungen an ihn gestellt werden.»

Bradl hat eine 150-ccm-Honda fürs Dirt-Track-Training gekauft; auch ein gemeinsames Training mit dem dreifachen Motocross-Weltmeister Yves Demaria soll absolviert werden, wenn es der Terminkalender erlaubt.

«Wir bekommen von HRC nächstes Jahr wieder erstklassiges Material», weiss Bradl. «Deshalb will einfach unter Potenzial 2013 optimal ausnützen. Ich will mir nachher nicht den Vorwurf machen müssen: ‹Hätte ich dieses oder jenes probiert und wäre ich im Winter lieber mehr Motorrad gefahren, dann hätte ich vielleicht das eine oder andere Problem nicht.› Ich will alle Möglichkeiten ausnützen, um die bestmögliche Performance zu erreichen und die geringsten körperlichen Beschwerden zu haben. Was uns 2012 am meisten zu schaffen gemacht und uns bei der Rundenzeit zurückgeworfen hat, war das ‹arm pump› im rechten Unterarm. Das ist nicht nur in Estoril und Motegi aufgetreten, wo es am schlimmsten war, sondern auch auf anderen Pisten. In Katar, in Australien, auf dem Sachsenring, in Jerez. Wenn es nicht zu stark aufgetreten ist, habe ich es verschwiegen und gehofft, das Problem erledigt sich von alleine. Das hat mich dann schon im Kopf belastet. Nach dem Australien-GP war mir klar: Wir müssen etwas unternehmen. Wir haben keine Zeit für Experimente. Deshalb habe ich mich von Dr. Mir operieren lassen.»

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