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Stefan Bradl: Er verliert in langsamen Linkskurven

Von Günther Wiesinger
Lucio Cecchinello: «Das war ein Irrtum»

Lucio Cecchinello: «Das war ein Irrtum»

LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello weiss nach dem Sepang-Test genau, wo die Schwachstellen von Stefan Bradl liegen.

Lucio Cecchinello betreibt sein MotoGP-Team mit Honda seit 2006, damals holte er Casey Stoner in die Königklasse, nachher waren Carlos Checa, Randy de Puniet und Toni Elias bei LCR-Honda unter Vertrag. 2012 wurde Stefan Bradl engagiert, er wurde WM-Achter und soll sich in dieser Saison unter den ersten fünf etablieren. Vor einer Woche gelang Bradl in Malaysia Platz 7 mit 0,7 Sekunden Rückstand.



Lucio, wie warst du mit Stefans Leistung beim zweiten Sepang-Test zurieden?

Ich war zu 90 Prozent zufrieden. Denn natürlich wären wir zufriedener gewesen, wenn Stefan mit seiner Bestzeit vor Crutchlow und Bautista geblieben wäre. Aber wir reden da nur über Zehntelsekunden. Stefan hat einfach keine perfekte Runde zustande gebracht. Wenn er seine besten Sektorzeiten in eine ideale Runde packen hätte können, wäre er schon zwei Zehntel schneller gewesen. Das ist die Realität.

Wir haben das genau analysiert. Er war in Sektor 4 so schnell wie Dani Pedrosa und Marc Márquez. Aber in den Sektoren 1 und 3 haben wir an einigen Stellen Zeit verloren. Besonders in den langsamen Linkskurven. Da sprechen wir besonders von Turn 2 und Turn 9, wo die meiste Zeit liegen bleibt. Das sind zwei Haarnadel-Kurven. Dazu verlieren wir noch in Turn 5, das ist eine weitere Linkskurve.

Was wir sehen: Stefan benützt die Hinterradbremse in den Kurven nicht sehr stark. Wir werden unsere Aufmerksamkeit jetzt auf solche Linkskurven richten. Dazu können wir unsere Datenaufzeichnungen sehr sinnvoll heranziehen. Wir können Stefan gute Anhaltspunkte geben, wie er an diesen Stellen seine Fahrweise optimieren kann.

Das Set-up haben wir an allen möglichen Positionen geändert. Stefan ist aber in diesen Kurven dadurch nicht besser geworden.

Stefan hat in den letzten Minuten zwei Positionen verloren. Er ist vom fünften auf den siebten Platz zurückgefallen. Hat er zu früh aufgehört?

Ja, er war Fünfter. Bautista war bereits vor ihm. Crew-Chief Beefy Bourguignon hat ihm nach einem Long-Run freigestellt, ob er noch einmal mit einem weichen Reifen losfahren oder einpacken will. Stefan wollte nicht mehr rausfahren. Er dachte wohl, seine Zeit wird nicht mehr unterboten. Das war ein Irrtum.

Ich habe am Abend in der Hotel-Lobby mit Stefan gesprochen. Er war wegen dieser Fehleinschätzung enttäuscht und verärgert. Er hat nicht erwartet, dass Rossi und Crutchlow in den letzten zwei Minuten noch schneller werden und ihn überholen. Auch Márquez hat seine Zeit noch einmal verbessert.

Ich habe dann gesagt: Stefan, diese Situation hat uns klar vor Augen geführt, mit welch starken und harten Gegnern wir es hier zu tun haben. Márquez ist dreimal gestürzt, ich wiederhole: dreimal! Trotzdem hat er bis zu den letzten 30 Sekunden nicht aufgegeben. Dann ist er seine beste Zeit gefahren. Crutchlow hatte ein paar Probleme, aber er hat sich in den letzten zwei Minuten noch verbessert. Valentino auch.

Wir müssen uns also vor Augen halten: Du darfst in dieser Kategorie und auf diesem Level nicht einmal eine Minute lang locker lassen.

Stefan hat das verstanden. Er sagte: ‹Wow, das sind wirklich harte Burschen.›

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