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Nicky Hayden: «Auch Stoner könnte nicht gewinnen»

Von Michael Scott
Nicky Hayden

Nicky Hayden

«Casey wäre näher am Podest als wir mit der Ducati, aber auch er könnte jetzt nicht damit gewinnen», ist Ducati-Pilot Nicky Hayden überzeugt.

Nicky Hayden hat 2006 die MotoGP-Weltmeisterschaft gewonnen und bestreitet jetzt das elfte Jahr als Werksfahrer in der Königsklasse. Bisher hat er nur drei GP-Siege errungen, Laguna Seca 2005 und 2006, dazu Assen 2006. Er wechselte Ende 2008 von Repsol-Honda zu Ducati; er fährt jetzt die fünfte Saison bei den Roten, der letzte Podestplatz gelang ihm in Jerez 2011. Vor zweieinhalb Jahren. Jetzt ist es mit der Werksfahrer-Herrlichkeit bald vorbei. Hayden steigt ein Stockwerk tiefer und lenkt 2014 eine Aprilia im Power Electronics Team von Jorge «Aspar» Martinez.

Hayden zählt zu den beliebtesten Fahrern im Paddock. Er hat die Begabung, aus seinem Herzen keine Mördergrube, aber sich trotzdem keine Feinde zu machen.

Und er blickt auf eine saubere Erfolgsbilanz: Er hat die AMA Superbike Championship gewonnen, er hat Rossi den MotoGP-WM-Titel 2006 abgetrotzt. Nur ein Grand National Dirt Track Rennen in den USA hat er nie gewonnen.

Wir haben in Aragón mit Nicky Hayden über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gesprochen. Hier der erste Teil des Exklusiv-Interviews.

Nicky, wie ist es bei Ducati gewesen? War es ein Kampf gegen Windmühlen?

Ich hasse es, jetzt zu negativ über Ducati zu sprechen, nur weil ich jetzt dort weggehen muss. Es waren immerhin fünf Jahre.
Aber wenn wir ehrlich sind, die Resultate sind nicht einmal annähernd so ausgefallen, wie wir das erwartet haben.
Ducati ist eine grossartige Marke. Ich liebe die Jungs, mit denen ich zusammenarbeite. Ich mag die Ducati-Fans.
Aber es ist wahr, es war viel harte Arbeit, die Belohnungen in Form von Resultaten lassen zu wünschen übrig. Wenn mir vor fünf Jahren einer vorausgesagt hätte, dass die Ergebnisse so aussehen würden, wäre ich sehr enttäuscht gewesen. Aber ich will nicht in der Vergangenheit wühlen.
Manchmal grüble ich und wünsche mir, dass wir dies oder jenes noch versucht hätten. In Wirklichkeit haben wir genug probiert...

2013 war kein Aufwärtstrend zu erkennen?

Besonders in diesem Jahr haben wir sehr viel probiert. Das war am Frustrierendsten, denn wir hatten sehr hohe Erwartungen, als das neue Motorrad kam. Es wurden viele Änderungen gemacht.
Aber auch ohne Chefdesigner Filippo Preziosi war es schwierig.

Du hast kürzlich einmal in deiner Enttäuschung gesagt, es sei schade um das Karbon-Monocoque. Ducati hätte diese eigene Idee hartnäckiger verfolgen sollen statt dem konventionellen Design nachzulaufen, das die Japaner betreiben.

Ich habe das Monocoque gemeint ja, das war ja gar kein komplettes Chassis, es gab eigentlich nur vorne einen Rahmen, dann war der Motor tragendes Teil, dahinter kam die Schwinge.
Es war eine Schande, dass wir dieses Konzept nicht länger ausprobiert haben. Ich wollte es letztes Jahr nach dem Valencia-GP noch einmal testen. Aber dann habe ich einen Handgelenksbruch erlitten. Ich habe den Test verpasst. Jetzt weiss niemand, ob uns dieses Konzept in eine andere Richtung gelenkt hätte.

Hat Rossi zu konventionell gedacht und Ducati in die falsche Richtung dirigiert?

Ich will Valentino nicht die ganze Schuld zuschieben. Es ist wahr, dass auch dieses Experiment mit ihm in die Hose gegangen ist. Vielleicht haben wir mit zu vielen Änderungen für ein heilloses Durcheinander gesorgt. Jeder wollte so schnell wie möglich zum Erfolg kommen. Vielleicht haben wir zu oft zu grosse Sprünge gemacht. Manchmal waren wir der Zeit voraus.
Anderseits hat Rossi für Ducati viel Gutes gemacht. Er hat sehr deutlich gesagt, dass beim Motorrad Handlungsbedarf besteht. Es gab ein paar hoffnungslose Fans, die waren überzeugt, dass am Motorrad nichts auszusetzen sei. Manche Fans meinten, man müsse einfach mehr Fahrer ausprobieren. Und noch mehr Fahrer.
Mit Rossis Ankunft ist allen Beteiligten klar geworden, dass die Desmosedici radikal umgebaut werden muss. Das war gut.

Im September 2011 kam das AluChassis.

Wenn es keine Einheitsreifen gäbe, könnte man die Reifen vom Lieferanten für das Chassis masschneidern lassen. Aber Bridgestone hat die Einheitsreifen für die Alu-Fahrwerke von Honda und Yamaha entwickelt. Wir kamen zu den Rennen, hatten zwei Reifen zur Wahl, sehr ähnliche Typen sogar, einer etwas härter, der andere eine Spur weicher. Und dann sind wir mit dem Karbon-Monocoque aufgetaucht.
Das konnte nicht funktionieren.
Ich denke, mit anderen Reifen und einer grösseren Auswahl von Reifen, und wenn jemand ein Reifenprofil ganz nach unseren Bedürfnissen fabriziert hätte, dann hätte es klappen können. Das Karbon-Monocoque hätte dann viel Potenzial gehabt.
Aber wenn du Reifen verwenden musst, die für ein Alu-Chassis gebaut worden sind, brauchst du ein ähnliches Chassis-Konzept wie die Konkurrenz.

Rossi hat klar gemacht, dass Änderungen nötig sind. Hat Stoner das Gegenteil getan? Warum hat er trotzdem gewonnen?

Ja, man kann sagen, Stoner hat das Gegenteil getan. Er war ein unglaubliches Talent. Daran besteht kein Zweifel. Er war noch ziemlich jung, er wusste noch nicht sehr viel über MotoGP. Und er war in der Lage, durch seinen Fahrstil viele Mängel des Motorrads zu übertünchen.
Aber seit Stoners Angang haben wir uns nach hinten entwickelt.
Die Leute fragen mich: Könnte Stoner auf dem 2013-Bike gewinnen?
Meine Meinung dazu: Nein.
Als Casey 2010 in Aragón gewonnen hat und ich auf Platz 3 gelandet bin, siegte er danach auch auf Phillip Island, ich wurde Vierter. Rossi hat mich in der letzten Runde besiegt.
Casey hat also aus der Ducati mehr rausgeholt als jeder andere. Aber als wir Teamkollegen waren, und wenn er gewonnen hat, war ich nicht Zehnter mit 40 Sekunden Rückstand. Jetzt ist es so...
Deshalb bilde ich mir ein, dass er nicht in der Lage wäre, diese Lücke zu schliessen, die wir jetzt haben zu den Siegern. Aber ich bin sicher, er würde näher ans Podest rankommen als wir das tun.
Aber gewinnen würde er nicht. Das ist meine Meinung.

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