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Boxenstopp: Warum bei Pedrosa alles nach Plan lief

Von Matthias Dubach
Mike Leitner ist seit Jahren Crew-Chief bei Repsol-Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa. Er schildert die wichtigen Details beim Flag-to-Flag-Rennen in Australien und zeigt Verständnis für die Fehler bei Marc Márquez.

Das wohl einzigartige MotoGP-Rennen auf Phillip Island mit dem vorgeschriebenen Boxenstopp sorgt auch vier Tage danach im Fahrerlager von Motegi noch für Gesprächsstoff. Dass WM-Leader Marc Márquez eine Runde zu spät zum Motorradwechsel kam und deshalb disqualifiziert wurde, bleibt ein Mysterium. War die Anzeige auf der Boxentafel missverständlich? Oder war Márquez durch einen bösen Rutscher zwei Kurven vor der Boxeneinfahrt zu abgelenkt? Auf der anderen Seite der Repsol-Honda-Box lief hingegen alles nach Plan. Dani Pedrosa kam als erster und einziger des Spitzentrios schon nach Öffnung des Boxenstoppfensters in der neunten Runde rein.

Pedrosa-Crew-Chief Mike Leitner erklärt gegenüber SPEEDWEEK.com: «Wie das Verpassen des Fensters geahndet wird, war mir nicht bewusst, das hat mich gar nicht interessiert. Wir haben eh versucht, gar nicht an diesen Punkt zu kommen. Wir haben es aber offen gelassen, ob Dani in der neunten oder zehnten Runde reinkommt, er sollte nach Rennsituation entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist. Er hat dann entschieden, in der neunten reinzukommen.»

Bei Pedrosa kümmerte sich Manager Alberto Puig persönlich um die Anzeige mit der Boxentafel, auf der die Crew um Leitner ein wichtiges Detail berücksichtigte. «Wir haben die Anzeige umgedreht. Normal zählt man die Runden runter, wir haben diesmal hochgezählt. Mir war klar, dass ein Fahrer sonst mehr mitdenken muss: ‹wieviel ist das denn jetzt noch?› Dani hat so immer gewusst, in welcher Runde er reinkommen muss. Das haben wir uns überlegt, damit es keine Verwirrung gibt. Wir haben gewusst, Ende neunter oder Ende zehnter Runde muss es passieren. Wir haben es so gemacht, dass wenn er in die neunte Runde reinfährt, kriegt er erstmals das Boxensignal. Dann kann er das erste Mal entscheiden. Und wenn er in die zehnte Runde reinfährt, geben wir ihm das Signal nochmals mit einem zweiten Hinweis. Aber das hat er dann gar nicht gesehen, weil er ja vorher reingekommen ist», schilderte Leitner. Nach dem Motorradwechsel wurden dem Spanier, der anschliessend den zweiten Platz hinter Jorge Lorenzo holte, die Runden wieder herkömmlich runtergezählt.

Leitner: «Es ist ein unheimlicher Stress»

Im Márquez-Team herrschte um Crew-Chief Santi Hernández hingegen das Chaos. Existiert bei Repsol gar Schadenfreude, Mike? «Wir arbeiten natürlich getrennt, ich mache eine Strategie für unseren Fahrer und er für seinen, das ist in jedem Team so. Rossis Team und Lorenzos sprechen sich auch nicht ab, es ist ja ein Wettkampf. Schadenfreude gibt es nicht, wenn ich mich über so etwas freue, bin ich am falschen Ort», versichert der ehemalige GP-Fahrer aus Österreich, der seit Jahren für Pedrosa der Mann des Vertrauens ist.

Leitner hat für den Patzer beim WM-Leader absolutes Verständnis. «Ich war total überrascht, ich habe es nicht glauben können in dem Moment (Anm.: als Márquez nicht wie Lorenzo in der zehnten Runde an die Box kam). Man sieht, unter welchem Stress die Fahrer stehen, wenn sie auf diesen Geräten fahren. Wenn ich im Wohnzimmer auf dem Sofa sitze und mir das Ganze anschaue, dann denke ich mir, was macht denn der jetzt? Das ist wie beim Fussballmatch, da weiss ich auch immer besser wohin man passen soll… Aber es ist ein unwahrscheinlicher Stress, ein solcher Fehler passiert in Sekundenbruchteilen.»

Leitner berücksichtigt auch die Unerfahrenheit des Rookies: «Es war das erste Mal, dass wir bei diesen Bedingungen Boxenstopps machten, das war für die Routiniers auch schon schwer. Du musst dir vorstellen, du bist unheimlich fokussiert auf das Rennen, die drei waren in der achten und neunten Runde voll beisammen. Da brauchst du alle Kapazitäten, du musst dich auch auf dem Motorrad halten, er hatte ja auch noch einen Rutscher. Drum muss man sagen, so etwas passiert einfach. Da muss man daraus lernen, und fertig. Weiter geht's.»

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