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Stefan Bradl: «Mir ist wurst, welche Kurve kommt»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl wird nachgesagt, er verliere in Linkskurven Zeit. Aber ausgerechnet auf dem Sachsenring und in Laguna Seca führte er – dort gibt es kaum Rechtskurven.

Stefan Bradl lag bis zu seinem Knöchelbruch (der Sturz passierte im vierten freien Training beim Malaysia-GP) in der MotoGP-WM klar vor seinem Honda-Rivalen Alvaro Bautista. Aber der deutsche LCR-Honda-Pilot musste dann auf zwei Rennen verzichten, der spanische Go&Fun-Honda-Pilot verdrängte ihn deshalb in der WM noch auf Platz 7.

Bautista ist in diesem Jahr in Mugello und Barcelona jeweils in der ersten Rennrunde gestürzt, legte aber nachher eine erstaunliche Serie mit vor. Er landete bei den letzten elf Rennen zehnmal in den Top 6, nur in Misano wurde er Siebter.

«Ich glaube, dass ich Bautista extrem gepusht habe», meint Stefan Bradl. «Denn als ich in die MotoGP gekommen und sehr rasch auf einem ähnlichen Niveau war wie er, hat ihm das einen ziemlichen Schub gegeben. Dadurch hat er sich ein bisschen extremer reingehängt. Da war ich wohl eine super Motivation für ihn. Er hat sich von 2012 auf 2013 auch fahrerisch sehr stark verbessert. Er hat sich mehr angestrengt. Ich denke, ich wäre ohne diese Verletzung in der WM vor ihm geblieben. Aber Wenn und Aber, das gibt es nicht. Bautista ist sicher auch 2014 stark einzuschätzen. Aber mein Ziel ist, dass ich vor ihm bin. Und mein wahres Ziel ist ein anderer Honda-Pilot, nämlich Pedrosa.»

Erstaunlich ist, dass Bautista seine Leistungen als einziger Honda-Pilot mit Nissin-Bremsen und Showa-Federelementen vollbracht hat. Bradl hingegen wechselte zumindest bei der Vorderbremse vor dem Assen-GP von Nissin zu Brembo.

«Bautista hat das Beste aus dem gemacht, was ihm zur Verfügung stand. Er hat seine Komponenten jetzt zwei Jahre weiterentwickelt. Er hat nie andere Elemente getestet und kam immer besser damit zurecht», meint Bradl, der nach dem Valencia-GP erstmals auch eine Brembo-Hinterradbremse testete und damit erstklassig zurechtkam. Er meint, sie habe in Valencia rund 0,3 sec pro Runde gebracht. «Jetzt wissen wir, dass wir für 2014 bei Brembo bleiben», freut er sich.

Auf den Linkskursen in Führung!

Bei genauen Daten-Analysen hat das LCR-Honda-Team herausgefunden, dass Stefan Bradl in Linkskurven 1 bis 2 Grad weniger Schräglage fährt als in Rechtskurven. Das wird ein Ansatzpunkt für das Wintertraining mit dem dreifachen MX3-Weltmeister Yves Demaria sein.

Hat der Moto2-Weltmeister von 2011 eine richtige Abneigung gegen Linkskurven? Fährt er mit Widerwillen auf sie zu – und frohlockt dafür vor Rechtskurven?

«Nein, das ist nicht der Fall», erwidert Bradl lachend. «Aber aus irgendwelchen Gründen, die ich selber gar nicht spüre, zeigen die Daten, dass ich in Linkskurven etwas Zeit verliere. Aber das passiert unbewusst.»

Seltsamerweise hat Bradl nämlich bisher nur bei zwei MotoGP-Rennen geführt, und zwar auf dem Sachsenring und in Laguna Seca. Und das sind zwei Linkskurse! Es wird dort gegen den Uhrzeigersinn gefahren, was Seltenheit geniesst. Auf diesen Pisten existieren kaum Rechtskurven.

«Ja, das ist erstaunlich. So schlecht kann ich also in Linkskurven gar nicht sein», grübelt der 24-jährige Bayer. «Es ist nicht so, dass ich lieber Linkskurven fahre. Mir ist wurscht, welche Kurve kommt. Das Problem sind in erster Linie die ganz langsamen Linkskurven, die Erste-Gang-Kurven. Dort komme ich von der Schräglage her nicht ganz so weit runter wie rechts.»

Bradl hat auch keine speziellen Lieblingskurven auf irgendwelchen Rennstrecken. «Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Es ist an sich wurscht. Es gibt schöne Linkskurven und schöne Rechtskurven. Und es gibt weniger attraktive Links- und Rechtskurven.»

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