MotoGP: Yamaha steigt um auf V4-Motor

Stefan Bradls einmalige Chance

Kolumne von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der LCR-Honda

Stefan Bradl auf der LCR-Honda

Stefan Bradl hatte gar keine andere Wahl, als bei LCR-Honda zu unterschreiben und seine Chance seines Lebens zu packen.

Moto2-Weltmeister Stefan Bradl wurde beim Valencia-GP vom Viessmann-Kiefer-Team ein unterschriftsreifer Moto2-Vertrag vorgelegt.

Aber der ehrgeizige Bayer hat die ganze Saison über nie verheimlicht, dass er möglichst bald in die Königsklasse aufsteigen will. Er erhielt im Juni ein erstklassiges Angebot von Tech3-Yamaha. Aber damals hofften Stefan und Papa Helmut Bradl, Teamchef Stefan Kiefer würde das 5,5-Mio-Euro-Budget für die MotoGP-Klasse zustande bringen. Im August erwies sich das Projekt mit 1000-ccm-Honda-RC213V-Prototypen in einem deutschen Team als unfinanzierbar.

Auch das italienische LCR-Honda-Kundenteam von Lucio Cecchinello war an Bradl interessiert, hoffte aber zu lange auf Andrea Dovizioso, der schliesslich statt Bradl bei Tech3-Yamaha andockte.

Danach wollte LCR-Honda einen Routinier wie Bautista, de Puniet oder Hopkins engagieren, aber die Honda Racing Corporation hatte an diesem Trio kein grosses Interesse.

Denn Honda beliefert die Moto2-Teams mit 600-ccm-Einheitsmotoren und will die dort erfolgreichen Talente in die Königsklasse befördern. Deshalb wurde LCR-Honda-Teamchef Cecchinello bei der Verpflichtung Bradls tatkräftig unterstützt.

Insider sind überzeugt: HRC hat einen Teil des für den verunglückten Marco Simoncelli geplanten Budgets für Bradl und LCR abgezweigt.

Auch Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta sehnt sich nach einem schnellen deutschen MotoGP-Fahrer. Deshalb fädelten HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto, HRC-Sportdirektor Livio Suppo und LCR-Teamchef Cecchinello in Valencia den Deal mit Bradl für die MotoGP-WM ein.

«Ich schätze Stefan sehr, wir brauchen junge Fahrer», erklärte Suppo.

Nakamoto und Suppo organisierten für Dienstag und Mittwoch nach dem Valencia-GP für Bradl einen Test auf der 800er-Honda im LCR-Team. Der 22-jährige Bayer fuhr 1,1 sec schneller als sein LCR-Vorgänger Toni Elias am GP-Wochenende und erhielt prompt einen Zwei-Jahres-Vertrag.

Klar: Stefan Bradl hat beim Kiefer-Team den Aufstieg in die Weltspitze geschafft. Und er hatte bei Kiefer mündlich für eine weitere Moto2-Saison zugesagt.

Doch als Weltmeister könnte Stefan Bradl 2012 in der Moto2-WM nur verlieren. Einen Honda-Vertrag in einem renommierten MotoGP-Spitzenteam – noch dazu ohne einen Euro Mitgift – erhält man nur einmal im Leben.

Deshalb musste der Weltmeister zugreifen und dem Kiefer-Team einen Korb geben.

Ausserdem: Marc Márquez (18) war schon 2011 über weite Strecken ein überragender Gegner. Und wäre Bradl 2012 in der Moto2 gegen Stars wie Márquez, Elias und Iannone nur Dritter oder Vierter geworden, hätte am Saisonende kein MotoGP-Hahn nach ihm gekräht.

«Stefan muss jetzt aufsteigen, in der Moto2 lernt er nichts, egal ob er zwei Jahre dort fährt oder zehn», erklärte Valentino Rossis legendärer Crew-Chief Jeremy Burgess am Samstag. Andrea Dovizioso gab Bradl in der Wochenzeitschrift SPEEDWEEK den genau gleichen Ratschlag.

«Der Zwei-Jahres-Vertrag war eine Grundbedingung», sagt der neue Weltmeister. «Aber ich traue mir zu, auch im ersten Jahr schon Plätze zwischen 5 und 10 herauszufahren.»

In einem Jahr wird auch Marc Márquez bei HRC anklopfen, womöglich als Weltmeister und mit Repsol im Rücken. Aber dann wird Stefan Bradl schon eine Saison auf den 1000-ccm-Prototypen hinter sich gebracht und sich etabliert haben. Ein unschätzbarer Vorteil.

Als Stefan Bradl Ende 2009 seinen Willen durchsetzte und in die Moto2-Klasse umstieg, wurde dieser Schritt als riskant erachtet. Aber er hat sich als richtig erwiesen. Stefan gewann bereits in der ersten Moto2-Saison den WM-Lauf in Portugal.

Und jetzt war der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt.

Auch Rossi, Stoner und Lorenzo sind bei der erstbesten Gelegenheit aufgestiegen.

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