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Abschied von Chris Pfeiffer: «Wir vermissen dich!»

Von Carsten Steffen
Heinz und Hannes Kinigadner am Grab von Chris Pfeiffer

Heinz und Hannes Kinigadner am Grab von Chris Pfeiffer

Gut 500 Trauergäste gaben einer Legende am Samstag die letzte Ehre: In der Kirche von Trauchgau im Allgäu wurde die Trauerfeier für Stuntrider Christian «Pfiff» Pfeiffer gehalten.

Neben den Angehörigen, Freunden und Fans erschienen namhafte Persönlichkeiten wie Heinz und Hannes Kinigadner sowie der ehemalige Motorsport-Chef von BMW Motorrad, Berti Hauser. Christian Pfeiffer wurde 51 Jahre alt. Er kam nicht beim Motorradfahren, nicht auf dem Mountainbike oder beim Skifahren um – er nahm sich selbst das Leben.

Mit 15 Jahren holte der Allgäuer aus Halblech 1985 seinen ersten Titel – die Deutsche Jugend-Meisterschaft im Trial. In diesen jungen Jahren im Trial-Sport legte der Pfiff – wie viele andere – die Grundlage für die Erfolge im Hard-Enduro. Nach Alfie Cox 1995 gewann er 1996 die zweite Ausgabe des Red Bull Hare Scramble, heute besser bekannt als Erzbergrodeo, im österreichischen Eisenerz. Dieses Rennen gilt als eines der härtesten und technisch anspruchsvollsten Hard-Enduro weltweit. Drei weitere Siege sollten folgen: 1997, 2000 und 2004. Die vier Erfolge für GASGAS am «Iron Giant» gehen alle auf das Konto des Ausnahmeathleten, der jetzt betrauert wird.

2003 war der erste von vier Weltmeisterschaftstiteln im Stuntriding fällig, den er auf einer Ducati holte. 2005 wechselte er zu BMW und brannte auf der HP2 mit 174 km/h den Geschwindigkeitsrekord in den Schotter des Prologs beim Erzbergrodeo.

Legendär ist auch das Video, das 2009 mit Chris auf dem Dach des «Zylinders», dem Hauptquartier von BMW in München, gedreht wurde. Auch dort ist zu sehen, wie er mit dem Motorrad tanzt und Dinge vollbringt, die einem normalsterblichen Motorradfahrer unmöglich erscheinen.

Liefen die Shows auf dem Stuntbike anfangs noch nebenher, so konzentrierte sich Chris ab 2009 auf diese und tourte insgesamt durch 80 Länder. Überall auf der ganzen Welt zauberte er nicht nur mit seinem unfassbaren Können und der schier unglaublichen Beherrschung des Motorrads ein Lächeln in die Gesichter seiner Zuschauer. Er tat dies auch mit seiner offenen, ehrlichen, freundlichen und durchaus lustigen Art.

Ich hatte immer wieder die Ehre, Chris im Laufe der Jahre zu treffen, ihn zu interviewen, ihn nach seiner Meinung zu verschiedenen Themen zu befragen. Er hatte immer eine sehr klare Sicht auf die Dinge. Eine Sicht, die von der konsequenten, konzentrierten und hingebungsvollen Lebensweise eines Spitzensportlers geprägt gewesen ist. Dabei war er immer nahbar, ein guter Zuhörer und ein großartiger, intelligenter Spaßvogel.

So erscheint es für mich und viele die ihn kannten, unfassbar, dass ein Mensch wie Chris in der letzten Zeit ganz offensichtlich so restlos verzweifelt war, dass ihm der Freitod als einziger Ausweg schien.

Ein Unfall beendete 2014 seine aktive Karriere. Der Wechsel der Extreme fiel ihm schwer. Wenn du weit über die Hälfte des Jahres auf Achse und gefordert bist, im Rampenlicht stehst und überall Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommst, braucht es einen sehr starken Charakter, wenn sich das schlagartig ändert. Dunkle Stimmungen können sich in ernsthafte Depressionen wandeln.

Derlei geschieht mit Menschen manchmal, ohne dass es die Umwelt wahrnimmt. Bei Chris hat es ultimativ geendet.

Wir haben mit ihm nicht nur einen herausragenden Sportler, sondern auch einen Menschen verloren, der Spuren hinterließ. Diese Spuren finden wir nicht nur im Asphalt und im Schotter, sondern auch in den Herzen der Menschen, die ihm zugeschaut haben und seinen unvergleichlichen Tanz auf zwei Rädern genießen konnten.

Chris – wir vermissen dich!


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