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Nicky Haydens letztes Interview mit SPEEDWEEK.com

Von Ivo Schützbach
Mit ihm zu arbeiten war ein Vergnügen: Nicky Hayden

Mit ihm zu arbeiten war ein Vergnügen: Nicky Hayden

Das Fahrerlager war nach der Superbike-WM in Imola vor elf Tagen bereits geleert, als sich SPEEDWEEK.com mit Honda-Pilot Nicky Hayden wie verabredet traf. Es sollte unser letztes Zusammentreffen werden.

Einige ehemalige MotoGP-Piloten brauchten eine gewisse Zeit, bis sie merkten, dass sie in der Superbike-WM ganz sie selbst sein können. In dem deutlich familiäreren Umfeld muss keiner eine Maske aufsetzen und sich verstellen oder abschotten.

Nicky Hayden gehörte nie zu diesen Fahrern. Er war immer offen, freundlich, auskunftsfreudig und zu einem flotten Spruch aufgelegt. Er wusste, was er konnte, bildete sich aber nie etwas darauf ein.

Mit Honda hatte er dieses Jahr wenig zu lachen. Die neue Fireblade ist nicht so schlagkräftig wie erhofft, sie braucht noch einige Entwicklungszeit. Selbst Nicky, sonst stets ein Vorbild an Loyalität und mustergültiger Angestellter, ließ sich zu Kritik hinreißen, die man in dieser Form nur selten von ihm hörte.

«Warum soll ich Luftschlösser bauen, wenn die Realität anders aussieht», fragte er mich dieses Jahr mehrfach.

In Assen übte er sogar öffentlich Kritik an Honda. Der Pressesprecher von Red Bull Honda stand mit eingefrorenem Gesicht daneben, als mir Nicky schilderte, was er von den Fortschritten bei Honda hält. Einen Satz später sagte er zu seinem PR-Mann: «Schreib’ du das genau so! Die Leute sollen wissen, was wir für Probleme haben.»

Weil es Honda in diesem Jahr in der Superbike-WM an Erfolgen mangelt, war ich öfters der einzige Journalist, der sich mit Nicky unterhielt. Er sprach mit mir alleine ebenso engagiert, als würde er vor 50 Journalisten referieren.

Sein letztes Rennen in Imola beendete der 35-Jährige als Zwölfter. Das Interview, das ich am Sonntagabend mit ihm führte, hob ich mir für die Wochen danach auf, inhaltlich war keine Eile geboten, das Gespräch fand unter vier Augen statt.

Am vergangenen Montagabend erfuhr die Welt, dass Nicky Hayden nicht mehr unter uns ist. Das Interview daraufhin zu schreiben, löste ein merkwürdiges, beklemmendes Gefühl aus; so viele Erinnerungen an den liebenswürdigen Racer aus Kentucky gingen mir dabei durch den Kopf.

Doch ich wollte unseren Lesern das letzte Interview von Nicky Hayden mit SPEEDWEEK.com nicht vorenthalten.

Nicky, vermisst du die MotoGP-WM?

Sicher, ich fuhr 13 Jahre dort, als Kind habe ich von MotoGP geträumt und mir die Rennen angeschaut. Jetzt bin ich aber bei den Superbikes zuhause.

Letztes Jahr habe ich es sehr genossen, dass ich auf Phillip Island das Repsol-Bike fahren durfte. Mit diesem Team und diesem Motorrad und auf dieser Strecke erneut zu arbeiten, war großartig. Aber meine Zukunft liegt in der Superbike-WM.

Würdest noch einmal als Ersatzfahrer einspringen, wenn dich ein Honda-MotoGP-Team fragt?

Darüber wurde nie geredet. Wenn alle Sponsoren mitspielen, warum nicht? Aber an so etwas denke ich nicht, ich fahre jetzt die Superbike-WM.

Woher nimmt ein Fahrer in der MotoGP-WM, der auf den Rängen 15 oder 20 fährt, die Motivation?

Jeder MotoGP-Fahrer ist motiviert. Außerdem denkt jeder Fahrer, dass er näher dran ist, als das in Wirklichkeit der Fall ist. Du siehst Rang 15, aber der Fahrer hat das Gefühl, dass die Top-10 in Reichweite liegen.

Fühlst du dich momentan auch so? Mehr als Platz 7 war für dich mit der neuen Fireblade bislang nicht drin.

Ich fühle, dass ich näher dran bin, als du denkst – zumindest manchmal. Nicht immer.

Zwischen den Rennen in Donington Park und Misano geht Red Bull Honda in Misano testen: Du bekommst den neuen Motor, auch eine neue Schwinge und ein neuer Tank sind im Gespräch. Beginnt die Saison dann richtig für euch?

Ich will meine Erwartungen nicht zu hoch schrauben, diesen Fehler machte ich vor dem Portimão-Test. Und es lief dann nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.

Das Team erwartet viel vom neuen Motor. Lass’ uns erst mal in Donington fahren, dann kümmern wir uns um den Misano-Test. Sicher ist, das wird ein sehr wichtiger Test für uns. Nicht nur wegen des Motors, wir müssen auch das Chassis voranbringen. Hoffentlich gelingt uns dort ein großer Schritt, danach kommt ja schon bald Laguna Seca – das wäre der richtige Zeitpunkt.

Mit neuen Teilen ist es immer so: Du kannst sie testen, dir aber nie sicher sein, ob sie auch rennfertig sind. Und wie viele Teile davon verfügbar sein werden. Wir haben auch nur eine begrenzte Zahl Motoren zur Verfügung. Darum noch einmal: Lass’ uns nicht zu viel erwarten.

Wenn ihr so viele neue Teile auf einmal bringt: Besteht dann nicht die Gefahr, dass ihr am Ende gar nicht mehr wisst, woher die Verbesserungen rühren?

Da musst du wirklich vorsichtig sein. Wenn du zu viel Material auf einmal probierst, kommst du leicht durcheinander. Es ist wichtig, dass du exakte Daten von jeder Neuerung hast und klare Aussagen treffen kannst.

Lass’ uns hoffen, dass alle Neuerungen ab der ersten Runde deutlich besser sind.

Mit neuen Teilen ist es wie mit Storys: Wenn du zu viele auf einmal schreibst, kommst du durcheinander und gerätst vom Weg ab. Glücklicherweise habe ich einen sehr guten Crew-Chief, der gut darin ist, den Überblick zu behalten.

Was würdest du als das größte Problem des neuen Bikes bezeichnen?

Die Beschleunigung. Das ist aber nicht nur eine Frage der Motorleistung. Im Motor harmoniert noch nicht alles: Wie die Gänge reingehen, wie die Elektronik arbeitet, wie sich das Drehmoment entfaltet und bei welcher Drehzahl wie viel Leistung anliegt. Wir müssen schauen, dass die Wheelies aus den Kurven heraus weniger werden. Jetzt müssen wir sogar in den unteren Gängen die Leistung reduzieren, damit die Wheelies nicht so stark sind.

Der mechanische Grip ist in Ordnung?

Bei den ersten zwei Events wurden die Reifen zu hart rangenommen, seither wurde der Grip deutlich besser.

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