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Ex-BMW-Chef Stephan Schaller scheitert bei Voith

Kolumne von Ivo Schützbach
Stephan Schaller: Ex-Chef von BMW Motorrad

Stephan Schaller: Ex-Chef von BMW Motorrad

Seine Absatzzahlen bei BMW Motorrad waren glänzend, sportlich hinterließ Stephan Schaller einen Scherbenhaufen. Seit April 2018 leitet er den Technologiekonzern Voith – die Zusammenarbeit wird zum 31. Oktober beendet.

Seit Dr. Markus Schramm Chef von BMW Motorrad ist, weht in München ein anderer Wind. Aus der Zentrale ist nur Gutes über den neuen Geschäftsführer zu hören, er wird als umgänglich, offen, aber gleichzeitig energisch und anpackend beschrieben – ein kompetenter Macher.

Nach fünf Jahren im sportlichen Niemandsland hat Schramm die Weichen gestellt, um BMW in der Superbike-WM wieder weiter nach vorne zu bringen. Anfang November wird auf der Motorrad-Messe EICMA in Mailand nicht nur die neue S1000RR vorgestellt, sondern auch das zukünftige werksunterstützte Team Shaun Muir Racing (SMR), dieses Jahr als Milwaukee Aprilia unterwegs, sowie die Fahrer Tom Sykes und Markus Reiterberger.

Schramm korrigiert, was sein Vorgänger Stephan Schaller an die Wand fuhr.

Von 2009 bis inklusive 2013 leistete sich BMW in der Superbike-WM ein Werksteam, der Auftritt war mit enormen Kosten und großem Aufwand verbunden. Statt den Aufwand herunterzufahren und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, BMW war 2012 mit Marco Melandri nahe dran die WM zu gewinnen, brachte Schaller das mühsam Errichtete zum Einsturz.

Schaller leitete von Juni 2012 bis Februar 2018 BMW Motorrad, kurz nach seinem Antritt zog er dem Projekt mit der Firma alpha Racing in Stephanskirchen den Stecker und übergab das Superbike-Werksteam für 2013 an BMW Italia.

Der Wechsel zu BMW Italia wurde von BMW München als Fortführung des Werkseinsatzes kommuniziert, es wurde verzapft, dass man zum Rennsport und der Superbike-WM stehe – nur um Mitte der Saison den nächsten Stöpsel zu ziehen.

Unter Schaller wurde nicht nur das Superbike-Werksteam beerdigt, auch sonst wurde das Thema Motorsport konzernintern lieber ignoriert als gefördert, obwohl die BMW S1000RR eines der besten Superbikes ist.

Seit Schaller operieren alle BMW-Motorsportaktivitäten unter dem Banner «Kundensport». Eine Spezialistentruppe in Berlin liefert Motoren an zahlreiche Teams, dazu nach Bedarf die entsprechende Elektronik mit Manpower-Support aus der Rennabteilung in München. Damit feiert man bei BMW Motorrad in allen nationalen Serien weltweit Erfolge, bei Straßenrennen wie auf der Insel Man ist die S1000RR kaum zu besiegen.

Nur in den beiden wichtigsten Motorrad-Rennserien ist von BMW wenig bis nichts zu sehen. In die MotoGP-WM hat sich der bayerische Hersteller nie getraut, in der Superbike-WM hat die BMW-Rennabteilung trotz aller Bemühungen gegen Werksrenner von Kawasaki, Ducati, Yamaha und Aprilia nichts zu bestellen. Ohne Rückendeckung vom Vorstand ist in keiner Weltmeisterschaft etwas zu gewinnen.

Abgesehen von der jährlichen Feier der «BMW Race Trophy» fand das Thema Motorsport bei BMW kaum Beachtung. Den Marketing-Strategen schien es erfolgversprechender, das Image auf Vintage auszurichten und auf Hipster-Kunden abzuzielen.

Nach Zahlen ist Stephan Schaller der erfolgreichste Chef, den BMW Motorrad je hatte, der Konzern lieferte jährlich ein Rekordergebnis ab. 2016 verkaufte BMW 145.032 Motorräder und Maxi-Scooter, bis 2020 sollen es 200.000 Fahrzeuge sein. Ob sich Schaller diese geschäftlichen Erfolge auf die eigene Fahne schreiben kann, ist umstritten. Kritiker warfen ihm Ideenlosigkeit vor und meinten, dass seine Gewinnmaximierung, etwa durch den Verzicht auf ein Werksengagement im Motorsport, nur kurzfristig ohne nachteilige Konsequenzen funktionieren würde.

Drei BMW-Modelle hatten in den letzten Jahren besonderen Erfolg, der Ruhm dafür gebührt Schallers Vorgängern. Die S1000RR wurde von Herbert Diess initiiert, Urheber der R nine T ist Hendrik von Kuenheim und auch die R1200GS war bereits fertig, als Schaller das Ruder übernahm.

Nach einem halben Jahr auf seinem Posten, zu Jahresbeginn 2013, verscherbelte Schaller Husqvarna an KTM, deren Chef Stefan Pierer päppelte die Marke innerhalb kürzester Zeit auf und machte eine Erfolgsgeschichte aus ihr. Wurden 2013 nur 7000 Husqvarna-Bikes produziert, konnten 2016 bereits mehr als 30.000 Stück abgesetzt werden.

Bei der Voith Gruppe schaute man sich das Treiben von Schaller nicht so lange an wie bei BMW. Seit April 2018 leitet er den Technologiekonzern, die Zusammenarbeit wird zum 31. Oktober beendet. Laut einem Bericht des Handelsblatts gab es unterschiedliche Auffassungen zwischen dem ehemaligen Chef von BMW Motorrad und dem Gesellschafterausschuss, wie ein Familienunternehmen zu führen ist.

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