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Paolo Ciabatti (Ducati): Das Rennen ist eine Ausrede

Von Ivo Schützbach
Ducati-Sport-Direktor Paolo Ciabatti

Ducati-Sport-Direktor Paolo Ciabatti

Für Laien sehen die Motorräder in der MotoGP- und Superbike-WM gleich aus. Deshalb gibt es immer wieder Stimmen, die seriennahe Meisterschaft einzustampfen und mit diesen Maschinen nur noch Langstreckenrennen zu fahren.

Spätestens seit Promoter Dorna neben der MotoGP- im Herbst 2012 auch die Superbike-WM übernahm, stellt sich die Frage, ob es zwei große, weltweite Rennserien braucht, welche um die gleichen Fans, TV-Sender, Sponsoren, Rundstrecken, Fahrer und Hersteller buhlen.

Hinzu kommt, dass sich die Prototypen in der MotoGP-WM optisch und technisch kaum von den aufgemotzten Serienmotorrädern in der Superbike-WM unterscheiden.

Ein Freund fragte mich mal: «Warum Superbikes? Können die fliegen?» Fans lachen über solche Aussagen, doch sie zeigen, was ein Laie damit assoziiert.

Einige sehen die Zukunft des Racings mit seriennahen Motorrädern deshalb im Endurance-Sport, wo die Herangehensweise eine andere ist. Während die MotoGP-Prototypen ihre Leistungsfähigkeit in Sprintrennen unter Beweis stellen, können die Hersteller in der Endurance-WM mit Serienmaschinen Werte wie Standfestigkeit vermitteln.

Für Ducati, neben Honda und Yamaha der einzige Hersteller mit einem Werksteam in der MotoGP- und SBK-WM, sind Endurance-Rennen trotzdem wenig attraktiv.

«Endurance ist in einigen Ländern sehr populär, in anderen nicht», grübelte Ducatis Sport-Direktor Paolo Ciabatti im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Für die TV-Sender ist die Action auf der Strecke schwer vermittelbar. Der Erfolg der MotoGP- und Superbike-WM liegt darin, dass die Rennen über 40 oder 45 Minuten gehen, es gibt keine Strategie oder Kommunikation – das genießen die Leute. Warum geht ein Formel-1-Rennen zwei Stunden? Wer will heute noch zwei Stunden vor dem Fernseher sitzen? Machen wir das für die Fans vor Ort oder für jene vor dem Fernseher? Ich war kürzlich in Frankreich bei einem 24-Stunden-Motorboot-Rennen, nach 30 Minuten wusste ich nicht mehr wer führt. Klar, auf der Rundstrecke gibt es Informationen. Aber dann kommen Boxenstopps, einige Fahrer haben Probleme, du verlierst schnell den Überblick. Letztlich schaust du nur noch zu, wie Motorräder im Kreis fahren.»

Der 61-Jährige weiter: «Bei Sprintrennen weiß du immer, wer führt und wer gewinnt. Zu Endurance-Rennen gehen die Fans, weil das ein große Kirmes ist mit Bier und Party. Das Rennen ist für sie eher eine Ausrede, um dort zu sein. Niemand sieht sich 24 Stunden lang ein Rennen auf der Tribüne an, die Leute haben deshalb viel Unterhaltung nebenbei. Du schaust dir den Start und die erste Stunde an, dann machst du etwas anderes. Dann schaust du in der Nacht noch mal rein, weil da alle mit Licht fahren und das kurios ist. Am nächsten Morgen kümmerst du dich dann wieder ums Rennen. Letztlich ist es Unterhaltung. Ich mag völlig falsch liegen, aber für mich sind diese Rennen eine große Show, es geht nur wenig um das Rennen selbst. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass das die Zukunft für die Superbikes sein soll. Du darfst auch nicht vergessen, dass du Sponsoren zufrieden stellen musst. Dafür braucht es ein Produkt, das sich verkaufen lässt. Bei der Superbike-WM kommst du am Sonntag, schaust dir die Rennen an und genießt die Hospitality, am Abend gehst du wieder nach Hause. Wenn du am Samstag kommst, brauchst du ein Hotel, das sind Extrakosten.»

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