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Jonas Folger am Tiefpunkt: «Kann das, bin nicht blöd»

Von Ivo Schützbach
Jonas Folger ist nach Donington am Boden zerstört

Jonas Folger ist nach Donington am Boden zerstört

Im ersten Hauptrennen überrundet, im Sprintrennen nur 16. und im zweiten Lauf Aufgabe mit technischen Problemen: Für Jonas Folger (Bonovo MGM BMW) ist die Superbike-WM in Donington Park schwer zu verdauen.

Das erste Rennen in Donington am Samstagnachmittag war nach eigener Aussage das wahrscheinlich schlechteste in der langen Karriere von Jonas Folger. In der 15. von 23 Runden wurde er vom späteren Sieger Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha) überrundet. Als auch der Zweite Jonathan Rea (Kawasaki) am Schwindegger vorbeiging, steuerte er mit Problemen an der Gangschaltung die Box an und gab auf.

Am Sonntagmorgen wurde Jonas im Medical Center vorstellig, nach seinem Abflug im FP3 am Samstagmorgen brummte ihm der Schädel. «Ich habe Schmerztabletten gekriegt, dann war alles gut», erzählte er SPEEDWEEK.com. Auf den Rennsonntag hätte das keine Auswirkungen gehabt, meinte er.

Im Sprintrennen am Sonntagvormittag über zehn Runden kam der Bayer mit 1:24,717 min Rückstand als 16. ins Ziel und entging damit nur um einige Sekunden der erneuten Überrundung. Im zweiten Hauptrennen musste er in der siebten Runde wegen technischer Probleme an seiner M1000RR aufgeben.

«Ab Runde 3 war der Schaltautomat defekt und die Kupplung ist negativ durchgerutscht», verdeutlichte der BMW-Pilot. «Das bedeutet, dass wenn ich zum Beispiel von Kurve 2 zu Kurve 3 die Bergabpassage fahre, dann gehe ich nur vom Gas und habe die Motorbremse zum Verzögern. Bei mir war es so, dass ich vom Gas ging und die Kupplung offenblieb, somit hatte ich keine Motorbremse. Das war auch sehr unregelmäßig und seltsam. Es hörte sich nach einem mechanischen Problem an. Ich probierte ohne Schaltautomat zu schalten. Aber ich war von Grund auf sehr langsam, dann kamen die Probleme. Das ist ein Kurs, auf dem man viel auf Zug schalten muss in den langen Passagen in Schräglage. Als auch noch die Kupplung durchrutschte, machte es keinen Sinn mehr. Nur, um dem Vorletzten hinterherzufahren.»

Das Warm-up am Sonntagmorgen beendete der fünffache GP-Sieger als 16. und war damit schneller als Markenkollege Eugene Laverty. War das ein Fingerzeig, dass Punkte im zweiten Hauptrennen ohne die technischen Probleme möglich gewesen wären?

«Das kann ich nicht sagen, ich weiß es nicht», grübelte Folger. «Im Warm-up habe ich es für eine Runde geschafft. Allerdings fuhr ich diese Zeit mit den gleichen Problemen, die uns immer stoppen.»

Folgers Maßstab ist Michael van der Mark, der mit identischem Material unterwegs ist und einen ähnlichen Fahrstil hat. Der Niederländer brauste in England mit dem neuen, steiferen Chassis auf die Plätze 5, 3 und 5. Tom Sykes wurde mit der Standard-Version sogar 4., 2. und 3.

«Wir schauen uns Michaels Daten täglich an», bemerkte Jonas. «Beim Bremsen ist bei mir noch alles schwer in Ordnung, da bin ich sogar oft besser als er. In manchen Kurven verzögere ich sogar besser. Aber sobald ich in Schräglage komme und ans Gas gehe, sowie am Kurvenausgang, verliere ich alles. Ich habe das Vertrauen nicht mehr, dass ich mich an den Slide anlehne, ich kann nicht mehr in die Traktion hineinfahren. Entweder habe ich zu viel Grip oder zu wenig. Entweder rutsche ich schnell weg oder gar nicht. Ich verstehe nicht, weshalb wir das nicht in den Griff kriegen. Man muss sich ja nur das Rennen anschauen, dann sieht man, wie alle im kontinuierlichen Drift um die Kurven fahren. Ich kann das ja, ich bin ja nicht blöd. Aber ich schaffe es nicht, deshalb habe ich schon oft hinterfragt, ob mit der Elektronik alles stimmt, weil sich das komisch anfühlt. Aber anscheinend ist alles in Ordnung. Vielleicht müssen wir uns mal eine dritte und vierte Meinung einholen.»

Im Gegensatz zum Werksteam von Shaun Muir Racing (SMR) und dem zweiten Satelliten-Team RC Squadra Corse kümmert sich das MGM-Team von Folger selbst um die Elektronik und hat auf eigenen Wunsch keinen Experten von BMW.

Ergebnis Superbike-WM, Donington, Lauf 2
Pos Fahrer Motorrad Zeit/Diff
1. Toprak Razgatlioglu Yamaha 34:01,226 min
2. Garrett Gerloff Yamaha + 2,243 sec
3. Tom Sykes BMW + 4,522
4. Scott Redding Ducati + 5,151
5. Michael vd Mark BMW + 13,315
6. Alex Lowes Kawasaki + 14,444
7. Chaz Davies Ducati + 16,684
8. Michael Rinaldi Ducati + 18,757
9. Leon Haslam Honda + 20,783
10. Alvaro Bautista Honda + 22,938
11. Andrea Locatelli Yamaha + 23,194
12. Lucas Mahias Kawasaki + 25,442
13. Axel Bassani Ducati + 32,898
14. Tito Rabat Ducati + 38,370
15. Eugene Laverty BMW + 39,776
16. Luke Mossey Kawasaki + 43,182
17. Isaac Vinales Kawasaki + 56,811
18. Christophe Ponsson Yamaha + 57,073
19. Loris Cresson Kawasaki > 1 min
20. Jonathan Rea Kawasaki > 1 min
Out Jonas Folger BMW > 1 min

 

Stand Superbike-WM 2021 nach Donington
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Toprak Razgatlioglu Yamaha 183
2. Jonathan Rea Kawasaki 181
3. Scott Redding Ducati 117
4. Alex Lowes Kawasaki 114
6. Michael Rinaldi Ducati 94
5. Garrett Gerloff Yamaha 93
7. Tom Sykes BMW 89
8. Michael vd Mark BMW 81
9. Chaz Davies Ducati 64
10. Alvaro Bautista Honda 57
11. Andrea Locatelli Yamaha 51
12. Axel Bassani Ducati 47
13. Leon Haslam Honda 41
14. Lucas Mahias Kawasaki 36
15. Tito Rabat Ducati 18
16. Kohta Nozane Yamaha 17
17. Eugene Laverty BMW 14
18. Jonas Folger BMW 8
19. Isaac Vinales Kawasaki 8
20. Luke Mossey Kawasaki 2
21. Christophe Ponsson Yamaha 1

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