Überrundete wie Jonathan Rea: 2023 schwarze Flagge?
Im GP-Sport müssen sich überrundete Fahrer heraushalten
Immer wieder stehen die Stewards in MotoGP und SBK in der Kritik, weil sie identische Vergehen sehr unterschiedlich bestrafen. Hinzu kommt, dass die Reglements für die beiden Weltmeisterschaften teilweise verschieden sind, was sich nach außen nur schwer vermitteln lässt.
Nach einem selbstverschuldeten Sturz in der Anfangsphase konnte sich Jonathan Rea im ersten Hauptrennen in Magny-Cours an die Box retten und ließ dort seine ZX-10RR reparieren. Mit einer Runde Rückstand kehrte der sechsfache Weltmeister ins Rennen zurück und fuhr, als würde er um Platzierungen kämpfen. Rea störte mit seinen Überholmanövern die Fights um die Positionen 6 bis 11, wofür er nach dem Rennen einige Kritik erntete.
«Im Nachhinein hätte ich fast gesagt, wieso mischt er sich ein? Aber in dem Fall habe ich das überhaupt nicht realisiert. Ich dachte, er wäre im Rennen», erzählte Philipp Öttl, der Achter wurde.
Diskussionen um Rea gab es vor allem, weil es eine Woche zuvor im Misano-GP einen identischen Vorfall in der Moto3-Klasse gab. Der WM-Zweite Sergio Garcia stürzte, ließ an der Box seine GASGAS reparieren, kehrte ins Rennen zurück und mischte sich mit einer Runde Rückstand in Positionskämpfe ein. Das FIM MotoGP Stewards Panel zeigte dem 19-Jährigen die schwarze Flagge und nahm ihn aus dem Rennen.
«Der eine sah die schwarze Flagge, beim anderen passierte nichts», kritisierte Aruba-Ducati-Teammanager Serafino Foti. «Es braucht eine klare Linie.»
So sieht das auch Marco Zambenedetti, Ducatis Technischer Koordinator für die Superbike-WM: «Dass er das Rennen anderer Fahrer störte, machte keinen Sinn. Ich verstehe, dass er Daten sammeln wollte für das Rennen am Sonntag, aber er hätte sich raushalten müssen.»
Tatsächlich gibt es im Regelbuch für die drei SBK-Klassen keinen Passus, aufgrund dessen Jonathan Rea für das Zurückrunden hätte bestraft werden können. Keiner der Regelbuchschreiber hatte den Gedanken, dass ein sehr schneller Fahrer nach einem Boxenstopp ins Rennen zurückkehren und sich derart einmischen könnte – trotz einer Runde Rückstand.
Ganz anders sieht das MotoGP-Regelwerk aus. Jüngst bekamen die Teams von Race Director Mike Webb sogar eine E-Mail, in welcher die Faktenlage noch einmal verdeutlicht wird.
«Einem überrundeten Fahrer ist es erlaubt auf der Strecke zu bleiben, vorausgesetzt er stört das Rennen nicht und kämpft nicht gegen Fahrer, die in derselben Runde mit dem Führenden sind», heißt es in der Klarstellung.
Verstößt ein Fahrer gegen diese Vorgabe, wird er durch das Zeigen der schwarzen Flagge in Verbindung mit seiner Startnummer aus dem Rennen genommen.
Seit Jahren arbeitet Promoter Dorna daran, das Regelwerk für MotoGP und SBK zu vereinheitlichen. In Magny-Cours verstieß Johnny Rea mit seinem Verhalten gegen keine Regel. Doch es gibt Bestrebungen, dass die diesbezüglichen Paragraphen im SBK-Handbuch für 2023 an MotoGP angepasst werden.