MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Exklusiv: Ducati-Star Álvaro Bautista über sein Jahr

Von Manuel Pecino
Ducati und Álvaro Bautista holten gemeinsam die «1» des Weltmeisters

Ducati und Álvaro Bautista holten gemeinsam die «1» des Weltmeisters

Für Álvaro Bautista ist der Gewinn der Superbike-WM 2022 der zweite WM-Titel nach 2006 in der 125er-WM. Der 38-Jährige beendete die Ducati-Durststrecke und ist der zweite Spanier, der in der SBK-Kategorie triumphierte.

Seit Carlos Checa 2011 musste Ducati auf den nächsten Titelgewinn in der Superbike-WM warten, Heilsbringer Álvaro Bautista aber noch länger – seine erste Weltmeisterschaft gewann der 38-Jährige vor 16 Jahren in der nach der Saison 2011 abgeschafften 125-ccm-WM auf Aprilia im Team von Jorge Martinez.

Im zweiten Anlauf mit Ducati triumphierte Bautista abgeklärt und souverän mit 16 Siegen und 31 Podestplätzen in 36 Rennen. Sein schlechtestes Finish ein fünfter Platz im ersten Lauf auf Phillip Island – seinem ersten Rennen als Weltmeister. Im mehrteiligen Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com gewährte der Spanier Einblicke in seine erfolgreiche Saison.

Warum hat es jetzt funktioniert und 2019 nicht?

«2019 war ich am Anfang schnell, aber ich wusste nicht, warum.», sagte der Weltmeister. «Es war natürlich, aber mir fehlte die Erfahrung mit den Reifen, einige Strecken kannte ich nicht, die Panigale war neu, die Ingenieure hatten oft Mühe, wenn wir auf Probleme trafen, sie zu lösen. Die Ducati war damals ein sehr radikales Motorrad. Ich hatte es vorn sehr belastet und es war sehr kurz. Manchmal war es sehr, sehr schwierig zu fahren.»

Bautista: «Im Jahr 2022 konnte ich, vielleicht auch dank der beiden vorangegangenen Jahre, in denen ich mit der Honda wie ein Bastard gelitten habe, die Reifen besser verstehen, in den schwierigen Momenten jedes Detail besser managen, ruhig bleiben und versuchen, das Maximum aus dem Paket herauszuholen. Mit der Honda habe ich viele Stürze erlitten, weil ich mehr aus ihr herausholen wollte, und dadurch habe ich gelernt, nicht nach mehr zu suchen, wenn es einfach nicht mehr zu holen gibt. Ich denke, das hat mir dieses Jahr geholfen. In dieser Saison habe ich auf jeden Fall meine ganze Erfahrung in dieser Kategorie genutzt.»

«Ich wollte 2021 bei Honda mehr geben, ich dachte, ich könnte mehr geben, aber ich war gefesselt. Im zweiten Jahr bei Honda hatte ich vor allem das Gefühl, dass ich ein Motorrad brauche, das zu mir passt, und ein Team mit Erfahrung, was ich bei Ducati hatte. Es ist eine alte Geschichte: Man schätzt Dinge erst, wenn man sie nicht mehr hat», räumt der Ducati-Star ein. 

Bautista versichert, dass er 2022 das Limit nicht ausreizte

«In diesem zweiten Jahr mit Honda wurde mir klar, dass ich mich als Fahrer verbessert hatte und die Reifen viel besser verstand, ebenso wie die Kategorie im Allgemeinen. Mein Ziel war klar, ich musste zurück auf eine Ducati mit dem Ducati-Team. Zum Glück wollten sie mich auch. So war es recht einfach, den Deal abzuschließen.»

«Während des gesamten Jahres 2022 bin ich immer mit einer gewissen Sicherheitsreserve gefahren», versichert Álvaro. «Ich bin in diesem Jahr in keinem Rennen ans Limit gegangen. Ich hatte immer die Kontrolle darüber, wie viel ich riskieren wollte – ‹bis hierher und nicht weiter›. Denn in einer Meisterschaft darf man nicht stürzen. Du kannst Zweiter oder Dritter werden, aber du darfst nicht stürzen.»

Eine gewisse Unsicherheit bei seiner Rückkehr zu Ducati war aber vorhanden

«Ich gebe zu, dass Ende 2021, als es an der Zeit war, die Ducati zu testen, plötzlich Zweifel aufkamen. Aber alle Zweifel verschwanden gleich beim ersten Test völlig. Ich erinnere mich, es war am 24. November in Jerez. In der allerersten Runde, die auf Regenreifen gefahren wurde, weil es halb nass war, sagte ich mir nach den ersten beiden Kurven: 'Ja, das ist mein Motorrad!' Wegen der Sitzposition auf dem Motorrad, wegen dem Gefühl, dem Motor, der geringeren Steifigkeit im Vergleich zur Honda.»

«Es ist nicht so, dass sich die Panigale jetzt sehr von der 2019er-Maschine unterscheidet. Aber es ist wahr, dass sie ein wenig mit der Gewichtsverteilung gespielt haben. So kann ich jetzt ein viel weniger radikales Motorrad haben, das heißt, das Bike ist vorn viel weniger belastet, das Motorrad ist länger. Es ist 'fügsamer'. Die Elektronik hat sich stark verbessert, es ist viel einfacher zu fahren, der Motor ist elastischer», lobt der neue Champion.

«Es ist ein Motorrad, das vielleicht nicht schneller ist, aber es ist viel ausgeglichener. Auf allen Arten von Strecken und in allen Situationen ist es einfach zu handhaben. Das hat es mir ermöglicht, auf Strecken, auf denen wir 2019 gelitten haben, zum Beispiel in Donington, viel konkurrenzfähiger zu sein. Dieses Jahr stürzte ich am Samstag und verletzte mich an der Hand, aber ich denke, ich hätte Zweiter werden können. Und am Sonntag hätte ich nahe an Toprak herankommen können», meint der zweifache Weltmeister.

«Für mich ist das Schönste an diesem Jahr, dass ich wieder Spaß am Fahren habe», frohlockt Bautista. «Ich hatte wieder Spaß. Ich hatte Motivation. Nach all den Jahren, in denen ich Motorradrennen gefahren bin, hätte ich sagen können: 'Ich bleibe zu Hause bei meinen beiden Mädchen.' Aber nein, ich hatte Ehrgeiz, ich habe hart gearbeitet. Ich habe auch an mir selbst gearbeitet, und ich glaube, ich habe mich als Fahrer verbessert. Es war eine überwältigende Saison. Ich bin sehr, sehr stolz auf mich.»

Stand Superbike-WM 2022 nach 36 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Alvaro Bautista Ducati 601
2. Toprak Razgatlioglu Yamaha 529
3. Jonathan Rea Kawasaki 502
4. Michael Rinaldi Ducati 293
5. Andrea Locatelli Yamaha 274
6. Alex Lowes Kawasaki 272
7. Axel Bassani Ducati 244
8. Scott Redding BMW 204
9. Iker Lecuona Honda 189
10. Xavi Vierge Honda 164
11. Garrett Gerloff Yamaha 142
12. Loris Baz BMW 125
13. Philipp Öttl Ducati 85
14. Lucas Mahias Kawasaki 61
15. Michael vd Mark BMW 46
16. Eugene Laverty BMW 36
17. Roberto Tamburini Yamaha 36
18. Luca Bernardi Ducati 35
19. Xavi Fores Ducati 33
20. Kohta Nozane Yamaha 15
21. Tetsuta Nagashima Honda 13
22. Ilya Mikhalchik BMW 10
23. Hafizh Syahrin Honda 10
24. Christophe Ponsson Yamaha 9
25. Kyle Smith Kawasaki 4
26. Leon Haslam Kawasaki 4
27. Oliver Konig Kawasaki 3
28. Tarran Mackenzie Yamaha 3
29. Leandro Mercado Honda 3
30. Peter Hickman BMW 2
31. Jake Gagne Yamaha 1

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