Valentino Rossi sucht das Glück

Das ist der Mann, dem Toprak seinen Erfolg verdankt

Von Kay Hettich
Phil Marron und Toprak Razgatlioglu

Phil Marron und Toprak Razgatlioglu

Seit fünf Jahren arbeitet Phil Marron als Cheftechniker von Yamaha-Star Toprak Razgatlioglu. Der Nordire gibt einen interessanten Einblick in die Arbeit mit dem Superbike-Weltmeister von 2021.

Die Top-Piloten der Superbike-WM haben enge und langjährige Beziehungen zu ihren Cheftechnikern. Bei Álvaro Bautista (Ducati) ist das Giulio Nava, an der Seite von Jonathan Rea (Kawasaki) ist der ehemalige Rennfahrer Pere Riba und bei Toprak Razgatlioglu (Yamaha) sorgt Phil Marron für den Erfolg. Wie kürzlich bekannt wurde, folgt der Nordire seinem Schützling für die Superbike-WM 2024 zu BMW.

Angefangen hat Marron, der eigentlich eine Karriere als Profi-Fußballer anstrebte, als Handlanger bei den Laverty-Brüdern, denn Marron ist mit deren Schwester verheiratet. «Sie hatten Heizdecken um die Reifen gelegt und eines Tages sagte Michael zu mir: Nimm das ab und leg sie zusammen – dabei war ich nur zum Zuschauen da», erinnert sich Marron an die Anfänge.

Mit der Zeit arbeitete sich der gelernte Elektroniker vom Handlanger zum Mechaniker bis zum Cheftechniker von Michael und Eugene Laverty und bis in die Superbike-WM nach oben. Nach der Saison 2018 nahm seine Karriere eine Wendung, als er von Kenan Sofuoglu überredet wurde, an die Seite von Toprak Razgatlioglu bei Puccetti Kawasaki zu wechseln.

«Wir kamen mit gebrochenem Englisch zurecht, aber davor hat er nur Italienern gearbeitet, das vergrößerte die Sprachbarriere zusätzlich. Also haben Toprak und ich in den ersten Wochen viel Zeit miteinander verbracht und ich habe versucht, ihn aufzubauen», erzählte Marron einer irischen Tageszeitung. «Er ist sehr intelligent und begreift die Dinge rasch, aber beim Sprechen fehlte ihm einfach das Selbstvertrauen, besonders wenn er etwas wiederholen muss. Aufgrund seines Akzents forderten ihn die Leute in neun von zehn Fällen auf, etwas zu wiederholen. Aber er ist ein schüchterner Kerl, also hat er es am Ende einfach immer weniger gesprochen.»

«Toprak ist ein liebenswerter Junge, in ihm steckt etwas wirklich Nettes und Freundliches. Allerdings war er 2019 nicht fit. Wir haben ein Rennen in Buriram in Thailand absolviert – extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Alle schwitzten, wenn sie nur herumstanden. Er kam nach einem Run in die Garage und war so rot wie dieser kleine Clio», zeigte Marron auf ein geparktes Fahrzeug. «Ich erinnere mich, dass ich gefragt habe, ob er jemals ins Fitnessstudio gegangen sei. Er antwortete ‹ich gehe, wenn es regnet – aber es gefällt mir nicht.› Wie oft regnet es in deiner Heimat? ‹zweimal im Jahr›. Er weiß, dass er lustig ist. Zuerst zeigt er dir ein ausdrucksloses Gesicht und dann ein kleines Grinsen.»

Marron folgte dem Türken 2020 zu Yamaha, gemeinsam gewannen sie im zweiten Jahr die Superbike-Weltmeisterschaft. Die menschliche Komponente spielte dabei eine wichtige Rolle. «Ich versuche, meine Crew so ruhig wie möglich zu halten. Toprak beobachtet die Jungs, die am Motorrad arbeiten. Wenn er sieht, dass sie hektisch sind, wird er es auch und er kann einen Fehler machen», erklärte Marron. «Ich habe es schon vor einigen Jahren gehört und es ist mir im Gedächtnis geblieben: Wer es eilig hat, hat entweder einen Fehler gemacht oder er wird einen Fehler machen. Also sollen alle cool bleiben, wenn Toprak in der Garage ist.»


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