Nach Bestrafung: Großes Unverständnis beim BMW-Team

Toprak Razgatlioglu (li.) mit BMW-Manager Chris Gonschor
Obwohl Nicolo Bulega (Aruba.it Ducati) an beiden Sonntagsrennen in Assen mit technischem Defekt ausfiel, liegt er vor dem fünften Saisonmeeting in Most am kommenden Wochenende bereits 34 Punkte vor seinem nächsten Verfolger Toprak Razgatlioglu.
BMW scheut nach dem Verbot des Spezialchassis’ aus dem Vorjahr keine Kosten und Mühen, um den Anschluss an die Spitze herzustellen. Zwei Tage war das Testteam mit Sylvain Guintoli und Markus Reiterberger in der vergangenen Woche in Most im Einsatz, um für den Türken und ROKiT-Teamkollege Michael van der Mark bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen.
Was BMW damals noch nicht wusste: Für die Rennen in Nordböhmen und Misano wird die maximal erlaubte Kraftstoffdurchflussmenge um ein weiteres halbes Kilogramm auf 46 pro Stunde gesenkt, zu Beginn der Saison hatten alle Hersteller 47 kg/h. Ducati wird auf die gleiche Weise bestraft.
Wie schwerwiegend ist diese erneute Reduktion für BMW?
«Das ist keine Kleinigkeit», erzählte Chris Gonschor, der Technische Direktor von BMW, beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Most. «Verglichen mit letztem Jahr war bereits der Startpunkt ein Schritt zurück für alle Hersteller. Minus 0,5 kg war der nächste Schritt zurück und jetzt kommt noch einer, das Motorrad wird dadurch nicht schneller. Die Fahrer wollen auf der Strecke Spaß haben, dafür brauchen sie Power. Wenn du die Benzindurchflussmenge immer weiter reduzierst, wird auch die Motorleistung weniger. Bereits 47 kg/h ist für keinen Hochleistungsmotor ein einfach zu erreichendes Ziel, aber für die ersten Rennen auf Phillip Island konnten sich alle vorbereiten. Bei jedem weiteren Schritt sind die Auswirkungen exponentiell.»
«Wir spüren jede Reduktion, der erste Schritt war bereits ein großer für uns», unterstrich van der Mark. «Versteht ein Außenstehender, was gerade passiert? Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, verstehe ich es nicht. Ich war dieses Jahr einmal Fünfter, das ist mein Topresultat und war im Regen in Assen. Wie erklären wir den Leuten diese Regel? Ich weiß, dass Toprak der beste Fahrer im Feld ist.»
In zwölf Rennen hat der zweifache Weltmeister aber «nur» viermal gewonnen, nachdem er 2024 mit 13 Siegen in Folge den Superbike-Rekord aufgestellt hat.
«Die Ducati hat viel Leistung, ist gut in der Beschleunigung und auf der Geraden sehr schnell», ergänzte Toprak. «In Cremona konnte ich nur auf der Bremse Meter gutmachen, aber das war nicht genug. Manchmal braucht man auch eine gute Beschleunigung – Ducati ist auf einem anderen Level. Egal wie stark ich pushe, ich komme nicht mit. Es sieht so aus, als hätten sie mehr Motorleistung als wir. So wie es jetzt ist, genießt kein Fan die Rennen. Most ist fast meine Lieblingsstrecke, hier habe ich letztes Jahr alle drei Rennen gewonnen. Dieses Jahr ist die Geschichte eine andere, ich bin mir nicht sicher, wie es ausgehen wird.»
«Das Balance-System ist dafür gedacht, um Überperformance zu beseitigen», hielt Gonschor fest. «Denkt jemand, dass BMW die Marke mit der besten Performance ist?»
Die Konstrukteurs-WM bildet die Kräfteverhältnisse ab:
1. Ducati, 227 Punkte
2. BMW 166
3. Yamaha 128
4. Honda 78
5. Bimota 63
6. Kawasaki 19
Nicht nur die BMW-Verantwortlichen und -Fahrer fragen sich, weshalb ihre Performance auf die gleiche Weise wie jene von Ducati bewertet und eingeschränkt wird.