Unvergessen: Mister Superbike wäre heute 70 Jahre alt
Peter Rubatto wurde am 4. November 1955 in Brixen in Südtirol geboren. Bei den in Deutschland Anfang der 1980er-Jahre immer populärer werdenden Superbikes gehörte der in Meckenbeuren unweit des Nordufers des Bodensees lebende Wahl-Schwabe zu den Pionieren und gewann damals fast alles, was es zu gewinnen gab. Nachdem er 1983 und 1984 (mit elf von zwölf möglichen Siegen) die Deutsche Superbike-Trophy als Vorläufer der Superbike-DM dominierte, wurde ihm der Beiname «Mister Superbike» verliehen.
1985 bekam die noch junge Rennserie, aus der 1991 die Pro Superbike wurde, dann in Deutschland den Meisterschaftsstatus. Als erster Deutscher Superbike-Meister ging der Schweizer Andreas Hoffmann in die Geschichte ein. 1986 und 1988 wurde Peter Rubatto jeweils Gesamtdritter und dazwischen 1987 Vizemeister hinter dem Münchner Ernst Gschwender.
International wurde gar erst 1988 der erste Superbike-Weltmeister gekürt. Zwar war Peter Rubatto auch hierbei etliche Male am Start, doch der internationale Durchbruch gelang dem gelernten Kfz-Mechaniker nicht mehr. Einzelerfolge feierte er hingegen sehr wohl und gehörte national weiter zu den Besten der Szene. Doch auch in der Deutschen Meisterschaft sollte es für ihn nicht zu einem Titelgewinn reichen.
Zu Hause und überaus erfolgreich war Peter Rubatto auch bei echten Road-Races, wie auf der Insel Man oder in Macau, wo er mehrfach auf dem Podest stand und bis heute einer der erfolgreichsten Fahrer in der bis 1999 zu Portugal gehörenden chinesischen Sonderverwaltungszone ist.
Auf der «Insel» war er einst der letzte Deutsche, der WM-Punkte einfahren konnte. Das war 1987 im Rennen der Klasse TT-Formula-One als TT-F1-Weltmeisterschaftslauf für 750-ccm-Viertakt-Motorräder. Hinter dem Sieger Joey Dunlop und weiteren britischen und irischen Road-Racing-Größen wurde er Siebter. Auch in Daytona machte er mehrfach seine Aufwartung.
Beim ersten echten internationalen Rennen auf dem Sachsenring nach 18-jähriger Pause im Zuge des Mauerfalls im Juli 1990 (gleichzeitig dem letzten auf dem altehrwürdigen Straßenkurs) sicherte er sich hier einen Eintrag in den Geschichtsbüchern. Mit ihm, Manfred Fischer und Michael Rudroff waren drei Top-Fahrer aus der westdeutschen Superbike-Szene an den alten 8,618 km langen Straßenkurs durch Häuserschluchten und Waldabschnitte gekommen und lieferten sich einen packenden Kampf.
Mehrfach wechselte die Führung und der uralte Rundenrekord, den Giacomo Agostini 1968 auf einer 500er MV Agusta mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 176,798 km/h aufgestellt hatte, wurde mehrfach gebrochen. Letztendlich siegte Fischer vor Rubatto, der den neuen offiziellen Rekord mit seiner Bimota KB4, trotz inzwischen zweier Bremsschikanen, dafür natürlich mit deutlich verbesserter Technik, auf letztlich 181,220 km/h schraubte.
Nach seiner aktiven Karriere arbeitete er im Rennsport in verschiedenen Funktionen, wie zum Beispiel bis September 2012 als Manager des MuZ-Werksteams in der Moto2-WM für den damaligen und letzten MuZ-Eigentümer Martin Wimmer.
Wie schon zu seinen aktiven Zeiten kreuzten sich auch hier immer wieder die Wege von Peter und seinem knapp zwei Jahre älteren Bruder Mario Rubatto, mit dem ihn allerdings nicht viel verband.
Auch bei Classic-Events war der um keinen flotten Spruch verlegene und insgesamt lebensbejahende «Mister Superbike» noch viele Jahre ein gern gesehener Gast. 2017 suchte ihn allerdings ein Krebsleiden heim, dem er am 20. Februar 2018 im Alter von nur 62 Jahren erlag.










