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Biaggi, der Unzähmbare

Kolumne von Mike Powers
Max Biaggi gewann sechs WM-Titel

Max Biaggi gewann sechs WM-Titel

Der überraschende Rücktritt von Superbike-Weltmeister Max Biaggi beendet die erfolgreiche Karriere einer eigensinnigen, aber stets siegeshungrigen Galionsfigur des Motorradrennsports.

In der modernen Ära des Motorradsports sind Max Biaggis Erfolge beispiellos. Seine Karriere in der Motorrad-Weltmeisterschaft erstreckt sich über 21 Jahre. Er hat 63 Rennen gewonnen, stand während 368 Rennen 181 Mal auf dem Podest und startete in der 250-ccm-WM, der 500-ccm-Kategorie, der MotoGP-Klasse und der Superbike-WM. Im Jahr 1994 gewann er seinen ersten WM-Titel, auf den fünf weitere folgten.

Über zwei Jahrzehnte hinweg sah er die begabtesten jungen Talente mit Glanz und Gloria aufsteigen und sie nach meist nur wenigen Jahren wieder von der Bildfläche verschwinden, während er ein Massstab für Erfolg blieb.

Im Jahr 2012 gewann Biaggi erneut die Superbike-WM, doch im Gegensatz zu seiner Dominanz 2010, war dieser Titelkampf der knappste seiner Karriere. Nachdem er sich 2011 seinen Gegnern geschlagen geben musste und scheinbar jeglichen Vorteil mit seiner Maschine eingebüsst hatte, holte er 2012 erneut den Titel. Doch selbst für den Römer mit dem unstillbaren Siegeswillen war dies keine leichte Aufgabe. Am Ende trennte ihn nur ein halber Punkt von seinem Widersacher Tom Sykes.

Obwohl Biaggi bereits seit 1991 in der Motorrad-Weltmeisterschaft startet, ist seine anhaltende Leidenschaft und Hingabe für den Rennsport unbestritten. Seine Arbeit war stets formvollendet und mit viel Liebe zum Detail. Langwierige Besprechungen nach den Rennen sowie sein strenger Ernährungs- und Trainingsplan entsprachen dem akkuraten Gemüt des Römers. Biaggi war in der Lage, sich durch viel Disziplin Jahr um Jahr auf dem höchsten körperlichen Level zu halten.

Seine Karriere ist das perfekte Beispiel für einen Fahrer, der fähig ist schnell zu lernen und sich an verschiedene Gegebenheiten anzupassen. Biaggi gewann in der 250-ccm-Klasse, mit 500-ccm-Maschinen, auf den MotoGP-Bikes und in der Superbike-WM viele Rennen. Bei seinem Debüt auf einem 500-ccm-Motorrad schlug er Weltmeister Mick Doohan bereits im ersten Rennen. Im selben Jahr zeigte er nach seinem Sieg in Brünn den unumstritten schönsten Wheelie der Geschichte. Zudem wurde Biaggi zu Valentino Rossis Erzfeind und war somit Teil der letzten grossen Rivalität in der GP-Szene.

Doch abgesehen von seinen Leistungen verschlechterte sich durch sein zeitweilig ungehaltenes Handeln die Beziehung zu den Herstellern der MotoGP-Klasse immer weiter, bis er 2006 aus dem Paddock der Königsklasse verbannt wurde. Trotzdem verschwand er nicht im Stillen, sondern kam mit unerschütterlicher Konzentration und absoluter Kompromisslosigkeit, die sinnbildlich für eine Karriere stehen könnten, in die Superbike-WM. Zwei Weltmeistertitel waren der verdiente Lohn dieses Neuanfangs.

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