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WM mit 600 ccm ist nicht der Weisheit letzter Schluss

Von Rudi Hagen
Überschaubares Feld in der Seitenwagen-WM

Überschaubares Feld in der Seitenwagen-WM

In der Seitenwagen-Weltmeisterschaft muss seit Beginn dieser Saison mit 600 ccm gefahren werden. Die IDM fährt weiter mit den 1000ern. Was ist richtig, was ist falsch?

Ben und Tom Birchall wurden wie erwartet Seitenwagen-Weltmeister. Die überlegenen Brüder aus Mansfield im englischen Nottinghamshire konnten sieben von acht Rennen gewinnen. Nur das letzte nicht, denn hier überschlugen sich die beiden mit ihrer 600er LCR Yamaha auf dem Kurs in Grobnik/Rijeka schon in der Einführungsrunde.

Das ohnehin schon kleine WM-Feld war nach dem Ausfall der schon vorher als Weltmeister feststehenden Birchalls und dem von Peter Kimeswenger/Jens Lehnertz nach deren Crash bei der IDM in Oschersleben auf nur noch elf Teams geschrumpft, darunter zwei F2-Gespanne.

Die Seitenwagen-Welt ist spätestens seit Ende der letzten Saison gespalten, als bekannt wurde, dass ab 2017 in der Weltmeisterschaft nur noch Motoren bis 600 ccm eingesetzt werden dürfen. Als Hauptgrund für diese Reduzierung des Hubraums von bisher 1000 auf 600 ccm wurde von den Verantwortlichen der FIM Sicherheitsgründe angeführt. Die 1000er wären vor allem für die Beifahrerinnen und Beifahrer in den Kurven nicht immer beherrschbar.

In der IDM darf aber weiter mit den großen Motoren gefahren werden und das zumindest in dieser Saison sehr erfolgreich. Das Fahrerfeld ist voll, die Verantwortlichen und die Aktiven sind zufrieden und mit den Schweizern Markus Schlosser/Thomas Hofer ist ein Team Meister geworden, was auf den WM-Titel zumindest große Chancen gehabt hätte.

Warum sind sie dann in der WM nicht mitgefahren? Der Grund dafür ist einfach: Es fehlte das Geld, die entsprechenden Sponsoren, um neben der IDM auch eine WM zu fahren. Und nur in der WM mitzufahren, wäre für die Schweizer zu ungewiss und gleichfalls teuer geworden. «Wenn wir umgebaut hätten auf ein 600er-Gespann, hätten wir auch schon viel Geld in die Hand nehmen müssen», sagte Markus Schlosser dazu, «und wer weiß, ob es bei diesem Standard bleibt, denn immer weniger Werke stellen Motorräder mit 600 ccm her.»

Fest steht, dass die WM bisher nicht von der Einführung der 600er-Motoren profitiert hat. Das Teilnehmerfeld ist klein geblieben, Gaststarter aus der IDM mit F1-Gespannen sind ausgeblieben, acht Rennen wurden auf fünf Rennstrecken gefahren, davon in Le Mans und bei den Gamma Racing Days in Assen ohne Trainingsläufe und das Entscheidende, wenn man sich die Rundenzeiten im Vergleich zu denen der IDM ansieht, kann man feststellen, dass in der WM nicht viel langsamer gefahren wird – bei 400 ccm weniger!

Die Hoffnung auf Seiten der FIM, dass das Reglement bei den Seitenwagen in der Britischen Superbike ebenfalls auf 600 ccm umgestellt wird, hat sich in Luft aufgelöst, denn die fahren dort erfolgreich weiter mit den 1000ern.

Auf welche Motoren mit 600 ccm will man eigentlich setzen? Es gibt außer der Yamaha R6 keine neuen Supersport 600 Motorräder mehr in Europa seit der Einführung der Euro4 Norm. Selbst in der WSBK wird diese Klasse bald verschwunden sein. Warum sollte man sich dann bei den Seitenwagen gegen Beschlüsse der Hersteller stellen?

Fest steht: Die Seitenwagenklasse hat immer noch viele Fans, aber die Hubraum-Reduzierung in der Weltmeisterschaft ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

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