Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Markus Reiterberger bei TT: «Niemand ist unsterblich»

Von Markus Reiterberger
Vom Rennen in Donington Park ging es für mich und ein paar Jungs aus meinem Team direkt weiter auf die Insel Man zur Tourist Trophy. Die Jungs, die dort fahren, sind wahre Helden – der Wahnsinn.

Ich war von Montag bis Freitag auf der Insel Man, das hatte ich schon jahrelang vor. Da waren nur Trainings, das erste Rennen war am Samstag vor einer Woche, wir mussten aber vorher abreisen. Meinen Pa und meinen Mechaniker Wolfgang nahm ich mit, die wollten da auch immer schon mal hin. Wolle war 1989 oder so mal dort, das ist natürlich kein Vergleich zu heute. Durch die guten Verbindungen zum Team Penz13 klappte das alles.

Wir sind dahin geflogen, durften bei Penz im Truck übernachten und mit ihnen essen, dafür haben wir mit angepackt, wo es ging. Die zwei Schrauber haben geschraubt, ich habe geklebt. Recht viel zu tun hatten wir aber nicht.

Ein Teammitglied von Penz ist von der Insel Man, dessen Kumpels haben uns die wichtigsten Passagen auf der Strecke gezeigt – das ist abartig. Auch wenn ich nur Trainings gesehen habe, das ist vom Zuschauen her kein Unterschied.

Wir saßen bei Bray Hill in einem privaten Garten direkt auf der Mauer. Da sind die direkt neben dem Gehweg mit 300 km/h vorbei gebrettert, das war brutal. Dann waren wir bei Bottom of Barregarrow, das ist die härteste Stelle, die ich in meinem Leben gesehen habe. Da kommen sie im fünften Gang runter, lupfen kurz das Gas, fahren links an der Mauer vorbei und reißen das Gas voll auf. Da setzt die Verkleidung unten komplett auf dem Boden auf.

Dann waren wir noch bei einem Sprung, der im sechsten Gang gefahren wird – abartig. Mir ist dann noch eine Getränkebüchse runtergefallen und über die Strecke gekugelt. Wenn es da einen geschmissen hätte, der wäre tot gewesen. Dann hätte ich mich auch gleich umgebracht.

Alle Fahrer wissen, dass es gefährlich ist, jeder meint aber, dass es einen selbst nicht erwischt. Aber niemand ist unsterblich. Wenn du normalen Rennsport gewöhnt bist, ist das schwer verständlich.

Den tödlich verunglückten Dan Kneen habe ich von Penzkofers Abschlussfeier ein bisschen gekannt. Ich habe ihn grade noch gefilmt, zwei Minuten später war Abbruch und er war tot. Das ist schwer zu glauben.

Die Jungs aus dem Team von Penz hat das arg mitgenommen. Aber im Rest des Fahrerlagers wurde das einfach so zur Kenntnis genommen. Vor der Garage lagen ein paar Blumen, am nächsten Tag ging es normal weiter – als wäre nichts gewesen. Für mich war das schwer zu akzeptieren, das hat mir die Lust und Laune genommen.

Danny Webb kenne ich von Langstreckenrennen, der war richtig nervös. Er meinte zu mir, dass er froh sei, wenn er wieder gesund vom Motorrad absteigt. So eine Einstellung musst du haben, sonst war es das.

Auf der Strecke fährst du 215 km/h im Durchschnitt, Spitze weit über 300. Die haben null Auslaufzone. Ich sah eine Hausmauer mit einem Telefonmasten davor. Um den Masten haben sie eine Matratze rumgebunden, das war’s. Daneben war die Hausmauer. Das ist makaber, der Wahnsinn. Aber die Fahrer wissen es und gehen das Risiko ein.

Das sind richtige Helden, die dort fahren. Wenn du dort fährst, musst du nicht mal einen Fahrfehler machen. Wenn irgendetwas kaputt geht, ein Reifenplatzer oder so, dann hast du wenig Chancen. Es gibt null Auslaufzone, du musst jeden Stein und jede Kurve kennen. Erfahrene Leute wie der Rutter fahren teilweise ganz andere Linien, der ist Bodenwellen ausgewichen, weil er genau wusste, wo die sind. Dan Kneen war auch von der Insel und wusste das, aber er hat halt einen Fehler gemacht. Es weiß ja niemand, was passiert ist.

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