Speedway: Trauer um Andrey Kudryashov

Stephan Büttner: Motocross trotz Querschnittslähmung

Von Thorsten Horn
Stephan Büttner: «Ein Stück Lebensqualität»

Stephan Büttner: «Ein Stück Lebensqualität»

Das Supercross Dortmund war das gewohnte Hallenspektakel, bei dem es an nichts fehlte. Für den herausragenden Gänsehautmoment sorgte der querschnittsgelähmte Stephan Büttner.

Rückblende zum 14. März 2021: An jenem Tag änderte sich das Leben von Stephan Büttner auf einen Schlag, und zwar nicht zum Positiven. Der Schkölener war nach einem komplizierten Schien- und Wadenbeinbruch und rund eineinhalbjähriger Genesung gerade wieder voll ins Training eingestiegen, als er durch einen kleinen Konzentrationsfehler stürzte, sich den 11. und 12. Brustwirbel brach und seither querschnittsgelähmt ist.

Das hinderte ihn nicht daran, beim diesjährigen Supercross in Dortmund am Samstagabend auf einem Motocrossbike sitzend, allein und vor 20.000 feuchten Augen, eine Runde zur Streckenvorstellung in der Westfalenhalle zu drehen. «Ich hatte 2016/2017 eine sehr gute Supercross-Saison und damals drei von vier Veranstaltungen (Stuttgart, Chemnitz, München und Dortmund – der Autor) gewonnen. Ich habe auch in Dortmund gewonnen und bin dort Meister geworden. Das war ein sensationelles Wochenende für mich, an das ich mich sehr gerne erinnere. Diesmal war es natürlich etwas ganz anderes, aber es war ebenfalls echt toll. Der Hype um mich war sogar noch größer als damals. Das war überwältigend und irgendwie wie früher. Deshalb geht es mir jetzt auch wieder so gut», sagte er gegenüber SPEEDWEEK.com.

Zu den Anfängen dieses außergewöhnlichen Projekts erklärte der 28-jähriger Thüringer: «Die Idee, wieder Motocross zu fahren, stammt von mir und ist in meinem Kopf beim Supercross Dortmund im Januar 2023 entstanden. Ich wollte unbedingt für mich selbst und für eine gewisse Lebensqualität mal wieder aufs Motorrad. Es hat dann fast ein Jahr gedauert, bis dieser Traum Wirklichkeit wurde.»

Dazu musste er sich zunächst vor allem mental, aber auch körperlich aus diesem tiefen Loch herausquälen. Mit einem Spezialaufbau aus Frankreich, inklusive Festschnallgurt, baute ihm das Kawasaki Elf Team Pfeil eine KX 450 auf Handschaltung und Hand-Hinterradbremse um, mit der Stephan Büttner im Oktober 2023 auf der Motocrossstrecke des MSC Triptis gemeinsam mit seinen engsten Kumpels wieder seine ersten Runden drehte.

Dazu entstand ein Film von benzim, durch den auch die Dortmunder auf seinen neuesten Spleen aufmerksam wurden. «Die Idee, das auch beim Supercross in Dortmund zu machen, kam dann von Tommy Deitenbach», so «Bütti» weiter.

Nach einem weiteren (Supercross-)Test zwischen Weihnachten und Neujahr in der Bayernhalle, war es schließlich so weit. «Die ganz großen Sprünge kann ich noch nicht machen, auch das Waschbrett ist nicht so richtig möglich. Die kleinen Rhythmussektionen konnte ich schon springen – gleich beim Training in der ersten Runde», lachte er, womit man ihm seine zurückerlangte Freude am Leben sofort anmerkt.

Draußen auf der Motocrossstrecke geht sogar ein bisschen mehr. «Da habe ich mehr Platz und hatte von Beginn an ein gutes Gefühl. Ich kam auch mit der Bedienung des Motorrads schnell sehr gut zurecht. Da ich fest mit dem Motorrad verbunden bin, kann ich das mit meiner Hüfte überraschend gut bewegen», merkte er an. «Rein vom Speed her könnte es vielleicht noch für regionale Rennen reichen, aber das will ich gar nicht mehr. Ich werde in meinem Leben kein Rennen mehr fahren, sondern es soll nur Spaß an der Freude sein. Ich will nur von Zeit zu Zeit mit meinen Freunden einen guten Tag auf der Motocross-Strecke haben.»

«Ich will mich nicht noch mal und nicht noch schlimmer verletzen», betont Büttner. «Die Ängste der Familie sind ja berechtigt. Aber Motocross steckt bei mir nun mal im Blut. Das Ganze hat mich auch wieder ein ganzes Stück lebensfroher gemacht und mich sehr aus dem Loch rausgeholt, in dem ich steckte.»

Aus diesem hat er sich ohne ärztlich-psychologische Hilfe herausgearbeitet, worauf er ebenfalls stolz ist. Dabei vergisst er aber nicht, dass ihm dazu auch seine Familie, insbesondere seine Frau und Tochter, viel Kraft gegeben haben.


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